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Elton John: Mein Leben in 20 Songs
Von Reginald Dwight zur schrillen Pop-Sensation und zurück: Elton John führt
uns durch seine turbulente Karriere.
'Empty Sky' ('Empty Sky') 1969.
Ein großartiger Rock’n’Roll-Song. Ich liebe ihn wahnsinnig. Ich kann mich daran erinnern, dass es ein sehr kleines Studio in London war und ich den Gesang im Treppenhaus aufgenommen habe, damit er mehr Hall bekommt.
‚Empty Sky‘ (‚Empty Sky‘) 1969.
Ein großartiger Rock’n’Roll-Song. Ich liebe ihn wahnsinnig. Ich kann mich daran erinnern, dass es ein sehr kleines Studio in London war und ich den Gesang im Treppenhaus aufgenommen habe, damit er mehr Hall bekommt.
Das Gitarrensolo (von Caleb Quaye) wurde auch im Treppenhaus eingespielt. Ein anderer Song aus dem Album, „Skyline Pigeon“, war der erste gute Song, den Bernie und ich geschrieben haben. Aber „Empty Sky“ hatte etwas Magisches. Es kam da alles so brillant zusammen, und es klingt immer noch toll. Für einen Klavierspieler ist es schwierig, einen Rock’n’Roll-Song zu schreiben. Es klang wie ein Stück von den Stones, und ich dachte: Wow, ich kann das.
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‚Your Song‘ (‚Elton John‘) 1970.
Was soll ich sagen, es ist der perfekte Song. Jedes Mal wenn ich ihn singe, wird er besser. Ich erinnere mich daran, dass ich ihn in der Wohnung meiner Eltern im Norden Londons schrieb. Als Bernie mir den Text gab, saß ich am Klavier, schaute darüber und dachte nur:
Oh, mein Gott, das ist ein so großartiger Text, den darf ich nicht versauen. Ich brauchte etwa 20 Minuten. Als ich fertig war, rief ich ihn, und wir waren uns beide sicher. Ich war 22, Bernie war 19, und es gab uns so viel Selbstbewusstsein. Musikalisch war es schon ein großer Schritt nach vorn. Und je älter ich werde, desto öfter singe ich diesen Text und desto mehr bringt er in mir zum Klingen.
‚Come Down In Time‘ (‚Tumbleweed Connection‘) 1971.
Ich liebe die Melancholie, und ich liebe die Traurigkeit. Ich liebe es, traurige Songs zu schreiben. Das heißt nicht, dass ich ein trauriger Typ wäre, aber sie liegen mir einfach. Dylan, Joni Mitchell, Neil Young, sie alle haben so viele davon geschrieben. Oder Peter Gabriel mit „Don’t Give Up“. Das sind die Lieder, die das ganze Leben bei mir bleiben, und wenn du einen solchen Song schreibst – wow, fühlt sich das gut an!
Wenn es nach mir ginge, würde ich nur solche Sachen schreiben! Ich liebe „Come Down In Time“. Das war erst unser drittes Album, und es klingt, als hätte es auch von einem Jazzsänger sein können. Was die Akkorde und die Harmonien angeht, hatte ich so etwas vorher noch nie geschrieben. Ob es auf diese Liste gehört? Unbedingt.
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‚Burn Down The Mission‘ (und ‚My Baby Left Me’/’Get Back‘) (’11-17-70′) (1971).
Die erste Liveübertragung aus einem Radiostudio, vor 300 geladenen Gästen, darunter Mary Travers. Alle hatten Kopfhörer auf, als würden wir ein Album aufnehmen. Wir konnten einander wirklich sehr gut hören. Eigentlich haben wir nur gejammt, aber diese 18-minütige Jam-Session ist das Beste, was ich jemals mit Piano, Schlagzeug und Bass hinbekommen habe. Wir waren eine verdammt gute Band.
