Donnie Darko sei Dank
Gary Jules hat mit der Soundtrack-Single "Mad World" einen Überraschungs-Hit
Eine Geschichte, wie gemalt für die Weihnachtszeit: Obskurer US-Singer/Songwriter wird mit alter Teenager-Depression-Hymne von Tears For Fears in Sparflammen-Version zur alljährlich heiß umkämpften britischen Xmas-Nummer-eins. Der Hit hilft auch einem Film in die Kinos, der 2001 wegen des 11. Septembers in der Versenkung verschwand und seither als Kult-Objekt seine Kreise zog. Und es kommt noch dicker.
„Wir traten mit ‚Mad World‘ in der Jonathan Ross Show auf,“ erinnert sich Gary Jules. „Ich war sehr nervös, und nach der ersten Strophe schaute ich kurz über meine Schulter und sah Mike am Piano sitzen.“ Mike Andrews, der den Score für „Donnie Darko“ (den besagten Film) schrieb und auch „Mad World“ dafür vorschlug. „Das war verrückt Er ist mein bester Freund, wir hatten schon alle möglichen Projekte zusammen, und plötzlich sind wir im Fernsehen. Das war unglaublich berührend. Ich kann mich daran erinnern, mich schon so zu ihm umgeschaut zu haben, als wir gerade 15 waren.“
Damals in San Diego. Heute in Hamburg nutzt Gary Jules die Gunst der Stunde und gibt vor dem Kino-Showcase fleißig Interviews – gestern in Berlin waren es 13. Oder 16? Viel Interesse für das Album „Trading Snakeoil For Wolftickets“, das vor zwei Jahren als Internet-Veröffentlichung wenige kümmerte. „Mad World“ ist auch drauf. Ganz hinten, wie ein Stück Zartbitter, das in eine Tafel Vollmilch-Nuss geraten ist. „Es wäre merkwürdig, wenn die Leute erwarten, dass auch der Rest meiner Musik so klingt“, sagt er, der freundliche Kalifornier mit Ohrringen und Spitzbärtchen, der als Ex-Student auch gern Alexander Pope zitiert.
Große Erwartungen versucht der „Blue-Collar-Musiker“ (Selbsteinschätzung) nicht an sich ranzulassen. „Das war eine so einzigartige Angelegenheit, dass ich mir gesagt habe, es ist besser, das jetzt zu genießen anstatt über meine Karriere nachzudenken.“ Aber ganz ohne geht’s natürlich nicht „Wenn ich durch den Erfolg jetzt auch in Europa auf Tournee gehen könnte, wäre das wunderbar, auch für meine Kinder, die dann viel reisen und verschiedene Leute treffen könnten. Coole, aufgeschlossene Kinder wären doch ein wundervolles Nebenprodukt dieser ganzen Geschichte.“ Obwohl Gary Jules noch nicht mal Kinder hat.