Eigentlich hatte Robin Proper-Sheppard SOPHIA nur als einmaliges Projekt geplant. Nun erscheint schon das vierte Album: traurig wie immer, besser denn je
Sophia leistet – so viel ist klar – seit dem Debüt „Fixed Water“ von 1996 Trauerarbeit. Eigentlich rief Robin Proper-Sheppard dieses Projekt nur ins Leben, weil er den Song „So Slow“ geschrieben hatte, in dem erden Tod des ehemaligen Bandkollegen bei The God Machine, Jimmy Fernandez, verarbeitet hatte. Doch schon nach den ersten Sophia-Konzerten war Proper-Sheppard klar: Die Fans wollten mehr. Und so erscheint jetzt bereits das vierte, bislang wohl beste Album: „People Are Like Seasons“. Heller ist die Welt für Proper-Sheppard nicht geworden: Vor einigen Jahren trennte er sich von seiner Lebensgefährtin und Mutter seiner Tochter Hope, und kurz darauf starb unerwartet seine Mutter.
Er war sich nicht sicher, ob er weiterhin Songs schreiben könnte, doch dann stellte er fest, dass er tragische Ereignisse noch immer am besten durch Musik verarbeiten konnte. Die Hoffnung scheint für ihn ganz allein darin zu liegen, dass er die Absurdität der Existenz, die einen immer wieder vor neue Probleme stellt, akzeptierten kann und genügsam nicht mehr verlangt als eine kleine Pause zwischen den traumatischen Erlebnissen, wie er in „Another Trauma“ singt.
Man muss sich Robin Proper-Sheppard als einen glücklichen Menschen vorstellen, könnte man sich einer viel zu oft bemühten Camusschen Einsicht bedienen. Und tatsächlich: War er am Vorabend beim Konzert in kleinem Rahmen noch ziemlich muffelig, sitzt er am nächsten Tag äußerst gut gelaunt am Kaffeetisch und redet und redet. Bestehen seine Song meist nur aus wenigen Zeilen, scheint er sich den Großteil seiner Gedanken für die Konversation aufzusparen. Und doch sind der etwas maulfaule Sänger vom Vorabend, der wortkarg sein Leid ertragende Protagonist der Sophia-Songs, und der eloquente Gesprächspartner, der mir beim Interview gegenübersitzt, ein und dieselbe Person.
„Ich sag mal so: Wem die Haltung, die in den Songs vertreten wird, und die Gedanken, die da ausgesprochen werden, nicht gefallen, der dürfte auch arge Probleme mit der realen Person Robin Proper-Sheppard haben. Denn dieser pessimistische, grübelnde Mensch in den Songs, das bin ich. Eins zu eins.
Das ist halt meine Weltsicht“ Dann lacht er.
„Viele Leute fragen mich, wie man, wenn man ursprünglich aus Kalifornien kommt, so düstere Songs schreiben kann. Aber deine Persönlichkeit trägst du immer mit dir rum, die Umwelt ändert höchstens deine oberflächliche Sicht der Dinge. Wenn du ein eher glücklicher Mensch bist, tanzt du auch im Regen, wenn du eher traurig bist, wirst du auch mitten im Sommer weinen. Man muss sich mit dem arrangieren, was man ist Das gelingt mir immer besser.“
Der Stein, den er seit Jahren den immer gleichen Hügel hinauf rollt, hat sich mittlerweile so sehr abgenutzt, dass er ihn in die Tasche stecken kann.