Persönlich hab ich mich in dieser Zeit enorm weiterentwickelt, wie ein Schmetterling, der aus seinem Kokon herauskommt. Musikalisch war Reg Dwight Geschichte. In dem Moment, in dem ich meinen Namen in Elton John geändert hatte, war ich auch Elton geworden. Reg gab es aber noch als Person, und das sollte noch zu einer Menge Probleme führen, weil mein persönliches Leben mit meinem beruflichen nicht Schritt hielt …
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Jenseits des Rampenlichts war ich noch immer der schüchterne und zurückhaltende Junge, aber sobald ich auf der Bühne stand, war ich wie ausgewechselt und hatte jede Menge Selbstvertrauen. Ich war gerade in die USA gekommen und hatte Leute getroffen, die ich mochte, wurde Neil Diamond vorgestellt, lernte The Band kennen, Dylan, Leon Russell. Leute wie George Harrison schickten mir Telegramme, in denen stand:
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„Was du machst, ist großartig.“ So bekam ich ein immer größeres Vertrauen in meine Arbeit. Mein Potenzial kam da erst richtig zum Vorschein. Ich dachte: Wow, das macht mir echt Spaß, ich kann mit den Jungs hier mithalten. Das ist das, was ich selbst heute für junge Bands leisten will. Wenn ich etwas höre, von dem ich so richtig begeistert bin, muss ich die anrufen und sagen: „Hey, das ist absolut brillant.“ Die Jungs von The Shins glaubten nicht, dass ich es bin (lacht).
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‚Madman Across The Water‘ (‚Madman Across The Water‘) 1971.
„Madman Across The Water“ war als Album das Ende einer Ära, die letzte Platte, die ich mit Studiomusikern einspielte. Wohl das Gegenteil von kommerziell. Aber wir haben mit jedem Album etwas riskiert. Wir haben echt Ernst gemacht mit dem Songschreiben.
Die Singles aus dem Album waren „Levon“ und „Tiny Dancer“, in den Charts sind die aber nicht sehr weit gekommen. „Tiny Dancer“ ist ein ziemlich komplexer Song – auch nicht einfach zu singen. Das Album als solches war brillant, trotzdem bedeutete es das Ende der Trio-Formation, weil wir damit irgendwie nicht mehr weiterkamen, und ich entschloss mich, einen Gitarristen in die Band zu holen. Davey Johnstone brachte einen ganz neuen Wesenszug mit ein. Diese drei Stimmen wurden von nun an geradezu symbolisch für meine Aufnahmen. Persönlich konnte ich mit dem Titelstück des Albums am meisten anfangen.
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‚Rocket Man‘ (‚Honky Château‘) 1972.
Die erste richtig erfolgreiche Single, die ich rausbrachte. „Your Song“ war ein Hit, „Rocket Man“ war ein Super-Hit. Man hört eine Akustikgitarre darauf, das war etwas Neues für mich – auch ein einfacherer Sound.
Ich zog in ein eigenes Haus – ich wurde erfolgreich, und ich gewann musikalisch weiter an Selbstvertrauen. Alles hatte mit meiner Musik zu tun – die Tourneen, Aufnahmen, Radio-Interviews, Fotoshootings und immer die Frage: Was machen wir als nächstes?
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‚Crocodile Rock‘ (Don’t Shoot Me I’m The Only Piano Player‘) 1973.
„Don’t Shoot Me I’m Only The Piano Player“ war mein erstes Nr.-1-Album in Großbritannien. Da war „Daniel“ drauf – reiner Pop –, aber auch Songs wie „Elderberry Wine” und „Teacher I Need You”. Und natürlich „Crocodile Rock“, der Song, der wahrscheinlich die Meinung der Kritiker über mich endgültig verändert hat.
Es war eine offenkundige Hommage an „Speedy Gonzalez“ von Pat Boone und die ganze andere tolle Musik aus den Fünfzigern und Sechzigern, die wir schon damals liebten, wie Danny And The Juniors mit „At The Hop“. Meine Karriere bestand nicht nur aus „Crocodile Rock“ – das war eher eine einmalige Sache –, aber es wurde ein gigantischer Hit, und langfristig verwandelte er sich sogar in etwas Negatives, weil die Leute es nicht mehr hören konnten. Ich habe nicht als Hitlieferant angefangen, ich wusste gar nicht, wie man das macht; meine ersten vier Alben zeigen das auch. ROLLING STONE hat die Platte damals besprochen und ihr zwei Sterne gegeben. Ich dachte: Ach, fuck off! Es war echt großartiger Pop. Und jetzt Klappe halten.
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‚We All Fall In Love Sometimes‘ (‚Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy‘) 1975.
