Durch Schwindel zum Vertrag
Der Brite D.I. alias Birth will mit klassischen Popsongs unbedingt zum Superstar werden - im Notfall sogar mal mit etwas unlauteren Mitteln
Ein gesundes Selbstbewusstsein braucht ein zukünftiger Popstar auf jeden Fall. Größenwahn schadet aber auch nicht. D.L., der eigentlich Dawm Lanten heißt, den Namen aber berechtigterweise für Popstar-untauglich hält, kann mit beidem dienen. Gerade hat er mit seiner Band Birth das Debütalbum „Gotten Bold“ veröffentlicht, da überlegt er schon, wie er sich demnächst verhalten soll, wenn ihn auf der Straße die Millionen Fans ansprechen, die er zweifelsohne haben wird. „Ich bin es seit Jahren gewöhnt, dass man mich anstarrt und tuschelt Wahrscheinlich sehe ich so seltsam aus. Ich kenne das Gefühl, beobachtet zu werden, also und komme damit klar.“
Auf dem Weg zum Ruhm entschied er sich zunächst dafür, bei einer Major-Company zu unterschreiben. „Was für einen Sinn hat das alles, wenn man nicht Millionen von Alben verkaufen will? Ich strenge mich doch nicht so an, damit mich dann keiner hört. Deshalb bin ich auch nicht auf einem Indie-Label. Ich will ganz nach oben.“ Leider standen die Firmen noch nicht Schlange. Um einen Vertrag zu bekommen, verschickte er Demo-Tapes, sah aber schnell ein, dass das sinnlos ist Was tun? D.L. lief in Soho herum und war verzweifelt. Etwas musste passieren. Und er hatte nur noch 50 Pence übrig. Also kontaktierte er Hut-Records-Chef David Boyd und behauptete, Andy Stephens zu sein, George Michaels Manager. Er empfahl Birth in höchsten Tönen – und rief wenige Minuten später unter eigenem Namen an, um sich vorzustellen. Am nächsten Tag brachte er gleich ein paar Songs vorbei. Boyd war begeistert, der Deal bald perfekt. D.L. freut sich heute noch diebisch über den Coup, zumal er nie Arger deswegen bekam. „Vier Monate später traf David zufällig Andy und bedankte sich für den Tipp. Die Sache flog natürlich auf, aber David hat mich nie darauf angesprochen, was ich sehr süß finde.“
Frechheit siegt Inzwischen fängt D.L. jeden zweiten Satz mit „Ich will ja nicht unbescheiden sein-.“ an, um dann festzustellen, dass Birth die beste Erfindung seit den Beatles ist, mindestens. Zwar orientieren sie sich an den 60er Jahren, aber D.L. will nicht in die Retro-Ecke gestellt werden: „Natürlich gibt es Referenzen an Dylan oder TRex, aber vor allem sind es endlich mal wieder gute Songs. Die gab’s schon lange nicht mehr.“
Einen so siegessicheren Sänger auch nicht D.L. ist Birth (weitere Musiker sind vorhanden, haben aber nichts zu sagen), und Birth wird die Popsensation 2000. Soviel steht für ihn fest. Tatsächlich sind die Lieder für die Ewigkeit gemacht: Pop mit Substanz, klassisches Songwriting, doch mit modernen Sounds. Und mit einem Frontmann, der bereit ist, die Welt zu erobern. „Ich weiß wenig über Frauen, Sex oder Tiere, aber ich weiß eine Menge über die Musikindustrie. Ich habe keine Angst vor wichtigen Leuten, deshalb setze ich mich durch. Und im Notfall kann ich den Eskimos Eis verkaufen, das ist für mich gar kein Problem.“