Dschungelcamp: Im Reich der Mehlmaden
Arne Willander schreibt heute in seiner Kolumne "Willander sieht fern" über den Einzug ins Dschungel-Camp: Micaela Schäfer triumphiert bei der ersten Prüfung, Daniel Lopes schwächelt schon.
Ein „Kindheitstraum“ ging in Erfüllung für Martin Kesici (38) und Daniel Lopes (35). Auf der Terrasse des Hotels „Versace“ beobachteten sie aus einigen Metern Entfernung das Faktotum Brigitte Nielsen, nach eigenen Angaben 48 Jahre alt: Lopes stellte sich eine Freundin „mit über 50, 60“ vor, die „solche Haut“ hat. Die Nielsen, schon vor 27 Jahren im Hollywood-Geschäft und Gattin von Sylvester Stallone, ist vor allem groß, gestählt und zugenäht, sie spricht dänisches Deutsch und begrüßt alle Mitreisenden mit offenen Armen und lautem Rufen, obwohl sie keinen kennen kann.
Der Spott ist billig, wenn die Dschungel-Gefangenen im Luxus-Hotel von einem Drill Instructor aus den Betten gerissen und zu ihrem Domizil transportiert werden. Eben noch gaben Sie sich über den Dächern als Herren ihrer verpfuschten Schicksale und nannten überwiegend Steuerschulden und Lust am Meschuggenen als Beweggründe für das Abenteuer an – nun erscheinen sie als arme Würstchen in uniformer Khaki-Tracht, die ihre Menschenrechte an der Hängebrücke abgeben müssen.
Sonja Zietlow und Dirk Bach, die zuverlässigen Spötter und Zuchtmeister, amüsierten sich bereits über „D-Lo“ Lopes, der im Hotel einen australischen Tonmann anwies, ihn mit „Sir“ anzusprechen. Vor der Kamera lobte Daniel sich schmierig: „Ich war vor vielen Jahren Siebter bei DSDS. Kann sich jemand an den Sechsten erinnern? Den Fünften? Den Vierten?“ Auch nicht an den Ersten – und an Daniel Lopes erinnern wir uns nun widerwillig, weil er gerade da ist. Später klagte der Hypochonder über innere Schmerzen und musste von dem bizarren Magier Vincent Raven getröstet werden, der seinerseits seine Zauberkiste nicht mit ins Lager nehmen durfte und zürnte, dann aber zum Platzwart gewählt wurde.
Bei der ersten Prüfung wurden Micaela Schäfer und Rocco Stark auf Krankenbetten mit Mehlmaden überschüttet, sie mussten Stabheuschrecken zwischen den Lippen halten und Käfer und Maden verspeisen. Micaela schließlich saugte am Schluss einen Saft aus Emu-Blut und Leber in sich hinein. Der Ochsenknecht-Sohn lachte und feixte neben ihr wie ein Wahnsinniger und ließ sich kaum Schauder anmerken. Mit Micaela muss jetzt aber gerechnet werden: Sie ist offenbar zum Äußersten entschlossen und erfreut mit deutlicher Diktion, wenn sie auf die Frage nach dem Geschmack schlicht „Kotze, äh, Erbrochenes“ sagt.
Neben dem Weichei Lopes bald schlappmachen wird Ramona Leiß: Die Ansagerin ist ein Seelchen und bereits überanstrengt. Kugelblitz Ailton wird bald die zivilisatorischen Annehmlichkeiten vermissen – schon jetzt ist sein putziges Kinder-Esperanto fast verstummt. Radost „Momo“ Bokel gibt sich harsch, dürfte aber bald verdämmern. Und Kim Debkowski, die 19-jährige DSDS-Absolventin, wird womöglich zickig. Um den Sieg kämpfen also der Zauberer Raven, Rocco Stark und der unberechenbare Prolet Martin Kesici; Micaela ist die neue Indira – und Brigitte Nielsen könnte, so das Publikum es zulässt, die Dschungelkönigin aussitzen.
Zeit genug hat sie ja.