Und wieder ein kreativer Wandel. Jeder Text auf „Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy“ drehte sich um Bernie und mich, um unsere Fähigkeit, gemeinsam Songs zu schreiben und aus ihnen etwas Großes zu machen. Ich muss weinen, wenn ich dieses Lied singe, weil ich Bernie damals so liebte, nicht sexuell, sondern weil er die Person war, nach der ich mein ganzes Leben gesucht hatte, mein soulmate. Wir waren schon so weit zusammen gekommen, und trotzdem waren wir noch so naiv. Ich war schwul, und er war verheiratet; dennoch war er die Person, die ich mehr als alles sonst liebte.
Eine sehr seltsame Beziehung hatten wir, denn wir waren ja keine siamesischen Zwillinge. Gott sei Dank waren wir keine siamesischen Zwillinge, denn dann hätte es garantiert nicht funktioniert. Diese Beziehung ist die wichtigste in meinem Leben. Auf bestimmte Weise wurde ich Jahre später zu Captain Fantastic, und er endete tatsächlich als Dirty Brown Cowboy:
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Ich lebe hier meinen glamourösen Lifestyle aus und sammle Bilder, während Bernie sich für Pferde und Bullenreiten und solches Zeug interessiert. Wir wurden zu den Figuren, die wir geschaffen hatten. Wer hätte das ahnen können? Ich schrieb eine Menge Songs auf der SS France, die damals noch auf der Transatlantik-Route zwischen Southampton und New York fuhr. Ich nahm die Band – Nigel und Davie kamen mit mir – und schrieb die Songs in der Mittagspause, weil den Raum, in dem das Klavier stand, die meiste Zeit ein Opernsänger für sich reserviert hatte. „Someone Saved My Life Tonight“ ist eine naheliegende Wahl, weil der Song von mir handelt, aber ich würde es trotzdem nicht unbedingt in meine Liste nehmen. Ich mag es aber und „(Gotta Get A) Meal Ticket” auch. Das ganze Album wurde genau in der Reihenfolge geschrieben, in der die Songs dann auch auf der Platte erschienen, es war eine Geschichte – und zu diesem Zeitpunkt auch mein bislang mutigstes Album.
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‚Song For A Guy‘ (‚A Single Man‘) 1978.
Das erste Album, das ich ohne Taupin machte. Bernie und ich haben uns nie getrennt. Aber wir nahmen eine Menge Drogen und tranken zu viel. Er fing damals an, auch für andere zu schreiben, was mich ein wenig eifersüchtig machte, aber ich entschloss mich, auch mit anderen zu arbeiten. Wir haben darüber nie so explizit gesprochen, wir ließen es einfach geschehen, und es tat weh. Es tat ihm weh und mir auch, aber wir waren nachgiebig und auch klug genug, um zu wissen, dass, wenn wir den anderen damals nicht auch mit anderen Musikern hätten arbeiten lassen, unsere Beziehung geendet hätte. Mein Lieblingssong auf „A Single Man“ ist „A Song For Guy“. Das war wirklich mal was anderes, ein Instrumentalstück, bei dem ich alles allein einspielte. Dieser Track bedeutete mir sehr viel.
Er war ein Riesenerfolg in England, aber in den USA schaffte er es nicht in die Top 100, was mich stur werden ließ und mich dazu brachte, MCA Records zu verlassen. Ich wollte unbedingt mit einem Instrumental in die Charts. MCA sagte: „Das geht nicht.“ Dann sagte ich: „Okay, dann geh ich eben zu Geffen.“ Im Nachhinein war das ein großer Fehler.
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‚Mama Can’t Buy You Love‘ (‚The Thom Bell Sessions‘) 1979.
Ein millionenfach verkauftes Album, das nur von schwarzen Radiostationen in den USA gespielt wurde. Mit „Philadelphia Freedom“, „Bennie and The Jets“ und dann eben „Mama Can’t Buy You Love“ hatte ich drei Nummer-1-R&B-Songs, was einem Jungen aus Pinner, Nordwest-London, unglaublich viel bedeutete.
Der Produzent Thom Bell gehörte zu meinen Idolen, und ich liebte alles, was damals an Musik aus Philadelphia kam: Gamble And Huff, MFSB, die Three Degrees, die O’Jays, Teddy Pendergrass – wow! Diese Ära war so groß, das war brillantes Zeug, und das wird niemals veraltet wirken.
