Dr. John – König der Sümpfe
Der Night-Tripper hält Hof: Mit 71 Jahren erlebt Dr. John seinen vierten Frühling. Unterstützt von Dan Auerbach und einigen Totems
Mac Rebennack, besser bekannt als Dr. John, stützt sich auf seinen Krückstock, mit schamanischen Federn und Firlefanz reichlich behangen, und holt tief Luft. „Meine Aufgabe war es, die Flussratten zu massakrieren, die immer in den Keller krochen“, erzählt er. „Ich machte sie mit der Schaufel platt.“
New Orleans‘ großer Sohn ist heute 71 Jahre alt, hat gerade ein fantastisches neues Album veröffentlicht, und zeigt uns sein Elternhaus im Arbeiterviertel Third Ward. „Es ist eine I-di-o-tie unvorstellbaren Ausmaßes“, flucht er und meint das Versagen der Politik beim Wiederaufbau der durch Hurrikan Katrina zerstörten Stadt. „Praktisch alles, was mit dem Buchstaben P anfängt, ist mehr oder minder korrupt – Priester, Politiker, Polizisten. Deshalb nenne ich Huren auch nicht Prostituierte, weil sie noch einem ehrbaren Beruf nachgehen.“
Der lakonische Zorn des Swamp-Königs auf Gesetzemacher und Gesetzeshüter ist auch auf „Locked Down“, dem von Black Key Dan Auerbach produzierten neuen Highlight seiner gut zwei Dutzend Platten umfassenden Karriere, unüberhörbar. Diverse Songs beinhalten unverblümte Anspielungen auf Rebennacks Begegnungen mit dem Gesetz, unter anderem eine Gefängnisstrafe für Drogenbesitz, die er Mitte der Sechziger absitzen musste. „Ich war keines der armen Schweine, die zwangsläufig in die Sucht rutschen“, gibt er zu. „Ich hatte gute Eltern, die mich auf den rechten Weg zu bringen versuchten. ‚Häng bloß nicht mit den Vagabunden am Eisenbahngleis ab‘, sagten sie. Aber genau das tat ich natürlich. Ich war auf der Suche nach irgendetwas in meinem Leben – vermutlich nach der Abkürzung zum großen Glück.“