Willander sieht fern
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Arne Willander schaut fernKolumne

Dschungelcamp: Tanja will eine Art Direktor werden, Aurelio isst Spiegeleier, und Rolfe wird abgewählt

Die Reihen haben sich gelichtet. Aurelios Abgang ist ein Abschied ohne Zorn: Er gehe mit „anderthalb lachenden Augen“. Zuletzt gibt es fünf Wachteln für die Kandidaten, die über dem Feuer gegrillt werden - der Vegetarier Aurelio beklagt sich darüber, dass ihm kein Stück Käse oder etwas Tofu zuteil werden.

Für das Lamento fehlt Rolfe (“Nur noch 72 Stunden“) das Verständnis. Und Tanja fragt, was denn Wachteln seien. Dann bedroht eine Spinne das Lager, und Tanja phantasiert von einer „Trichterspinne“, deren Gift binnen 20 Minuten tödlich wirke. Aurelio greift ein und zum Stein, doch das Biest ist schwer zu bezwingen. Der Jäger berichtet, die Spinne habe sich aufgerichtet, und noch bei der Erzählung schaudert es Tanja: „Die ist hochgegangen wie Spider-Man!“, ruft sie voll Angstlust.

In einem ihrer großen Soli quackelt die einzig zeitgemäße Gestalt des Dschungelcamps von ihrem Plan, sich in Mediengestaltung zu versuchen. „Bildbearbeitung“ und „Videos schneiden“ beherrsche sie bereits – nun fehle nur noch eine Schulung.

„Art Director!“ ruft sie. Jörn, der  geduldige Zuhörer am Baumstamm pflichtet ihr diplomatisch bei: „Du kannst ja die Ausbildung in Mediengestaltung machen, Du musst dann ja nicht unbedingt in dem Beruf arbeiten.“ Tanja ruft: „Art Director!“ Und Sonja und Daniel korrigieren später: „Eine Art Direktor.“

Mächtig und reiche On-Off-Beziehung

Auch erzählt Tanja von dem „Co-Piloten“ von „Germania“, mit dem sie liiert war: Als zweiter Pilot habe er nie das Cockpit verlassen dürfen. Zwischengeschnitten wird eine archivierte Nachtaufnahme aus dem Archiv, bei der Sara fragt: „Warum hast du es nicht bis zum Piloten geschafft? Kannst du nicht gut blasen oder was?“ Jedenfalls, so Tanja, sei der neue Liebhaber „mächtig und reich“, es handle sich aber um eine „On-Off-Beziehung“. Zu spät erfährt Tanja von Maren, dass Walter ihre Sympathiebekundungen womöglich als erotisches Interesse deutete: „Diese älteren Männer sticht oft der Hafer.“

Tanjas Erstaunen wirkt nicht gespielt. Auf Aurelios Vorhaltungen antwortet sie: „Ich bin ja immer so ein Naivchen!“ Was sehr gespielt wirkt.

Aurelio verlässt tatsächlich mit dem Gruß „Ciao bella!“ das Camp und bestellt später vor einem Straßencafé sieben Spiegeleier mit Brot. Der Leidensmann verströmt jetzt wohlige Zufriedenheit und sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Derweil quälen sich Maren und Tanja tollpatschig durch eine witzlose Prüfung, bei der Maren blind die Sterne aus einem Tümpel holen soll, dirigiert von Tanja, die Truthahn-Hoden und andere Objekte im Mund halten muss (ohne den Mund zu halten). Ein Stern ist die bescheidene Ausbeute. 

Rolfe muss gehen

Abgewählt wird Rolfe, dessen besonnene, aber unspezifische Präsenz eine gelinde Enttäuschung blieb. Er durfte Tanjas Brüste prüfen und befand sie für ausreichend prall, er setzte sich auf seine Brille und zerbrach den Bügel, er rief zu Beginn einmal Walter zur Ordnung, und er hatte eine nasse Decke. Hinter dem fulminanten Auftritt etwa von Olivia Jones blieb Rolfe weit zurück.

Andererseits ist Jörn ein so vernünftelnder, redlicher Camp-Bewohner, dass es nicht auszuhalten ist. Vielleicht aber überlegen die Juroren am Ende, mit wem sie am liebsten campieren (oder ihr Leben verbringen) würden: Bei einer utilitaristischen, pragmatischen Wahl wäre Jörn der König. Mit Maren würde eine vertrauenswürdige Trümmerfrau gekürt.

Und Bacon 1 und Bacon 2 wären verdiente Dschungelköniginnen.

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