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‚Elton’s Song‘ (‚The Fox‘) 1981.
Ich bin auf der Suche nach einem Hit. Zu diesem Zeitpunkt musste man bei einer Plattenfirma einen Hit produzieren. Und auf dem Album „The Fox“ gab es eigentlich keinen. Es war das erste Album bei Geffen, und es war kein Erfolg. Allerdings war ich in guter Gesellschaft – John Lennon war auch zu Geffen gegangen, und auch seine Platte verkaufte sich nicht, zumindest nicht, bis er erschossen wurde – da kam er in die Charts. Das war eine richtige Ohrfeige für mich.
Da waren wieder eine Menge Drogen im Spiel, aber „Elton’s Song“ ist wunderschön, was auch an Tom Robinsons grandiosem Text liegt. Es erinnert mich an den Internatsfilm „If …“ von Lindsay Anderson. Der war sehr homoerotisch. Ich konnte mir genau vorstellen, welcher Junge ich sein wollte, in dieser engen Turnkleidung, am Barren schwingend, die Füße hin und her bewegend. Das war der erste schwule Song, den ich als solchen aufgenommen habe. Also früher als „All The Girls Love Alice“. Es war mein erster „Boy-on-boy“-Song, den ich schrieb, denn Tom ist schließlich auch schwul, und wir wurden enge Freunde.
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‚I Saw Here Standing There‘ (mit John Lennon) (’28th November 1974 EP‘) (1981).
Was sah John Lennon in mir? Ich denke, es war vor allem meine Frechheit und dass ich mir treu blieb und mich einen Scheiß dafür interessierte, was andere davon halten. Wir verstanden uns sofort großartig, obwohl ich einen gewaltigen Respekt – ach Quatsch: gewaltige Ehrfurcht vor ihm hatte. Ich habe nie die andere Seite von John gesehen, die, die sich mit Harry Nilsson sinnlos betrinken und von einem Moment auf den anderen wie ausgewechselt sein konnte.
Ich sah immer nur seine liebenswürdige, hinreißende Seite. Und liebenswürdig war er keineswegs nur zu mir, sondern auch zu meinen Eltern und zu meinen Bandkollegen. Ich habe mich einfach in ihn verliebt. Ich war auch derjenige, der ihn, zumindest in gewisser Weise, dazu brachte, wieder aufzutreten, bei meinem Konzert im Madison Square Garden. Schließlich hatte ich mit ihm gewettet, dass „Whatever Gets You Thru The Night“ an die Spitze der Charts kommen würde, und genau so geschah es. Vor dem Konzert war er wie versteinert – er war ja seit Jahren nicht mehr aufgetreten. Aber er kam – und das werde ich niemals vergessen – er bekam einen Applaus, der unglaublich war …
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Vielleicht acht Minuten lang stehende Ovationen, es war herzerwärmend, und es bewegte auch ihn. Er hatte sich nicht gut gefühlt vor dem Konzert, er hatte an dem Abend Yoko wiedergetroffen, was dem Lauf seines Lebens mal wieder eine andere Wendung gab. Und ich hatte etwas damit zu tun. Vielleicht wurde ich in Johns Leben geschickt, damit sie wieder zusammenkamen. Also machten wir Musik zusammen, und es war wirklich eine große Sache für mich. Wir haben uns den Arsch abgelacht. Wir waren im Sherry-Netherland-Hotel, und ich kann mich erinnern, dass wir auf Koks waren – aber wie! Irgendwann gegen 2 Uhr nachts klopfte es an der Tür und – ich meine, Sie wissen, wie paranoid man werden kann, wenn man auf Koks ist – ich dachte mir: Schau lieber mal durch den Spion.
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Ich brauchte wahrscheinlich fünf Minuten, um zur Tür zu kommen, und ich schaue hindurch, und wen sehe ich? Andy fucking Warhol! Das sage ich John, und der: „Lass den auf keinen Fall rein, der hat garantiert seine Kamera dabei!“ Dann warteten wir einfach, bis er weggegangen war. Solche Sachen hab ich mit John erlebt: tolle, verrückte Sachen. „I Saw Her Standing There“ muss unbedingt mit rein. John gab auch zu, dass Paul es geschrieben hat, was auch wieder seine Größe beweist.
