Dschungelcamp, Tag 15: Das Ende von Lady Fürst
Der Showdown: Helena muss gehen – und Sophia, Menderes und Thorsten bestreiten das Finale
Der Showdown zwischen Helena und Thorsten wurde den Zuschauern überlassen. Selten sah man so unverstellte Freude bei einer Bekanntgabe wie in dem Moment, in dem Helena aus dem Camp geschickt wurde. Sie breitet die Arme aus und rief „Ich komme!“. Und fügte an: „Mama!“ Zuletzt hat Helena auch Sophia vorgeworfen, sie sei „falsch“ und spiele eine Rolle. Die Rolle, die Helena Fürst spielte, war die der hartleibigen, nissigen Anklägerin, die sie ihrer RTL-Reihe als Anwältin der Mühseligen und Beladenen einstudiert hatte. Diese Rolle hat keinen Charme und isolierte Helena im Camp. Brigitte Nielsens Diktum „Sie hat eine Problem mit die Männer“ erwies sich als zutreffend. Aber Helena Fürst hatte auch eine Problem mit die Frauen.
In der letzten Prüfung, einer Paddelei auf einem Tümpel, scheiterte sie mit Sophia. Nicht einmal zwei halbe Sterne bekamen sie zusammen – ein Sinnbild der Zerbrochenheit. Sophia ist der Darling dieser Staffel – aber mehr noch ist es Menderes, der in einem Zusammenschnitt seiner komischen Missgeschicke für den Triumph vorbereitet wird. Am Lagerfeuer kokelt seine Mikrofontasche an, was zu einem ähnlichen Ereignis überleitet, als eine Socke anbrannte. Menderes erkundigt sich: „Was ist ein Tolpatsch?“ Er nennt sich selbst „Pechvogel“. Den bevorstehenden Einzug ins Finale kommentiert er feierlich mit „Das wäre etwas ganz Besonderes“.
Die Ballade von Menderes Bagci
Vielleicht ist der Einzige, von dem man annimmt, dass er sich niemals verstellt hat, der Einzige, der sich immerzu verstellt hat. Menderes ist nicht der reine Tor, und er ist auch nicht der Trottel. Es mag ja sein, dass er unberührt ist – aber würde ein 28-Jähriger so bereitwillig darauf hinweisen? Es gibt ja diese Filme, in denen am Schluss einzelne Szenen wiederholt werden und dann ein vollkommen anderes Bild ergeben, eine andere Geschichte erzählen. Und die Geschichte des Menderes Bagci ist von Beginn an eine virtuos und kohärent entworfene Außenseiterballade.
Nur ein Fußballer
Wahrscheinlich wird die Intelligenz der Konstruktion über die emotionale Intelligenz von Sophia und den Instinkt von Thorsten siegen. Thorsten hat sich den Sieg zum Ziel gesetzt und ist tatsächlich der „Protagonist“, als den ihn Helena rätselhaft bezeichnete. Vor der Kommentar- und Bewerbungskamera nimmt er den seltsamen Begriff plötzlich auf und demonstriert damit unvermutete Einsicht in die Semantik. Sogar ein Obdachloser könne sich eine Code-Kombination merken, versetzt er, als Helena das Öffnen einer Schatzkiste versemmelt. Sonja Zietlow und Daniel Hartwich zählen auf, mit welchen gesellschaftlichen Gruppen Thorsten es sich verscherzt hat – Fleischfachverkäuferinnen, prügelnde Männer, Losverkäufer, allein erziehende Mütter et al.. In einem entwaffnenden Akt des „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ bezeichnet er sich selbst als „nur ein Fußballer“.
Menderes rührt das Mutterherz. Aber alle drei Finalisten sind Menschen, die sich selbst erfunden haben.
Und Menderes’ Nummer verliert am schnellsten an Faszination.