Drei kleine Stimmungskanonen
Weil Weat ihre eigene Musik zu anstrengend wurde, klingen sie jetzt lustiger
So, wie man beschließt, heute Croissants fürs Frühstück zu kaufen statt wieder Müsli zu essen kann man als Musiker so den Entschluss fassen, nach der Produktion vieler schwerer Brocken plötzlich Spaß haben zu wollen, aber auf Teufel komm raus? Eine Spur zu zwanghaft trägt das Trio Wheat aus Massachusetts seine aktuelle Häutung zur etwas besser gelaunten Band zu Markte. Sänger Scott Levesque verweist auf ein Aha-Erlebnis: Es war diese Party, wo kaum jemand wusste, wer er
war, und jemand irgendwann „Hope And Adams“ auflegte, das zweite Wheat-Album. „Plötzlich fühlte ich die ganze Schwere dieser Musik“, erinnert er sich. „Und sie brachte die ganze Sache… nun, die Stimmung war nicht gleich völlig im Eimer. Aber haften geblieben ist der Eindruck schon.
Wir brauchten frische Luft.“ Zumal zu diesem Zeitpunkt auch die wirtschaftliche Situation der Band eine gewisse Erstickungsgefahr barg, weil ihr Label Nude pleite ging. „Die Alternativen waren: aufhören oder schreiben. Es half auch psychologisch.“
Prompt stand sogar ein Major auf der Matte. Nach zwei Platten für kleine Label spricht Levesque von Kompromissen, die man doch in jeder funktionierenden Beziehung machen müsse. Und davon, dass es nur noch romantisch sei, ständig gegen die große Maschine aufzubegehren. Die Zeit auf der Kunsthochschule liegt halt schon etwas länger zurück. Levesque und Drummer Brendan Harney trafen sich dort 1997
und kamen zu der Einsicht, dass Malerei viel zu schwierig sei. „Musik hat ein Vokabular, das einen schneller belohnt. Oder wie David Byrne sagte: ‚lch entschied mich für die Musik, weil der Bullshit dort nicht so verborgen ist.'“
Und was verbirgt sich hinter dem Albumtitel „Per Second, Per Second, Per Second… Every Second“! Eine Referenz an Jonathan Livingston Seagull. „Eine Möwe muss erstmal hoch genug fliegen, bevor sie mit der richtigen Geschwindigkeit herabstürzen kann“, sagt Levesque. „In jeder Sekunde schneller werden, während man fällt – das ist eine schöne Vorstellung für mich.“ Hauptsache, es gibt keine Bauchlandung.