Echo 2014: unsere Gewinner!
Dies sind die Künstler, die nach Ansicht von ROLLING STONE größte Gewinnchancen beim "Echo" 2014 haben.
Update: erste „Echo“-Awards wurden am Mittwoch vergeben. Im Berliner FluxBau erhielt DJ Koze für sein Album „Amygdala“ den Kritikerpreis. Begründung der Jury: „DJ Koze bereichert seit über 20 Jahren die deutsche Musikszene durch Individualität, Experimentierfreude und ein hohes Maß an Wandlungsfähigkeit. ‚Amygdala‘ demonstriert einmal mehr die universelle, rastlose Kreativität des Norddeutschen.“
Außerdem erhielt Peter Maffay den „Echo“ für sein soziales Engagement in der Peter Maffay Stiftung, die sich um traumatisierte Kinder und Jugendliche kümmert. In der Kategorie „Produzent National“ bekam Jean Frankfurter den Award, für Helene Fischers „Farbenspiel“. Auch der Hamburger Plattenladen Michelle Records erhielt einen Preis: Als „Handelspartner des Jahres“ beeindrucke der Store nicht nur durch musikalisches Repertoire, sondern auch durch Schaufensterkonzerte, etwa mit Queens of the Stone Age.
So urteilt ROLLING STONE:
Am Donnerstag, 27. März, 2014, wird in Berlin der deutsche Musikpreis „Echo“ verliehen. ROLLING STONE hat vorab diejenigen Künstler in den wichtigsten Kategorien gekürt, die die größten Siegchancen haben.
Album des Jahres: Nominiert sind Andrea Berg, Depeche Mode, Helene Fischer, Santiano, Robbie Williams.
Zwar haben Depeche Mode in Deutschland ihre treuesten Fans. Aber kommt man an Helene Fischer vorbei, die – vermutlich – den Abend wieder damit zubringen wird, mit Headset bewaffnet durch irgendwelche brennenden Ringe zu springen (Song-Darbietung mit Show-Einlage)? Der Preis geht an Fischer.
Künstler Rock/Pop National: nominiert sind Tim Bendzko, Peter Maffay, Reinhard Mey, Xavier Naidoo, Adel Tawil.
Der „Echo“ ist zwar eine Art Heimspiel für Maffay, der in diesem Jahr auch einen Preis für sein soziales Engagement entgegen nehmen wird. Allerdings ist Adel Tawil der momentan erfolgreichste Solo-Künstler des Landes. Den mag auch jeder. Der Preis geht an Tawil.
Künstler Rock/Pop International: nominiert sind James Blunt, Joe Cocker, Passenger, Justin Timberlake, Robbie Williams.
Deutsche Preisverleihungen funktionieren oft so: Will man ausländischen Künstlern Preise schenken, sucht man sich halt diejenigen aus, die auch zu den Awards kommen könnten. Damit entfällt hier schon mal der größte der nominierten, Timberlake. Passenger ist zu klein. Bleiben James „Twitter“ Blunt, unsere Allzweckwaffe aus England, Cocker, sowie Robbie Williams. O2-World-Sänger Blunt hat etwas größere Chancen als der Comeback-Mann Robbie.
Künstlerin Rock/Pop National: nominiert sind Leslie Clio, Judith Holofernes, Annett Louisan, Ina Müller, Oonagh.
Unsere Sympathie hat Judith Holofernes, jedoch könnte das Gremium sich für eine konservativere Wahl entscheiden. Ina Müller liegt da leicht vorne.
Künstlerin Rock/Pop International: nominiert sind Birdy, Agnetha Fältskog, Lorde, Katy Perry, Christina Stürmer.
Auch hier gilt das Motto: Wer von ihnen kommt nach Berlin? Fältskog, die ein ordentliches Coemback-Album veröffentlichte, ist jedoch etwas zu unspektakulär. Hier könnte man also auch mal Stars in Abwesenheit auszeichnen: Katy Perry, Lorde und mit Abstrichen Birdy. Augen zu und durch: Katy Perry, und danach ist Ruhe.
Gruppe Rock/Pop National: nominiert sind The BossHoss, Faun, Milky Chance, Revolverheld, Silly.
Puh, was machen wir denn jetzt? Machen The BossHoss wirklich noch Musik, oder sind das nicht die beiden Gürtelträger, die im Jury-Fernsehen so kumpelhafte Sachen sagen? Ok, Jungs, ihr kriegt die Trophäe!
Gruppe Rock/Pop International: nominiert sind Bastille, Bon Jovi, Depeche Mode, OneRepublic, Sunrise Avenue.
Hätten Depeche Mode, die ihre beiden letzten Album-Vorabsingles bei den „Echos“ aufführten, für eine persönliche Preis-Entgegennahme zugesagt, dann wäre die Auszeichnung vielleicht an sie gegangen. Die zweitgrößten im Feld sind Bon Jovi, allerdings bieten sich Bastille sicher dankbar als Preisträger an.
Hip-Hop/Urban National: nominiert sind Alligatoah, Bushido, Casper, Max Herre, Sido.
