Egal, wieviel Wind ihm ins Gesicht bläst – Jakob Dylan will die Musik niemals aufgeben. Mit seinen WALLFLOWERS genießt er den Underdog-Status sogar
Jakob Dylan hat allen Grund zur Freude, aber man sieht sie ihm nicht sofort an. Als er die Sonnenbrille abnimmt, blickt man in ein paar tiefblaue, immer leicht verschlafen wirkende Augen. Er ist freundlich, aber stets auf der Hut vor hinterlistigen Fragen. Er liebt „Red Letter Days „, das neue Album seiner Wallflowers, aber er weiß, dass es wohl kein Riesen-Hit werden wird. Dylan denkt und spricht sehr schnell – er hat viel erlebt in letzter Zeit und viel zu erklären.
Als die Wallflowers diesmal ins Studio gingen, war vieles anders als früher: Ihren Gitarristen Michael Ward hatten sie gefeuert, statt seiner spielte Jakob selbst Gitarre, und manchmal half Mike McCready von Pearl Jam aus. Als Produzenten hatten sie Tbbi Miller engagiert – den Musiker, mit dem Dylan vor zehn Jahren die Band gegründet hatte. „Er kennt uns, ich mag ihn – und ich will keinen Produzenten, der denkt, er sei ein Künstler und müsse mir sagen, wie mein Song klingen muss. Ich weiß genau, wie mein Song klingen muss. Er soll ihn nur dahin bringen, mehr nicht Orientierunghilfen brauche ich nicht.“
Hört man Songs wie „Everything I Need“, fallt einem sofort das enorme Selbstvertrauen des Songschreibers auf. „Stimmt!“, nickt Jakob.“Ich schaue immer nach vorne, nicht aufVerkaufszahlen, die mal waren. Bei der ersten Platte waren wir 21, wir hatten eine Menge Selbstbewusstsein und Arroganz, und so muss es sein. So sollte es wieder sein.“ Außerdem hatte er längst beschlossen, dass „Red Letter Days“ hoffnungsvoller sein sollte als der etwas finster geratene Vorgänger „Breach“. Jch bin all das Negative leid. Aber ich glaube nicht, dass dies nun eine ‚positive‘ Platte ist. Einige nannten sie sogar ‚happy‘. Die haben wahrscheinlich nur die Titel gelesen.“
Tatsächlich ist gerade „Health And Happiness“ ein zynisches Stück, „Too Late To Quit“ dagegen wirklich eine überzeugende Durchhalteparole. Auf Dylan trifft der Titel auf jeden Fall zu: „Man muss sich immer wieder überlegen, warum man das macht. Man darf nicht zur Maschine werden. Eine Band steht immer am Rande des Zusammenbruchs, aber wir lassen uns nicht unterkriegen, von niemanden und nichts.“
Er denkt kurz nach und ergänzt dann: „Ich werde immer Musik machen, auf die eine oder andere Weise. Aber das Leben ist lang, und ich will nicht in einer Tretmühle landen und weiter und weiter touren, ohne darüber nachzudenken, ob ich das überhaupt noch will.“ Ob er solche Leute kennt? Musiker, die auf einer „neverending tour“ sind? Anzunehmen, aber über Dad darf ja nicht geredet werden. Jakob Dylan zuckt jedes Mal zusammen, wenn er aus Versehen etwas gesagt hat, das auf den großen Bob hinweisen könnte.
Zu oft war er „nur der Sohn“, und immer wieder wähnte man ihn schon am Ende, während Dylan doch unbedingt weitermachen wollte, auch wenn sich seine Alben nie mehr so gut verkaufen wie „ßröipjVig Dornt TheHorse“ mit dem Hit „One Headlight“. Er ist eben leicht zu unterschätzen, weil er so leise spricht und so sanftmütig wirkt und gar nicht wie einer, der sich mit aller Macht durchsetzt Aber er braucht kein Kopfstreicheln: „Ich habe nie auf die Erlaubnis von irgendwein gewartet Dies ist mein Leben. Ich brauche keine Massen, die mich mögen. Ein Underdog zu sein, ist tolL Es macht stark. Du kannst immer aus dem Hinterhalt kommen und alle überraschen.“