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‚I Guess That’s Why They Call It The Blues‘ (‚Too Low For Zero‘) (1983).
Bei „Too Low For Zero“ war Bernie wieder mit an Bord – wir haben alles auf dem Album zusammen geschrieben. Außerdem habe ich bei den Aufnahmen Renate (Blauel, die er ein Jahr später heiratete) zum ersten Mal getroffen, weil sie dort im Studio Toningenieurin war. Mit dem Album haben wir wirklich unsere alte Form wiedergefunden. Auch wenn „I’m Still Standing“ so eine richtige Hymne war, gehört „Blues“ für mich eher in die Liste meiner Lieblingslieder. Es lässt sich großartig singen und ist zeitlos.
‚I Don’t Wanna Go On With You Like That‘ (‚Reg Strikes Back‘) 1988.
Persönlich bewege ich mich ja gern mal auf den Abgrund zu. Es schien da auch keinen Ausweg zu geben. Ich bin einfach nicht die Person, die Drogen hätte nehmen sollen, weil ich die gar nicht brauche – ich habe genügend Speed im Körper, um mit allem fertigzuwerden. Ich habe genügend Enthusiasmus. Der einzige Grund, warum ich Kokain nahm, war, dass es für mich ein Aphrodisiakum war. Bei 99 Prozent der anderen Menschen ist es das ja nicht, aber mich machte es immer unglaublich geil, und deshalb gefiel es mir. Seltsame Ironie, dass „I Don’t Wanna Go On With You Like That” eine Hitsingle war. Ein Uptempo-Stück. Wenn ich im Studio bin, bin ich normalerweise voll konzentriert, aber bei diesem Album war ich außer Kontrolle. Auf die Bühne nehme ich meine persönlichen Angelegenheiten aber nie mit. Man muss das komplett voneinander trennen. Alle großen Künstler tun das. Billie Holiday tat es, Diana Ross, Otis Redding, Johnny Cash auch. Oder, wenn man es doch tut und seinen persönlichen Kram mit auf die Bühne nimmt, dann um sich selbst in eine emotionalere Stimmung zu bringen, wie Judy Garland. Nur wie Amy Winehouse darf man es nicht machen: auf die Bühne kommen und sich dort ruinieren. Raus auf die Bühne, und dann musst du damit leben, wie du dich fühlst, wie traurig du da gerade auch sein magst. Ich brauche nur das Publikum zu sehen, ein Klavier und die Band, und schon geht es los. Zweieinhalb Stunden lang bin irgendwo ganz anders.
‚Club At The End Of The Street‘ (‚Sleeping With The Past‘) 1989.
„Sleeping With The Past“ war dann eher eine betrunkene als eine zugedröhnte Platte. Es war auch das letzte Album vor meinem Alkoholentzug, und dafür war es ziemlich gut. „Club At The End Of The Street“ mag ich besonders. Wir wollten ein Stück schreiben, das auch die Drifters hätten aufnehmen können, einen von diesen Goffin/King-Songs, wie sie im Brill Building gemacht wurden. Zu dieser Zeit wurde mir klar, dass meine Zeit vorbei war. Ich schaute mir die Charts an – ich bin schließlich ein Fan, und ich weiß, dass die Leute ihre kurze Zeit auf der Sonnenseite haben, in der sie praktisch nichts falsch machen können. Das hält vielleicht für fünf Alben, sechs, wenn’s hoch kommt. Dann kommt jemand anders daher, und in meinem Fall waren das Phil Collins, Madonna, Prince, U2, The Police, all diese Leute. Ich wusste, dass ich gut genug war, um mich oben zu halten, denn ich bin ein guter Live-Performer. Aber ich sagte mir: Ich werde nicht ewig die Nummer 1 sein können. Und Gott sei Dank verfügte ich über genügend gesunden Menschenverstand, um das zu erkennen.
‚The North‘ (‚The One‘) (1992).
