Kommentar

Das Aus für den Echo: Brauchen wir überhaupt einen Musikpreis?

Ein guter Rat an die Musikindustrie: Lieber auf Auszeichnungen verzichten, als einen neuen Echo erfinden.

Es kam, wie es kommen musste: Nachdem niemand ein gutes Haar an Deutschlands größtem Musikpreis gelassen hatte, nachdem Musiker, Dirigenten und Popstars sich im Echo-Zurückgeben überboten, nachdem sogar Helene Fischer sich zu einem kritischen Kommentar herabließ und kurz bevor die Kanzlerin ein Machtwort sprechen musste, zog der Bundesverband Musikindustrie nun die Notbremse. Der Echo wird abgeschafft. Endlich.

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Ende, aus: Der Echo wird abgeschafft

Mit der Verleihung einer Auszeichnung an die Rapper Kollegah und Farid Bang, deren frauenverachtenden, gewaltzelebrierenden und nicht zuletzt antisemitischen Lyrics all jene aufgeschreckt hatte, die sich der Mühe unterzogen, das preisgekrönte Album auch mal anzuhören, war in der Echo-Stumpfheitschronik ein Endpunkt erreicht. Hätte man den Triumph und Auftritt des Muskelduos verhindern können? Klar. Aber es traute sich keiner. Die Echo-Verantwortlichen verschanzten sich hinter ihren Statuten. Ausgezeichnet wird halt, was gut verkauft. Und so etwas verkauft eben gut. Man hätte den Preis natürlich auch den ebenfalls nominierten Ed Sheeran oder Helene Fischer geben können. Denn zumindest darüber durfte bislang eine Jury entscheiden: Unter den fünf bestverkauften Alben des Jahres eines auswählen. Sie wählten Kollegah und Farid Bang. Warum auch immer.

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Nun ist es vorbei. Hoffentlich. Obwohl: Der Echo wird zwar abgeschafft – aber stattdessen möchte der Bundesverband Musikindustrie einen neuen, anderen Musikpreis ins Leben rufen. Kriterien und Preisvergabe sollen „vollständig verändert“ werden – wie? Noch unklar. Dazu werde ein Workshop eingerichtet. Außer Frage stehe lediglich, dass der „drittgrößte Musikmarkt der Welt … weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht“.

Echo: Weder Gewicht noch Glamour

Tatsächlich? Warum eigentlich? Was sagen die 17 Echos für Helene Fischer und die sieben (inzwischen zurückgeschickten) Echos für Marius Müller-Westernhagen aus, außer dass beide kommerziell ziemlich erfolgreich waren (oder sind)? Der Echo hatte nie das Gewicht und den Glamour der Grammys und Brit-Awards. Er war ein Buchhalter-Preis. Die Verleihung öde, die Preisträger vorhersehbar, die Skandale auch. Und einzig sie brachten Schwung in die jährliche Branchenfeier.

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Wenn Preise nach Verkaufszahlen verliehen werden, ist die Angelegenheit so spannend wie Schraubensortieren. Sogar der im Rahmen des Echo alljährlich und meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit verliehene Kritikerpreis war lange eine unselige Mixtur aus Musikindustrievorgaben und Punktevergabe. Folgerichtig hat der Echo schließlich eine Konkurrenzveranstaltung provoziert, den „Preis für Popkultur“, der sich redlich müht, der trostlosen Kommerzleistungsschau etwas Kreativeres entgegenzusetzen.

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Solange die Musikindustrie lediglich ihre Verkaufsbilanz feiern möchte und nicht einer Kritikerjury oder Künstlerjury das Feld überlässt, braucht sie keinen Nachfolger für den beerdigten Echo erfinden. Dann lieber keinen Preis. Denn den müsste man eh bloß wieder zurückschicken.

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