Dolores O’Riordan: Leben und Tod der Cranberries-Sängerin

Ein Blick auf das Leben und Schaffen der Cranberries-Frontfrau Dolores O'Riordan.

Mit ihrer Band The Cranberries schrieb Dolores O’Riordan irische Musikgeschichte und wurde zum Weltstar. 2018 starb sie unter tragischen Umständen im Alter von nur 46 Jahren. Wir erinnern uns an das Leben einer einzigartigen Sängerin.

Dolores O’Riordan wurde am 6. September 1971 als jüngstes von sieben Kindern in eine katholische Familie in Ballybricken im irischen Limerick, geboren. Ihre Mutter, Eileen O’Riordan, war Hausfrau, ihr Vater, Terence O’Riordan, arbeitete als Mechaniker. Ihre Kindheit war sowohl vom Katholizismus als auch von ihrer Liebe zur Musik wesentlich geprägt.

Dolores O’Riordan bei einer Show 1995.

Im Interview mit „The Telegraph“ blickte sie 2001 nostalgisch auf ihre Kindheit, besonders das Verhältnis zu ihren Geschwistern, zurück: Diese sei „gemütlich und höchst liebevoll“ gewesen. Ihre Mutter war das Familienoberhaupt und kümmerte sich um alles. Ihr Vater hingegen hatte in den späten 1960er-Jahren einen Unfall erlitten und sei „leise und introvertiert“ gewesen.

Kindheit und musikalische Anfänge

Es wird immer wieder gerne berichtet, dass Dolores sang, bevor sie sprechen konnte. „Ich glaube, ich war fünf Jahre alt, als ich anfing zu singen. Weil es so viele Kinder in der Familie gab, war es offensichtlich, dass ich dieses Supertalent hatte. Es hieß: ‚Hört mal, wie die Kleine singt‘“, erinnerte sich die Sängerin 1999 im Interview mit „Forbes“. „Meine Onkel nahmen uns immer mit in die Kneipe. Weißt du, es ist eine Art Tradition, dass die Kinder mit ihren Onkeln oder Tanten oder was auch immer in die Kneipe gehen. Sie essen Chips und Limonade und was auch immer und hängen ab. Und für ein Kind ist das eine tolle Abwechslung. Ich habe in den Kneipen gesungen, als ich neun oder zehn Jahre alt war.“

Sie erinnerte sich gerne an diese Auftritte im Pub: „Es war wirklich schön, für Leute zu singen, und die Leute hörten mir gerne zu. Und wenn ich in die Kneipe ging, sagten sie: ‚Oh, da ist die kleine O’Riordan, würdest du dieses Lied singen?‘ Und sie baten mich immer, eine Menge Country-Songs zu singen – Dolly Parton und solche Sachen, die ich immer gesungen habe.“

Dolores O’Riordan: Sexueller Missbrauch in ihrer Kindheit

Leider war ihre Kindheit trotz vieler schöner Erinnerungen alles andere als einfach. Wie sie Jahrzehnte später erzählte, wurde sie im Alter von acht bis zwölf Jahren von einer Vertrauensperson sexuell missbraucht: „Ich sehe das als Reinigung“, erzählte sie über ihren Entschluss, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. „Es ist ein Weg, den Schrank zu leeren – keine Leichen mehr. Nur Frieden und Heilung. Kein Ballast.“
Es war irische Musik, die die frühen Jahre von Dolores O’Riordan prägte.

Sie spielte Tin Whistle, später auch Klavier, Gitarre und Bódhrán. Als sie im Alter von 12 Jahren an eine neue Schule kam, stellte sie sich mit den Worten „Ich bin Dolores O’Riordan und ich werde einmal Rockstar“ vor. „Mit 18 bin ich von zu Hause weggegangen, weil ich singen wollte. Meine Eltern wollten, dass ich aufs College gehe und solche Sachen. Ich war anderthalb Jahre lang wirklich arm; ich erinnere mich, dass ich hungrig war, für eine Tüte Chips gestorben wäre. Dann bin ich den Cranberries beigetreten“, erzählte sie einmal.

Dolores O’Riordan auf der Bühne im Point Depot Dublin
(Photo: Independent News und Media/Getty Images)

Gründung von The Canberries

The Cranberries wurden 1989 von den Brüdern Mike Hogan (Bass) und Noel Hogan (Gitarre) zusammen mit Schlagzeuger Fergal Lawler und Sänger Niall Quinn gegründet. Damals hieß die Gruppe noch The Cranberry Saw Us. Wenig später wurde der Sängerposten vakant, Quinn verließ die Band. Er war es, der Dolores O’Riordan – eine Freundin einer Freundin – vorschlug. 1990 erschien sie bei der Probe, sang einige eigene Stücke wie Sinéad O’Connors „Troy“ – und beeindruckte alle mit ihrer Stimme. Die Band gab ihr aber noch eine Hausaufgabe – sie sollte an einem unfertigen Demo arbeiten. Als O’Riordan mit dem fertigen Stück – einer frühen Version von „Linger“ – zurückkam, war sie Teil der Band.

