Dschungelcamp: Aurevederci, Aurelio! Und Walter feiert den sechsten Rang
Walter freut sich auch über seinen Mittelfeld-Platz, Jörn hält sich wacker, und Aurelio muss doch gehen
Auch seinen Abgang redet Walter sich schön – der Realitätsverlust ist pathologisch: „Ich bin ja nicht rausgeworfen worden – ich hab‘ lediglich zu wenige Stimmen bekommen.“ Beim Blick auf die imposante Landschaft fällt dem Schwätzer ohne Begeisterung ein: „Ist ja herrlich – wie im Sauerland.“ Natürlich hält er sich für den „Dschungelkönig der Herzen“, behauptet, „viel gelernt“ zu haben, und beweist zugleich das Gegenteil: „Ich bleib‘ so, wie ich bin – damit fahre ich am besten und hab‘ ein gutes Gewissen vor Gott. Was ich noch zu bieten habe, das muss ran an die Leute. Die lieben mich doch.“ Und es folgt der entscheidende Satz: „Ich bin ab sofort für alle Medien frei.“ Ein paar Clacqeure haben sich vor dem Hotel eingefunden, um dem geschassten Bramarbaseur einen Empfang zu bereiten, die seinen Wahn bestätigt – worauf er in einer paradoxen Volte plötzlich behauptet: „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Bucklig, mit gesenktem Kopf, entrücktem Blick und irr augenrollend sonnt er sich in seiner Eitelkeit. Walter Freiwald ist ein Monument der narzisstischen Kränkung.
Im Camp sind die Verbliebenen zwar überrascht von der Demission des Egomanen – aber mit seiner Wahl zum Dschungelkönig hat nur Tanja gerechnet: „Er ist doch so‘n witziger Typ, oder? Keine Ahnung.“ Jörn besteht erwartungsgemäß die athletisch anspruchsvolle Prüfung und bringt fünf Sterne heim, mit Schwindelgefühl inhaliert er aus einer Sauerstoffmaske. Aurelio, mehrfach angezählt, muss nun doch gehen. „Krass“, findet Tanja. „Wow.“ Verlegen bedankt sich der Melancholiker (auch beim Fernsehpublikum) und verspricht, „den Guten“ in der Residenz die Grüße aus dem Camp auszurichten – obwohl auch alle anderen Kandidaten in zwei Tagen aus der Wildnis zurückkehren werden.
Als stiller Brüter hat Aurelio den Stoizismus, mit dem er bei der „Bachelorette“ das Spiel ad absurdum führte, fortgesetzt: Wie er bei der Beglückungs-Show darauf bestand, dass die volatile Grazie sich unbedingt zu dem „Mann Aurelio“ bekennen müsse, so verharrte er hier in einer somnambulen Wartestellung. Man kann es sagen wie Maren: „Er ist sehr, sehr schwer vonner Seele.“ Die Wände um ihn seien „dick wie die Chinesische Mauer“. Offenbar hänge Aurelio einer Liebschaft nach (die er selbst beendet hat). Insofern war er der große Gatsby des Lagers.
Beim Spülen des Geschirrs erinnern sich Maren und Rolfe an Walter.
Maren: „Er ist sehr verbittert.“
Rolfe: „Verbittert, ja? Im Job war er auch ein bisschen garstig, oder wie.“
Maren: „Nicht zu jedem.“
Maren sollte mehrfach in Walters Verkaufssendung auftreten, aber laut ihrem Ex-Ehemann gab es immer Terminschwierigkeiten, wie wir „Bild“ entnehmen. Als „tough cookie“ (Dr. Bob) und weltweise Überlebenskünstlerin hat Maren gute Chancen auf den Sieg – aber Tanjas „Bacon“-Monolog und der entfesselt-lustige Auftritt bei der Sprungbrett-Prüfung in der Kloake wiegen schwer. Der tapfere Rolfe und der blasse Jörn haben wenig mehr als Nettigkeit und angenehme Sozialverträglichkeit auf ihrer Seite. Am Ende herrscht – wie stets – Harmonie: Jeder gönnt den anderen den Sieg. Jörn hat allerdings, wenn man dem Anschein glaubt, eine bizarre Besonderheit: Er ist zweckfrei im Dschungelcamp. Aber auch das stimmt wahrscheinlich nicht.