Eine Menge zu geben
Der Band Guni weint SVEN SCHUMACHER nicht mehr nach. Mit zartem Pop sucht nun neue Seiten an sich
Der Mann ist 32 Jahre alt, und er hat keine Lust, sich dafür zu rechtfertigen, dass Teenager seine Musik eventuell nicht mögen werden. „Wenn ich singe“, sagt Sven Schumacher, „dann ist das einer der wenigen Momente, in denen ich wirklich glücklich bin.“ Und diese Momente weiß er inzwischen sehr zu schätzen. Vor allem, weil er nach dem traurigen Ende von Gum lange überhaupt keine Lust mehr auf das Musikgeschäft hatte: „Nach dem Split von meiner Band war ich erst mal total geknickt und wollte gar nichts mehr machen, was mir emotional gefährlich werden könnte.“
So hat Schumacher zunächst die Lemonbabies produziert, Werbe-Jingles geschrieben und Songs für andere Künstler. Er wollte im Hintergrund bleiben, aber dann kam ihm wohl doch der Ehrgeiz dazwischen. Er zog nach Hamburg und nahm ein paar Songs auf, einigen Plattenfirmen gefielen sie und schon war er auf Tour mit Laith Al-Deen, ausgerechnet. In die Soulpop-Schublade von Xavier, Ayman und Konsorten will er allerdings nicht gesteckt werden.“Ich wollte einfach nur ein bisschen weichere Musik machen, das ist alles. In diesen kalten Zeiten ist das Bedürfnis nach Wärme doch sehr groß, und ich glaube, ich habe da eine Menge zu geben.“
Darum ist sein Solo-Debüt „Sven Schumacher“, das nach monatelanger Verzögerung nun Anfang März erscheint, an manchen Ecken fast kitschig geraten, an anderen nur sehr sensibel. Und fast immer singt er von der Liebe. Ein Träumer ist Sven Schumacher auch nach 20 Jahren Musikmachen und einigen Kämpfen mit und gegen die dazugehörige Industrie immer geblieben. Er hat keine andere Wahl: „Ganz banale Dinge wie Rechnungen zu bezahlen, die fallen mir echt schwer. Plötzlich steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür, und ich weiß gar nicht, warum. Im normalen Leben bin ich nicht so gut. Mir fallt es schwer, bestimmte Realitäten wahrzunehmen.“
Nicht immer allerdings: Als Single veröffentlicht der smarte Romantiker jetzt eine Version von Icehouses „Hey Little Girl“. Weil er das Lied mag, vor allem aber weil Coverversionen zurzeit so gut laufen – „und ich will ja schließlich, dass das Album die ihm gebührende Aufmerksamkeit bekommt!“ Ein kleiner Kompromiss ist dafür schon drin.