Dinosaur Jr. – Köln, Jugendpark
So toll die Wiedervereinigung von Dinosaur Jr. auch klingt - man fühlt sich dabei wie im Jurassic Park
Weiter hinten im Publikum gibt es die „Lauter! Lauter!“‚ Sprechchöre, bekannt von Metal-Konzerten in der Schulaula, bei denen der böse Hausmeister am Sicherungskasten lauert.
Unglaublich, aber: J. Mascis ist zu leise, mit seinen sechs, im Domino-Muster aufgetürmten Marshall-Boxen. Später kommen Botenberichte aus dem Auditoriums-Viertel links vorne, da hat man angeblich nur die Gitarre gehört, ohrenzerfräsend, wie erwartet, dafür aber sonst kein Instrument. Was im Endeffekt noch blöder ist. Bei einer Reunion-Show geht’s ja um die feinen Unterschiede.
Warum auch Dinosaur Jr. — nach den Pixies, Mission Of Burma, Gang Of Four jetzt wieder in der 8oer-Originalbesetzung spielen, versteht niemand. Der schönste Zank in der Alternative-Rock-Geschichte ist damit hinfällig, Lou Barlow gegen Mascis, der Komplexbeladene gegen den Arroganten, der Anfang 1989 die Band auflöste, nur um Barlow loszuwerden. Und sie ein paar Wochen später neu gründete. Dies wäre damit schon die dritte Gründung von Dinosaur Jr., Mascis, Barlow und Schlagzeuger Murph. Eine Sommertour, keine Platte, demnach ein Ferienjob zum Geldverdienen.
Köln ist schon der 46. Auftritt in gut vier Monaten, als Headliner des „Monsters Of Spex“-Festivals in einer leicht angedörrten Parkanlage. Dinosaur Jr. haben das Pech, nach Arcade Fire zu spielen, deren Mitglieder sich zu lautem Gegeige mit Trommelstöcken gegenseitig über die Bühne gejagt haben — der unbestrittene Höhepunkt eines Festivals, bei dem vor allem hängenbleibt, wie unerträglich okay und störungsfrei die Musik ist, auf die sich das Indie-Publikum so einigen kann. Dinosaur Jr. sind keine Ausnahme: Der Vintage-Sound von 1987 ist heute ein extrem unradikales, niedliches Erlebnis. Damit haben sie damals Säle leergespielt?
Natürlich kommen nur Stücke der ersten drei Platten, eh ihre besten. Barlow singt „Forget The Swan“, läßt den Baß tief hängen und headbangt linkisch wie ein College-Boy. Im Publikum machen einige ironische Rocker-Gesten, wenn Mascis Wah-Wah spielt und mit den Haaren pendelt. „Raisans“, „Little Fury Things“, „In A Jar“, am Ende fantastisch ,Just Like Heaven“ und „Freakscene“. Zu leise halt, auch im übertragenen Sinn. Prä-Grunge, direkt aus dem Jurassic Park, und älter sehen sie auch nicht aus. Als Mascis am Ende — ein Uralt-Witz — die fauchende Gitarre an eine der sechs Boxen lehnt und von der Bühne schlurft, fragt man sich seltsam, wann das eigentliche Konzert denn nun losgeht.