Mit dem Entzug bin ich durch. Wann war der Punkt, als ich wusste, dass die Zeit dafür gekommen war? Unbewusst wahrscheinlich schon 1989, als ich mein ganzes Zeug bei Sotheby’s versteigert habe. Meine Ehe war vorbei, ich hatte keinen Partner, und ich fühlte mich elend. Ich dachte: Okay, als Erstes werde ich mich von all diesen Habseligkeiten trennen, und dann werde ich damit beginnen, aus meinem Haus in Woodside, diesem beschissenen Popstar-Palast mit Goldenen Schallplatten an den Wänden, ein richtiges Zuhause zu machen. Ich werde das Leben eines normalen Menschen führen. Ich nahm immer noch Drogen, lebte nur ein bürgerlicheres Leben. Sechs Monate später war mein damaliger Partner in einer Entzugsklinik in Arizona. Ich wusste, was passieren würde, als ich ihn besuchte. Ich wurde sein Berater, er wurde meiner. Wir knieten einander gegenüber auf dem Boden und schrieben eine Liste all der Dinge, die wir beim anderen für ein Problem hielten. Meine Liste war so mickrig … ich hatte zum Beispiel geschrieben, dass es mir nicht gefiel, wie er seine CDs sortierte. Er dagegen hatte geschrieben, dass ich drogensüchtig sei, bulimisch, sexsüchtig, esssüchtig und ein Alkoholiker. Ich sagte: „Weißt du was, du hast recht. Ich gebe mich geschlagen.“ Ich kam aus dem Entzug, und, wissen Sie, es ist erstaunlich, wenn man daran denkt, wie eins zum anderen führt – alles war wieder da …
Die Hoffnung. Alles. Musik ist mir nie von der Seite gewichen. Nüchternheit gibt einem eine gewisse Gelassenheit. Nachdem ich trocken war, habe ich viel erlebt, was mich ansonsten wahrscheinlich wahnsinnig gemacht hätte: der Stress, als ich mich von meinem Manager trennen musste, das Geld, das mir gestohlen wurde, so was eben. Wenn man nicht mehr trinkt, kann man sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, statt auf die Vergangenheit, und ich habe deshalb niemals etwas bereut. Seitdem ich trocken bin, ist mir nichts Schlechtes widerfahren. Dinge geschehen, man verkracht sich mit jemandem, aber ich habe jetzt die Mittel, damit umzugehen, und ich hatte das Glück, David (Furnish) als Partner zu haben, der mir half, das alles zu bewältigen, sowie gute Leute, die sich für mich um alles Geschäftliche kümmern. Ich liebe mein Leben heute. Ich habe es immer geliebt, nur wusste ich nicht, wie ich es zu leben hatte. Um „The One“ zu machen, ging ich nach Paris, und das war eine seltsame Erfahrung. Ich war es gewohnt, Aufnahmen nur unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol zu machen, und hier war ich zu 100 Prozent trocken und clean, das war ziemlich hart. Einen guten Song habe ich aber hinbekommen, das war „The North“, den ich wirklich sehr mag. Das ist ohne Frage mein Lieblingssong auf diesem Album. Dann natürlich, im Anschluss, kam „The Lion King“, und es war die Hölle los.
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‚Circle Of Life‘ (‚The Lion King‘) (1994).
„Der König der Löwen“ änderte mein Leben. Ich bekam die Möglichkeit, für die Bühne zu schreiben, und hatte dadurch mehr Pfeile im Köcher. Nach „The Lion King“ schrieb ich „Aida“, dann „Billy Elliot“ und schließlich „The Vampire Lestat“ – vier Musicals. Allerdings konnte damals niemand ahnen, wie groß das Ganze werden würde. Ich bin so stolz, dass ich ein Teil davon geworden bin, und dafür bin ich Tim Rice zu großem Dank verpflichtet. Er war derjenige, der mich anrief und sagte: „Disney meint, du würdest es nicht tun.“ „Natürlich mache ich es, das ist eine großartige Geschichte“, antwortete ich darauf. Es war eine tolle Erfahrung, mit Jeffrey Katzenberg und Tim zusammenzuarbeiten. Bernie hatte mir auch seinen Segen gegeben – da gab es keinerlei Neidgefühle oder irgendetwas in der Art. Live spiele ich die Songs eher selten, weil sie nie so richtig reinpassen, „Circle Of Life“ allerdings schon, wegen des grandiosen Textes. Eigentlich hätte dieser Song den Oscar gewinnen müssen, aber okay, am Ende war es „Can You Feel The Love Tonight“ (ein anderer Song von „The Lion King“), ich habe keinen Grund, mich zu beschweren.
