Ein Nomade in Stuttgart
Ousmane Ag Mossa von Tamikrest ist der vorerst noch einsame Botschafter seiner Tuareg-Band aus Mali - auf Reise durch Deutschland.
Bob Dylan kam nicht bis nach Tin-Zaouaten. In dem Dorf in Mali, das nur einen Fußmarsch von der Grenze nach Algerien, aber schier unendlich weit vom Rest der Welt entfernt liegt, wuchs Ousmane Ag Mossa mit der traditionellen Musik der Tuareg auf. Zwar tauschten seine Freunde und er später auch Kassetten aus, auf der Musik von Bob Marley und Mark Knopfler zu hören war. Doch von einem Mann, der Bob Dylan heißt, hat der 28-Jährige erst vor wenigen Tagen erfahren, als er einige Bob-Dylan-Bootlegs entdeckte. „Klingt ganz interessant“, findet er.
Nun wohnt er bei Peter Weber vom Glitterhouse-Label in Stuttgart. Wenn er nicht gerade Werbung für „Adagh“ macht, das Debüt von Ousmanes Band Tamikrest. Der Rest des Kollektivs, zu dem auch Ousmanes Frau zählt, konnte nicht mitkommen, weil es Probleme mit den Visa gab.
Entsprechend verloren wirkt der Lockenkopf im rustikalen Partykeller. Auf Fragen antwortet er schüchtern-leise auf Französisch, zwei Songs des Albums singt er in der Tuareg-Sprache Tamaschek vor, verfällt zur elektrischen Gitarre in den beschwörenden, bluesigen Tonfall, der das gesamte Album prägt. Dann verabschiedet er sich höflich.
Ousmanes Vorbild ist die Tuareg-Band Tinariwen, die den elektrifizierten Sahara-Blues erfunden hat. Die Band kämpfte nicht nur in ihren Texten gegen die Unterdrückung der Nomaden. „Ich tauge aber nicht zum Kämpfer“, sagt Ousmane. „Eigentlich wollte ich Anwalt werden, doch dann habe ich festgestellt, dass ich mit der Musik doch viel besser die Interessen meines Volkes vertreten kann.“
Wie Tinariwen sind auch Tamikrest beim „Festival au Desert“ in der Nähe von Timbuktu entdeckt worden. 2008 traten dort Chris Eckman, Chris Brokaw und Hugo Race mit ihrer Band Dirtmusic auf. Und die Geschichte, die sie zu erzählen nicht müde werden, ist die von dieser legendären ersten Session mit Tamikrest: „Wir sind zu ihrem Zelt hinüber gegangen – und haben es dann in den nächsten drei Tage nicht verlassen“, so Chris Eckman.