Das wahrscheinlich am interessantesten besetzte Feld des Abends. Für alle der Nominierten gibt es Argumente. Alligatoah ist der Newcomer. Bushido der … ja, ok, ein Krachmacher, in Ungnade gefallen. Max Herre ist der „Gentleman“ mit der bestimmt freundlichsten Dankesrede. Sido der Image-Besieger und Musiker. Casper allerdings hatte die größte Erfolgsstory 2013 – Preis geht an ihn.
Hip-Hop/Urban International: nominiert sind Chakuza, Eminem, Jay-Z, Macklemore & Ryan Lewis, RAF 3.0.
Voll geil, Eminem, Jay-Z, wenn die nach Berlin kämen! Und aus den bekannten Gründen geht der Preis dann auch an Chakuza.
Electronic Dance Music National/International: Avicii, Daft Punk, Faul & Wad Ad vs. Pnau, Martin Garrix, Klingande.
An Daft Punk führte 2013 kein Weg vorbei. Jedoch nahmen die zwei Roboter noch nicht einmal bei den größeren „Brit Awards“ teil. Ihr ärgster Konkurrent ist Avicii, der noch immer einen halben Newcomer-Bonus hat. Aber die Auszeichnung geht an Daft Punk, Anwesenheit hin oder her. Alles andere wäre ein Offenbarungseid.
Rock/Alternative National: nominiert sind Frei.Wild, In Extremo, Schandmaul, Scorpions, Sportfreunde Stiller.
Eigentlich sollte man von den „Hip-Hop“-Kategorien erwarten, dass sie die größten Skandalpotentiale haben. Beim „Echo“ ist das aber diese Sparte hier, wie schon im letzten Jahr. Die Sportfreunde Stiller treten live auf, und sie sind auch die beste der nominierten Bands. Die stumpfe Musik von Frei.Wild wird man nicht honorieren wollen. Und wer glaubt immer noch, dass die Scorpions sich wirklich von der Bühne verabschieden wollen?
Rock/Alternative International: nominiert sind Black Sabbath, Imagine Dragons, Placebo, Thirty Seconds To Mars, Volbeat.
Eine schwierige Kategorie. Black Sabbath haben es verdient, Volbeat sind die erfolgreichsten, und Thirty Seconds To Mars haben den Sänger mit dem Oscar-Glamourfaktor. Placebo sind eine deutsche Band eine britische Band mit größtem Erfolg in Deutschland. Bei all dem Halli-Galli, den Jared Leto jedoch hierzulande veranstaltet hat, dürfte der Preis an seine Thirty Seconds gehen.
Crossover National/International: nominiert sind Gregorian, Max Raabe, Schiller, Helge Schneider, Lindsey Stirling.
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schiller und Helge – auch, wenn bei diesem großen Allround-Talent namens Schneider nicht ganz klar ist, was hier eigentlich „crossover“ sein soll. Der Mann ist ein Gesamtkunstwerk! Schiller, der sicherlich auch einen bürgerlichen Namen hat, war ebenso wie er auf der Eins in den Charts. Schiller liegt eine Nasenspitze vorn, weil man von ihm denkt, dass er über Jahre noch sein Niveau halten wird und später dran kommen kann.
Newcomer National: nominiert sind Alligatoah, Faun, Genetikk, Milky Chance, Adel Tawil.
Mit Alligatoah würde man sich eine unkonventionelle Auszeichnung erlauben. Tawil ist ja nicht wirklich Newcomer.
Newcomer International: nominiert sind Beatrice Egli, Macklemore & Ryan Lewis, Passenger, Imagine Dragons, Lindsey Stirling.
Auch hier würde man wohl eher zum Underdog als jenen Newcomern greifen, die sofort zu Superstars geworden sind. Deshalb: Passenger vor Macklemore & Ryan Lewis.
Hit des Jahres: nominiert sind Avicii, Daft Punk feat. Pharrell Williams, Macklemore & Ryan Lewis feat. Ray Dalton, Passenger, Robin Thicke feat T.I. & Pharrell Williams.
Die beiden Pharrell-Williams-Co-Produktionen („Get Lucky“ und „Blurred Lines“) liegen vorne. Sollten Daft Punk in der „Dance“-Kategorie gewinnen, hat Thickes Überraschungshit „Blurred Liones“ größere Chancen.
Kritikerpreis National: nominiert sind Casper, DJ Koze, Milky Chance, Moderat, Tocotronic.
Eine schwierige Kategorie, da alle Nominierten für ihre Werke gute Rezensionen erhielten. Milky Chance sind Außenseiter mit den geringsten Chancen, Tocotronic sind bereits gefühlte tausend Male für ihre geistige Arbeit ausgezeichnet worden, bei jeder Platte aufs Neueste. DJ Koze und Moderat wurden die vielleicht intelligentesten Leistungen bescheinigt, außerdem hat Koze lange kein Solowerk mehr veröffentlicht. Allerdings hat Casper alle anderen 2013 überrannt. Und die Auszeichnung an ihn wäre auch ein Beleg dafür, dass Kritiker nicht immer nur kompliziert Verpacktes würdigen.
Prominente Musiker werden übrigens als Twitterer aktiv sein und uns an ihren Eindrücken teilhaben lassen: #DayInTheLife heißt der Hashtag, zu dem Cro, Frida Gold und Ex-Reamonn-Sänger Rea Garvey ihre Eindrücke rund um den Echo posten werden.