10 Geheimnisse über „Dinner For One“
Bei Hauptdarsteller Freddie Frinton stieß der Sketch zunächst auf wenig Gegenliebe.
„Dinner For One“ ist das, was man gemeinhin einen Comedy-Klassiker nennt: ein unzerstörbares Humorprogramm, das inzwischen unzählbar oft an Silvester wiederholt wurde. Der auch unter dem Titel „Der 90. Geburtstag“ bekannte Sketch mit Freddie Frinton und May Warden in den Hauptrollen wurde 1963 fürs Fernsehen aufgezeichnet – seitdem kamen restaurierte, kolorierte und parodistische Fassungen hinzu.
Obwohl „Dinner For One“ jährlich von einem Millionenpublikum gesehen wird, gibt es noch einige Geheimnisse zu entdecken. ROLLING STONE hat 10 kaum bekannte Fakten gelistet.
1. „Dinner For One“ wurde erst kaum gezeigt
Der vom NDR abgefilmte British-Music-Hall-Sketch (geschrieben von Lauri Wylie und 1948 uraufgeführt im Duke of York’s Theatre in London) wurde zunächst nur als Lückenfüller im Fernsehen eingesetzt. Zuvor hatten ihn Moderator Peter Frankenfeld und sein Produzent Heinz Dunkhase bei einem Besuch auf der Insel für sich entdeckt. Zwischen 1963 und 1972 wurde „Dinner For One“ lediglich viermal ausgestrahlt. Erst ab 1972 entwickelte sich ein eigener Kult um das Format und die jährliche Präsentation, später dann auch mit mehreren Wiederholungen in fast allen Dritten.
2. Wann gab es die meisten Ausstrahlungen?
Der Rekord stammt aus dem Jahr 2013. In diesem Jahr wurde „Dinner For One“ in Deutschland an Silvester insgesamt 19 Mal gezeigt.
3. Ist das nicht rekordverdächtig?
Ja, ist es. Aber nicht wegen eines bestimmten Jahres, sondern aufgrund der Gesamtausstrahlungen (die freilich keiner mehr zählen kann). So hat sich „Dinner For One“ auch einen Eintrag im „Guinness-Buch der Rekorde“ gesichert – für eine einzelne Sendung mit den meisten Wiederholungen.
4. Freddie Frinton alias Butler James hasste „Dinner For One“
Freddie Frinton mochte den Sketch ursprünglich überhaupt nicht. Fast hätte er sich geweigert, in die Rolle des kauzigen Butlers James zu schlüpfen. Nach mehreren Sichtungen des Stücks stimmte er doch zu.
5. Wann wurde „Dinner For One“ aufgenommen?
Die Inszenierung des bereits häufig aufgeführten Stücks folgte am 8. Juli 1963 im Hamburger Theater am Besenbinderhof.
6. Warum gibt es „Dinner For One“ nur auf Englisch?
Der Sketch wurde auf Englisch aufgenommen, weil Freddie Frinton sich weigerte, es in deutscher Sprache aufzuführen. In seinem Heimatland war Frinton eine feste Größe und er gab stets zu, dass er der deutschen Sprache nichts abgewinnen könne, weil er das Land wegen seiner Verbrechen im Zweiten Weltkrieg hasste.
Seine Abneigung gegen Deutschland findet sich auch in der Inszenierung wieder. So stößt er als Admiral von Schneider mit dem skandinavischen „Skol!“ statt mit dem deutschen „Prost!“ an. Auch deshalb fragt er stets Miss Sophie (May Warden) „Must I?“ (Muss ich denn wirklich?), wenn er aufgefordert wird, den Admiral zu verkörpern.
Bis heute wird in Deutschland aus Respekt vor Freddie Frinton immer noch die englische Originalversion gezeigt. Sie ist damit eine der wenigen Sendungen (wenn nicht die einzige), die so im deutschen Fernsehen präsentiert wird.
7. Der Tigerteppich war so gar nicht geplant
Zu den witzigsten Szenen gehört natürlich der Klamauk um den Tigerteppich, über den Butler James mehrfach stolpert. Was kaum einer weiß: Das erlegte Tier war so kaum geplant für die Aufführung. Aber er wurde auf Wunsch eines örtlichen Bürgermeisters in einer Stadt, in der die Show auch gespielt wurde, hinzugefügt.
Auch das Stolpern war damit noch nicht eingeplant. Doch als Freddie Frinton aus Versehen während einer Show fast darüber fiel, bekam sich das Publikum vor Lachen kaum mehr ein. Und so wurde der Tigerteppich zum festen Teil des Programms. Für die TV-Ausstrahlung wollten die Produzenten eigentlich einen Eisbären – aber Frinton brachte seinen eigenen Tigerteppich mit. Der war so ramponiert, dass er mit Leopardenfell (!) aufgeplustert werden musste.
8. Läuft „Dinner For One“ auch in anderen Ländern als Deutschland?
Ja, der Film ist auch bei anderen Nationen beliebt. Zu sehen ist er unter anderem in der Schweiz, in Österreich, in Finnland, Dänemark und Schweden. In Norwegen läuft das Programm regelmäßig in Schwarz-Weiß am 23. Dezember. Eine farbige Ausstrahlung an einem Neujahrstag wurde von so vielen Protesten begleitet, dass es eine einmalige Sache blieb. Der Neujahrstag ist aber auch in Australien für die Kalauereinlage reserviert.
In Großbritannien wundert man sich indes seit jeher über den Erfolg des für viele Puristen des britischen Humors plumpen Sketches. Erst vor kurzem war „Dinner For One“ dort im Jahr 2018 überhaupt zum ersten Mal zu sehen.
9. „Dinner For One“ wurde in Schweden verboten
Kein Witz: Die Zotensammlung sorgte in Schweden bei ihrer ersten Ausstrahlungen für so viel Alkoholkonsum, das der Sender entschied, „Dinner For One“ erst einmal nicht zu zeigen. Das „Verbot“ galt bis 1969.
10. Englisch ist eine schwierige Sprache
Bis 1988 enthielt die ursprüngliche NDR-Fassung einen grammatikalischen Fehler in der etwas launischen Einführung durch Sprecher Heinz Piper. Er zitierte Frinton mit dem Satz „Same procedure than last year?“ und Warden mit „Same procedure than every year!“. Er wurde dann schließlich durch das korrekte „Same procedure as every year“ aus einer anderen Probenaufnahme ersetzt, nachdem zahlreiche Englischlehrer den Fehler anmahnten.
Bonus: Wie oft trinkt James denn nun wirklich Alkoholisches?
Insgesamt 18 Mal greift der schließlich stockbesoffene Butler zu (nicht einberechnet ist der Schluck aus einer Blumenvase, bei dem er „I’ll kill that cat!“ murmelt).