einmal cool sein: Froh, endlich der Teenie-Ecke entkommen zu sein, liefert A-HA auch auf „„Lifelines“ lässigen Adult-Pop
Morten Harket macht das schon ganz richtig so. Während der in New York residierende Paul Waaktaar-Savoy Puddle Of Mudd und Nickelback klasse findet, hört der dreifache Vater Motten überhaupt keine Musik mehr.
Der Mann, der möglicherweise für die Erfindung der Freundschafts-Armbänder verantwortlich zu machen ist und für Pressefotos anno 1986 schon mal die Tennissocken über die Jeans zog, scheint zwar immer noch nicht zu altern, möchte die leidige Vergangenheit des universellen Pop-Phänomens a-ha aber am liebsten zu den Akten legen. „Ich mag es, dass wir heute von den Medien so angenommen werden, wie wir es früher eigentlich verdient hätten. Aber wir haben auch selbst viele Fehler gemacht, steckten knietief im Sumpf knallbunter Teenzeitschriften und fühlten uns letztendlich nicht mehr wie eine richtige Band. Daran sind wir dann auch langsam kaputt gegangen.“
Magne Furuholmen, der sich in Norwegen als Maler einen Namen gemacht hat und während des Interviews immer wieder grobe Entwürfe in einen Notizblock kritzelt, sieht die Entwicklung der einstigen Shootingstars ähnlich: „Wir wurden eindeutig von vielen Menschen fehlinterpretiert. Natürlich wusste niemand besser als wir selbst, wie uncool es damals war, a-ha zu hören. Ab wir dann nach so langer Pause ‚Minor Earth Major Sky‘ aufnahmen, spielte auch die Eitelkeit eine Rolle, in der öffentlichen Wahrnehmung von a-ha so einiges klarzustellen.“
Das siebte a-ha-Album „Lifelines“ scheint diese Imagekorrektur abzurunden: Für die Produktion des gepflegten Adult-Pop zeichneten unter anderem Clive Langer & Alan Winstanley (Elvis Costello, Morrissey, Madness) und Stephen Hague (New Order, Blur, Pet Shop Boys) verantwortlich, die „Bravo“ ist längst nicht mehr interessiert und das Trio ignoriert heute Leute, mit denen es nicht reden wilL „Ich bin froh, dass ich nicht mehr im Brennpunkt der Teenie-Presse stehe“, zeigt sich Harket sichtlich erleichtert. „Ich habe mich stellenweise wie in einer Freakshow gefühlt. Ich war kein Mitglied der Gesellschaft, stigmatisiert und isoliert. Heute kann ich mich wieder freier bewegen, aber ich lasse mich meist nur noch an Orten blicken, wo ich auch jederzeit wieder verschwinden kann.“
So schweift der Blick also doch zurück ins Unabänderliche und zu Kollegen, die es laut Harket und Furuholmen genau richtig eingefädelt haben: U2 hätten sich durch intensive Imagepflege von Beginn an die nötige Street credibility erarbeitet, die den Skandinaviern immer fehlte. „Unser Fehler war, dass wir zu sehr wir selbst waren. Eine festgelegte Rolle zu spielen, hätte vielleicht manches vereinfacht“ Hinterher ist man eben immer schlauer.