Ein Blick für große Gefühle
Seit 20 Jahren dokumentiert der Fotograf Olaf Heine seine Leidenschaft für Musik in einmaligen Bildern – national und inter national. Wir zeigen aus seinem neuen Buch die besten Fotos der deutschen Künstler.
Wenn einer seine Sache besonders gut macht, heißt es ja gerne zur Begründung, er habe eben seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. So oft hat man das schon gehört, so floskelhaft klingen die Worte, dass man fast schon erschrickt, wenn dann plötzlich einer ein Werk vorlegt, mit dem so ein Satz plötzlich wieder Sinn bekommt.
Der Fotograf Olaf Heine ist ein großer Menschen- und Musikerfreund, einer, der mit seiner Kamera auch immer wieder seiner eigenen Faszination und Begeisterung nachspürt. Und so sind die Fotos, die er in seinem neuen Buch „I Love You But I’ve Chosen Rock“ zusammengestellt hat, nicht bloß gelungene Porträts, sondern vielmehr Tagebucheinträge aus seinem Leben, an dem er uns teilhaben lässt, ohne dass wir uns jemals wie Voyeure vorkommen müssen. Es ist ein Leben mit und für die Musik und den Menschen dahinter. Und es ist diese Aura von ungestellter Intimität und Unbefangenheit, die den Bild-Dokumenten ihre schöne Lebendigkeit verleihen, diesen Eindruck großer Vertrautheit und Nähe.
Olaf Heine fotografierte 1991 sein erstes Plattencover für Terry Hoax, er begleitete Fury In The Slaughterhouse drei Alben lang. In den 90er-Jahren arbeitete er intensiv mit den Ärzten, aber auch mit Westernhagen, Rammstein, den Toten Hosen und anderen. Musiker wie Iggy Pop, Kurt Cobain, Sting, Depeche Mode oder Lou Reed folgten. Viele Jahre lebte er in L.A., das brachte international den Durchbruch. Er drehte Musikvideos etwa für Ich + Ich, Silbermond oder Paul van Dyk, zuletzt für A-ha, über Ray Garvey von Reamonn eine ganze Dokumentation – doch in seinem Innersten blieb er immer der Fotograf, der mehr will, als nur eine angeblich objektive Realität vermitteln – Olaf Heine lässt uns an einem Gefühl teilhaben. rainer schmidt
I Love You But I’ve Chosen Rock heißt der neue, 304 Seiten starke Fotoband von Olaf Heine, der im Hatje Cantz Verlag für 49,80 Euro erscheint. Neben den hier gezeigten deutschen Musikern finden sich auch viele Bilder internationaler Stars – von Kurt Cobain bis zu den Jungs von den Drums, die auf dem Buch-Cover kuscheln.
„Wenn man mit Olaf Heine zusammenarbeitet, muss man sich darauf einstellen, sich ihm unterzuordnen – wie ein Schauspieler sich seinem Regisseur unterzuordnen hat. Ich will damit sagen, dass seine Arbeiten keine Zufallsprodukte sind, sondern er sie bis ins kleinste Detail plant und inszeniert. Dass diese Inszenierungen trotzdem authentisch und zufällig wirken, erreicht er dadurch, dass er es schafft, sehr schnell ein Vertrauensverhältnis zum Porträtierten zu schaffen. Eine Gabe, die nach meiner Meinung zu den Grundvoraussetzungen eines herausragenden Menschenfotografen gehört. Olaf Heines Fotografie lässt immer seine Handschrift deutlich erkennen. Das macht sie einzigartig.“