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Dolores O’Riordan: Mega-Erfolg mit „Zombie“

Die Band unterschrieb 1991 einen Vertrag bei Island Records, und zwei Jahre später erschien das Debütalbum „Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?“. Mit Songs wie „Linger“ wurde das Album zum großen Erfolg. Es war aber der Nachfolger „No Need To Argue“, der die Band zu Superstars machte. Der Song thematisierte den Nordirlandkonflikt (The Troubles) und wurde von einem Bombenanschlag in Warrington, England, 1993 inspiriert, bei dem zwei junge Kinder ums Leben kamen. „Zombie“ erreichte in mehreren Ländern die Spitze der Charts und wurde zu einem internationalen Hit.

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„Ich schöpfe aus vielen verschiedenen Lebenserfahrungen: Geburten, Todesfälle, Krieg, Schmerz, Depression, Wut, Traurigkeit. Außerdem bin ich von der Sterblichkeit besessen. Ich habe eine bipolare Störung und kämpfe mit Stimmungsschwankungen – ich falle von einem Extrem ins nächste. Aber ich glaube, das war beim Schreiben von ‚Zombie‘ irrelevant, weil das Ereignis damals so massiv war – es stand überall in den Zeitungen“, erinnerte sich O’Riordan gegenüber „Songwriter Magazine“. „Ich erinnere mich einfach daran, dass ich jung und temperamentvoll war, ohne jegliche Hemmungen, ich hatte keine Probleme und schrieb einfach, was ich dachte.“

Die Mitglieder der Cranberries, Sängerin Dolores O’Riordan (sitzt), Bassist Mike Hogan, Schlagzeuger Fergal Lawler and Gitarrist Noel Hogan (L) am 18. Januar 2012 in Paris.

Die Band legte mit mehreren Alben nach, die ebenfalls erfolgreich waren. Erst 2001 kam die Flaute: „Wake Up And Smell The Coffee“ wollte kommerziell nicht so wirklich zünden. Von 2003 bis 2009 wurde die Band erst einmal auf Eis gelegt – und die Bandmitglieder widmeten sich Soloprojekten. 2007 erschien O’Riordans erstes Soloalbum „Are You Listening?“, ein weiteres Album, „No Baggage“, folgte 2009.

Dolores O’Riordan: Ein Blick auf ihr Privatleben

1994 heiratete Dolores Don Burton, den ehemaligen Tourmanager von Duran Duran. Aus dieser Ehe entstammen drei Kinder. 2009 zog die Familie nach Kanada, wo O’Riordan, die ihren eigenen Ruhm schwierig fand, hoffte, ganz normal behandelt zu werden.

Depressionen, Sucht und tragischer Tod

O’Riordan litt schwer unter den schrecklichen Erfahrungen ihrer Kindheit. Sie hatte im Laufe ihres Lebens mit schweren psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Sie kämpfte mit Depressionen, war bipolar. Der Tod ihres Vaters im Jahr 2011 riss sie in ein tiefes Loch – 2014 wurde ihre Ehe mit Burton geschieden. Im Interview mit „The Belfast Telegraph“ verriet sie, dass sie 2013 versucht hatte, sich das Leben zu nehmen – aber „bestimmt sei, für die Kinder hierzubleiben“.

Im selben Interview sprach sie auch über ihre Suchtprobleme: „Ich bin ziemlich gut, aber manchmal greife ich zur Flasche“, sagte sie. „Am nächsten Morgen ist alles viel schlimmer. Ich habe einen schlechten Tag, an dem ich schlechte Erinnerungen habe und sie nicht kontrollieren kann, und dann greife ich zur Flasche. Ich trinke sozusagen im Suff. Das ist im Moment meine größte Schwäche.“

2018 wurde sie tot in einer Badewanne in ihrem Londoner Hotel aufgefunden. In ihrem Blut wurde eine Alkoholvergiftung von 3,3 Promille festgestellt. Die Gerichtsmediziner gehen davon aus, dass ihr Tod ein Unfall war.

Independent News and Media Getty Images
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JOEL SAGET AFP/Getty Images
Donna Santisi Redferns
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