Doppel-Belichtungen
Die Bilder kennt jeder, doch wie sehen eigentlich die Fotografen dazu aus? Die Fotografin Emilie Sandy setzt Lichtbildner der Pop-Ikonografie in Szene
Diese seltsame Körperverspannung, dieser Amokläufer-, „Taxi Driver“-Blick. Schon oft hat man das Cover von Elvis Costellos ’78er Album „This Years Model“ angeschaut und sich gefragt, was er da wohl fotografiert. Das Hochzeitsbild von Alison, die er auf dem vorigen Album „My Aim Is True“ besang? Oder seine Playmate-Eroberung Bebe Buell? Nein, die war ja 1978 noch „next year’s model“…
Natürlich wissen wir, dass alle Spekulationen, Interpretationen und Wunschvorstellungen beiseite – auf der anderen Seite der Kamera ebenfalls ein Fotograf mit einer Kamera gestanden haben muss. Es war Chris Garbin, und der hat sich jetzt für ein Foto in die Pose seines damaligen Models Costello geworfen.
Leider hat das Foto nicht unser Elvis geschossen, sondern die R&R
junge isländische Fotografin Erailie Sandy – aber immerhin mit derselben Kamera.
Und dies ist nicht das einzige Bild dieser Art. Sandy ist es geglückt, für ihre Reihe „Deja Vu“ weitere der meist äußerst blitzlichtscheuen Fotokünstler klassischer Popstar-Ikonografie auf die andere Seite der Linse zu locken, um ihre alten Aufnahmen nachzustellen. So setzte Sandy unter anderem den niederländischen Freund der Rockgrößen Anton Corbijn und den früheren Hof-Fotografen der Rolling Stones, Gered Mankowitz, in Szene.
Andy Earl, der mit seinem düsteren Johnny-Cash-Porträt für das Cover von „American Recordings“ einen großen Teil zum späten Comeback des Man In Black beisteuerte, stellte das ursprünglich im australischen Melbourne aufgenommene Motiv bei sich zu Hause im Süden Londons nach und lieh sich dafür zwei Hunde aus dem lokalen Gartencenter in East Dulwich.
Gerüchten zufolge hat Sandys Idee in der britischen Kunstszene schon hohe Wellen geschlagen. Sehen Sie demnächst: berühmte Maler stellen ihre Gemälde nach. Folge i: Francis Bacon.