Dreißig Jahre: kurze Haare – Die Verwandlungen des Peter Maffay auf DVD
Dass Peter Maffay ölverschmiert an seinen beiden Harleys herumschraubt, kann man sich gut vorstellen. Dass er mit der Gebrauchsanweisung auf den Knien seinen DVD-Player zu Hause in Tutzing mit dem Fernseher verkabelt, eher weniger. „Ich bin da wirklich nicht der Fitteste“, gesteht der Musik-Arbeiter, „neue Technologien muss man mir aufs Auge drücken“. Das hat sein Management nun getan, und es macht Sinn. Schließlich feiert er in diesem Jahr sein 30-jähriges
Bühnenjubiläum, und die am 8. Oktober erscheinende DVD „Heute vor dreißig Jahren“ gibt einen Überblick über sein bisheriges Schaffen.
1971 war’s, als ein wild gelockter junger Mann in der ZDF-Hitparade „Du“ schmachtete. „Du“ war Maffays erster Hit, lange Zeit sein größter und noch länger sein Schlagertrauma. Der Mann, der so gerne Rocker gewesen wäre, wurde als Schnulzenheini abqualifiziert. „Das hatte ich selbst zu verantworten. Irgendwann habe ich zu meinem ersten Deal ja gesagt“, sagt er heute, „aber zwischendurch habe ich Leute wie Udo Lindenberg, die gleich ihr Ding gemacht haben, sehr beneidet.“ Inzwischen trägt er die Haare raspelkurz und lässt sich nichts mehr aufdrücken.
Außer eben DVDs. Dort sieht man fein aufgelöst, wie die drei Jahrzehnte von „Vokuhila“ (vorne kurz, hinten lang) wirklich waren. Außerdem gibt es seine Klassiker in neuen Arrangements live zu hören. Das Kernstück der digitalen Biographie ist der Mitschnitt des Jubiläums-Konzerts in der Hamburger Musikhalle vom 14. Februar 2001. Wo sogar das berüchtigte „Du“ gesungen wird: „Auch wenn man über Geschmack streiten kann, ,Du‘ ist eine geile Komposition“, sagt er, „es hat einen guten Hook, das hat Spannung, das ist richtig aufgebaut.“ Heute spielen es Maffay und seine Band eben auf ihre Art: „Ich habe nicht viel am Hut mit diesen säuselnden Geigen von damals.“ Zu hören ist das auf der DVD mit fast drei Stunden Spielzeit, mit einer 50minütigen Porträt-Dokumentation sowie Interviews mit allen Beteiligten.
Geschmäcker ändern sich nicht nur bei Haaren. Seit er einen Großteil des Jahres in Spanien lebt, hört Maffay mehrLatino-Musik und sogar klassische Gitarre: „Das ist wie mit dem Wein.
In Spanien schmeckt er besser.“ Bevor er sich allerdings von den neuen Einflüssen treiben lässt, macht er erstmal eine weitere „Tabaluga“-Kinder-Platte.
„Die 30 Jahre sind sehr schnell vergangen. Es war kein schwerer Kampf, bei allen Kratzern, die ich abbekommen habe“, sagt Maffay, „unterm Strich war das eine phänomenale Reise.“ Gut, dass er sich noch bestens erinnern kann, denn abspielen kann er seine DVD nicht. Zwar hat er mittlerweile einen DVD-Player. Aber der steht unverkabelt in der Garage.