‚Original Sin‘ (‚Songs From The West Coast‘) 2001.
Für diesen Teil meiner Karriere war das Album „Heartbreaker“ von Ryan Adams von großer Bedeutung. Ich habe mich einfach in ihn und das Album verliebt. Und ich hatte das große Glück, dass Pat Leonard „Songs From The West Coast“ produzierte. Er griff meine Idee auf und machte alles einfacher. Er überredete mich, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. Ich muss sagen, dass zu den Dingen, die ich in meinem Leben am meisten bereue, gehört, dass Pat und ich uns so voneinander weg bewegt haben; und das, ohne dass wir uns so richtig gezankt hätten. Ich fühle mich auch undankbar ihm gegenüber, dass wir nicht noch ein Album zusammen gemacht haben. Wir waren uns bei den Aufnahmen so nah, und er schubste mich immer wieder in die Richtung, in die ich selbst auch gehen wollte. „Original Sin“ ist eines der besten Stücke, die ich jemals geschrieben habe.
‚Gone To Shiloh‘ (mit Leon Russel) (‚The Union‘) 2010.
Das Album vor diesem, „The Captain & The Kid“, war das verlorene Juwel meines Lebens. Wir erzählten darin die laufende Story von uns, Bernie und Elton, wie sie sich zu diesem Zeitpunkt darstellte. Ich mochte es so sehr, weil es so persönlich und wirklich gut war. Ich war sehr wütend auf Interscope Records, weil die das Album rausbrachten und dann … versenkten. Wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, dass ich keine Soloplatte mehr gemacht habe, es hat mir das Herz gebrochen. Ich war so desillusioniert. Wäre es nicht mit Leon Russell gewesen, wäre ich wohl nicht mehr ins Studio gegangen. Ein einziger Anruf bei Leon, eigentlich nur um zu fragen, wie es ihm geht, und ihm für alles zu danken, was er für mich als jungen Künstler getan hatte, entwickelte sich zu einer der großartigsten Erfahrungen in meinem Leben. „Gone To Shiloh“ ist ein Song, der sich anfühlt wie ein Film – ein Schlüsselmoment für „The Union“ und ein Schlüsselmoment für uns als Songwriter. Als ich das Album „Raising Sand“ von Robert Plant und Alison Krauss hörte, stieß ich wieder auf T Bone Burnett. Ich hatte alle Aufnahmen gehört, die er für Elvis Costello produziert hatte, und ich liebte sie, aber „Raising Sand“ war eine ganz simple Geschichte, und ich wollte unbedingt mit ihm arbeiten. Als die Sache mit Leon ernst wurde, war er also der Erste, an den ich dachte, und es begann diese Beziehung, die inzwischen schon so stark und so eng geworden ist, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, meine Alben von jemand anderem produzieren zu lassen. Es war der Anfang eines neuen Anfangs.
‚My Quicksand‘ (‚The Diving Board‘) (2013).
Als „My Quicksand“ fertig war, dachte ich: Das ist der beste Track, den ich jemals aufgenommen habe. Und das galt für Piano, Gesang – einfach alles. So wie in diesem Song hatte ich noch nie Klavier gespielt – das Solo war improvisiert. Ich wusste sofort, dass ich mich damit ein gutes Stück weiterentwickelt hatte – das war die Art Song, von der ich als junger Künstler nie geglaubt hätte, dass ich sie mal singen würde. Die Zeit, in der ich Popalben wie „Goodbye Yellow Brick Road“ und „Don’t Shoot Me I’m Only The Piano Player“ aufgenommen habe, sind vorbei. Das passt nicht mehr zu dem Mann, der ich heute bin. Der Mann, der ich heute bin, hat seine ehrlichste Platte überhaupt gemacht. Ich befinde mich an einem Punkt, an dem ich so viel zurückgeben will, wie ich kann. Ich denke, dass die Menschen merken, dass ich ihre Liebe und Zuneigung aufrichtig zu schätzen weiß und auch ihre Loyalität. Es macht alles noch so viel Spaß nach all diesen Jahren. Sie standen immer an meiner Seite, wenn ich nicht mehr wusste, wer ich eigentlich war. Ich bin so dankbar, und dies ist die Musik, die ich machen will. Es ist das Beste, was ich geben kann.
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