„Ein Minecraft Film“: Ich bin zu blöd für den Film, das muss es sein
Menschen kämpfen gegen Klötze, Menschen lieben Klötze. Versteht man das? Ich bin ja selbst schuld, ich lebe nicht in der Minecraft-Welt

Der „Minecraft“-Film, oder, wie er eigentlich heißt, „Eine Minecraft Film“, ist kein schlechter Film. Er ist nur extrem schwer zu verstehen. Zumindest, wenn man sich mit „Minecraft“ nicht auskennt, und ich kenne mich mit „Minecraft“ nicht aus. Im Gegensatz zu den 140 Millionen Menschen, die das Videospiel monatlich spielen. Ein Spiel, das sich 300 Millionen mal verkauft hat – Platz eins der erfolgreichsten Games aller Zeiten.
In der „Minecraft“-Welt gibt es die Oberwelt und die Unterwelt. Bevölkert wird die Game-Welt oben und unten von Klötzchenmenschen, retro-futuristisch aussehenden 8-Bit-Avataren, aus Quadern, Würfeln und rechteckigen Prismen, alles in 3-D, und die außerdem aus Voxel-Grafiken bestehen (das mit den Voxeln habe ich mir soeben angelesen, ich hatte das Wort noch nie gehört). Es gibt gute Avatare, die aussehen wie Carl „Up“ Fredricksen, bloß mit Gonzo-Nase. Und es gibt böse Avatare. Zombies, die an die Podlinge aus Jim Hensons „Dunklen Kristall“ erinnern. Ich kann es nicht besser beschreiben.
Wie in „Tron“ oder „Jumanji“ werden menschliche Helden in diese Videospielwelt transportiert und müssen dort um ihr Überleben kämpfen. Darunter Jack Black, den wir aus dem „Jumanji“-Remake mit ähnlicher Mission kennen, und der wie stets im hibbeligen AC/DC-Modus agiert, sowie ein gewohnt aufgepumpter, dem Video Game Craze der 80er verfallener Jason Momoa, hier als eine Mischung aus Bandersnatch und Eddie aus „Stranger Things“.
Momoas grelles Kreischen
Es spielen auch ein Junge (Sebastian Hansen) sowie zwei Frauen (Emma Myers, Danielle Brooks) mit. Doch obwohl wir im Jahr 2025 leben, Gleichberechtigung und so, erledigen die beiden behaarten Männer und der Junge die harte Arbeit, schlagen die Klötze zusammen, fliegen zur Belohnung durch die Lüfte, und die beiden Frauen laufen zeitversetzt mit Gartenschaufeln hinterher, um die kleineren Fälle zu erledigen.
Jack Black und Jason Momoa, Dick und Doof, geraten regelmäßig in Streit. Womöglich ein Kommentar zum nicht-ergebnisorientierten Ausleben toxischer Männlichkeit, konterkariert durch Momoas grelles Kreischen bei physischen Schmerzerfahrungen. Wenn die zwei Frauen im Team aber nicht viel mehr als Augenrollen hinzufügen, was lernen wir daraus? Stattdessen sagt eine – andere – Verehrerin zu Momoa: „Sie dürften ihren Sack in meine Tonne stopfen“.
Generell ist bei diesem Film absolut bemerkenswert, dass es keinen einzigen nicht-digital erzeugten Antagonisten gibt. Vielleicht der einzige Film seiner Art. Selbst Marvel, „Avatar“ und „Star Wars“ bieten als Gegner den einen oder anderen Man in a Suit oder Man in a Uniform. Für manchen „Minecraft“-Neubetrachter ist „Minecraft“ deshalb womöglich wie ein Horrorgemälde aus der Green-Screen- und Volume-Leinwand-Welt. Für Gamer aber ist „Ein Minecraft Film“ genau das, was sie sowieso gern betrachten. „Minecraft“-Fans werden das Worldbuilding samt seiner Easter Eggs zu schätzen wissen. Vielleicht sollte das alles sein, worum es bei der Bewertung des Films gehen muss.
Einer der Minecraft-Avatare schafft den Schritt in die Menschenwelt und geht eine Liebesbeziehung mit einer Menschenfrau ein, die selbst wie eine 3-D-Grafik aussieht, Jennifer Coolidge, vielleicht hat der echte Avatar sich also reinlegen lassen, und Coolidge wurde zuvor von Regisseur Jared Hess in einen Geheimplan eingeweiht.
Der junge Held Henry dagegen befindet, es sei besser, nicht in der Oberwelt zum Baumeister zu werden, sondern in der Menschenwelt. Schon komisch – nachdem man diese Oberwelt gerettet hat, will man sich doch erst recht darin einrichten. Klötzchen herbeizaubern geht in der wahren Welt nicht. Das immerhin wusste ich schon vorher.