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Arne Willander schaut fernKolumne

Dschungel-Camp: Endspiel

Die aufmüpfige Georgina wurde verabschiedet - nun rüsten sich die letzten fünf Kandidaten zum Finale

Ein bisschen merkwürdig ist es doch, das die Zuschauer zunächst Georgina genüsslich immer wieder zur Prüfung schickten, um sie scheitern zu sehen – und sie jetzt, da fast alles überstanden ist, aus dem Camp wählten. Dabei waren ihre zahlreichen Verstöße gegen das Gesetzbuch des Dschungels – die „Bibel“ – so lustig: Sie ging allein zum Pinkeln und zum Duschen, brach die Nachtwache ab und trug manchmal kein Mikrofon. Das hatten sich die größten Westentaschenrebellen nicht getraut!

Zur Strafe musste die Camp-Bewohner sieben Luxusartikel abgeben, was Georgina kaum kümmerte: Sie lackierte sich noch schnell die Fußnägel, weshalb sie von den anderen zum Dschungel-Telefon getragen werden musste. Dass die Gruppe auch diese Extrawurst klaglos ertrug, deutete freilich auf den Außenseiterstatus der Egoistin hin – verstärkt durch Fionas raffinierten Verzicht auf ihre Schnuffeldecke, den sie unter heißen Tränen zelebrieren konnte. Die Verlust-Theatralik entschied womöglich das Duell gegen Georgina zu ihren Gunsten.

Die Gemeinschaft ist nun eingespielt: Joey hat sich als drolliges Dummchen etabliert, Fiona ist die zähe Wehleidige, Claudelle meldet sich nur mit exaltierter Eigenwerbung, und Olivia wacht übers Janze. Patrick Nuo ist auch noch immer am Lagerfeuer: Der Alain Delon des Dschungels gibt den eiskalten Engel und besteht jede Prüfung gegen Warane, Schlammkrabben und Krokodile. Angefeuert von Daniel Hartwich, zeigt er den blanken Oberkörper und übt seine beiden Gesichtsausdrücke. Im Western wäre er bereits vor dem Finale abgesetzt worden – und dieses Schicksal sollte ihn heute oder morgen ereilen.

Fast muss man fürchten, dass die stumpfsinnige Claudelle (die mit dem Namen wie mit dem Alter schummelt) noch am Samstag im Urwald herumlungert – denn am Ende wird neben Olivia und Joey noch eine Frau gebraucht, die in den letzten Stunden ausharrt. Zu gönnen wäre es beinahe Fiona, die eine ganz und gar unwahrscheinliche Finalistin wäre. Sie hatte keine Chance – aber die hat sie genutzt.

Ebenso wie Daniel Hartwich, dessen Sottisen weniger knuffig und  gespielt sind als bei Dirk Bach – weshalb Sonja Zietlow wie das weiche Monster wirkt. Die ziselierten Texte übertreffen jede Kultursendung an Witz, Ironie und Bosheit und haben den Grimme-Preis verdient. Genauso wie Olivia Jones, der nun jede Show auch außerhalb von Hamburg-St. Pauli zuzutrauen ist. Und ihre Texte sind nicht einstudiert.

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