Eben neben Cohen
In Großbritannien seit Monaten gefeiert und doch immer noch vorsichtig: Coldplay wollen durch gute Songs auffallen, nicht durch Schlagzeilen
Sichtlich entspannt sitzen Chris Martin (Gesang/Gitarre) und Jonny Buckland (Gitarre) von Coldplay bei Fish and Chips in einem schmucken Hotelzimmer im englischen Norwich und plaudern über ihr Debütalbum „Parachutes“, das soeben die Pole Position der UK-Charts erklommen hat. Mit ihren Mitstreitern Will Champion (Drums) und Guy Berryman (Bass) ist den beiden ein zutiefst beeindruckendes Werk voll Wärme und eleganter Tristesse gelungen.
Da ist es nur logisch, dass der britische Blätterwald Coldplay zur neuen Sensation des Königreichs erkoren hat (und sie auch für die nächste Rolling Stone-Roadshow vorgemerkt sind.- Red.) „Dabei fühlen wir uns gar nicht als große Band und haben auch noch nicht viel geleistet“, erklärt Chris Martin. „Wir sehen nur, wenn wir hier spielen, wie bekannt wir schon sein müssen. Doch im europäischen Ausland müssen wir immer noch sehen, wie wir klarkommen.“
Er weiß, dass sich die Presse dann gern mit Vergleichen zu anderen Bands aushilft. Im Falle Coldplay waren mit Radiohead und Travis gleich zwei zur Hand. „Wenn’s darum geht, gute Songs mit Gefühl zu schreiben, sind sicher Ähnlichkeiten da, aber wir würden nie versuchen, jemanden zu kopieren. Die Vergleiche stören uns aber nicht, und Fran von Travis ist ein lieber Kerl.“ Der ebenso wenig Leichen im Keller zu haben scheint wie Chris und Jonny, die allerdings augenzwinkernd beteuern, dass sie eben lieber vorsichtig seien, um nicht – so wie Oasis – allein noch durch negative Schlagzeilen aufzufallen. Chris fügt hinzu: „Wenn die Songs gut sind, dann musst du nichts Weltbewegendes sagen.“
Die Songs von Coldplay sind gerade hinsichtlich ihres noch zarten Alters (alle sind um die 20 Jahre alt) fast beängstigend gut. Egal ob in Skizzen wie dem Titelsong oder in ausufernden Balladen wie „Troubles“: Coldplay scheinen jedes Metier zu beherrschen. Und kaum ist das Debüt erschienen, hat das Quartett schon wieder eine Menge Ideen im Kopf. „Wir haben neue Songs geschrieben, die nicht ewig daraufwarten sollten, aufgenommen zu werden“, konstatiert Jonny Buckland, „deshalb wollen wir nicht endlos lange touren.“ Zahlreiche Gigs haben sie bereits über ein Jahr vor der Veröffentlichung von „Parachutes“gegeben. Nun hat sich die Arbeit endlich rentiert, und auch ihren Bandnamen haben die Burschen mit Bedacht gewählt Coldplay-Platten wird man im Regal direkt neben denen von Leonard Cohen finden.