120. Geburtstag

Dieses Album zeigt, wie einflussreich Louis Armstrong war

Nicht, dass er den berühmten „St. Louis Blues“ da nicht bereits einige Male eingespielt hätte - die „Plays W.C. Handy“-Sessions mit seinen All Stars aber zeigen Satchmo auf der Höhe seiner Kunst.

Die abgeklärte Reife und souveräne Leichtigkeit, mit der er hier die Kronjuwelen aus dem Euvre von Blues-Papa W.C. Handy präsentiert, können auch heutigen Ohren noch vermitteln, warum Louis Armstrong als der vielleicht Einflussreichste aller Jazzer gilt. Ganz abgesehen von dem unwiderstehlichen Charme, mit dem der Mann aus New Orleans die Sache angeht.

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Nicht umsonst war er der erste schwarze Musiker, der es in den dreißiger und vierziger Jahren zu einer Akzeptanz gebracht hat, die der weißer Hollywoodschnulzensänger jener Tage kaum nachstand. Gar keine Frage, Armstrong war so etwas wie ein Popstar.

Dabei sah es zunächst keineswegs danach aus. Klein-Louis, geboren am 4. August 1901, wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter in bitterer Armut auf. Mit zwölf wurde er gar zum Waisenhauszögling, nachdem er aus lauter Übermut zu Silvester 1912 mit einer Pistole herumgeballert hatte. Das Gute an der Sache: Im „Coloured Waif’s Home For Boys“ kam der Junge erstmals mit dem Kornett in Berührung und fand Lehrer, die sein Talent förderten.

Louis Armstrong revolutionierte das Solo-Spiel im Jazz

Die quicklebendige Musikszene von Storyville tat das Ihre, und bald schon war Louis einer der gefragtesten Instrumentalisten in New Orleans. 1922 holte ihn sein Mentor King Oliver nach Chicago, wo Armstrongs steiler Aufstieg begann. In den Jahren 1925-1928 machte er mit den Hot Five bzw. Hot Seven epochale Aufnahmen, die das Solospiel im Jazz revolutionierten. Und mit seinem komödiantischen Talent begann er alsbald den noch jungen Tonfilm zu erobern.

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1932 wechselte er zudem vom Race-Label Okeh zu Columbia Records, es folgten Nr.-1-Hits. Vor allem seine warmherzige Bassstimme, die zwischen den Tönen freundlich zu grinsen schien, brachte ihm die Sympathien auch des weißen Publikums.

Zwar kümmerte er sich fortan nur noch gelegentlich um die „reine Lehre“ des Jazz und spielte statt dessen lieber seichtere Musical-Kost ein, als Musiker aber vermochte er selbst solchen Vorlagen überraschende Nuancen und mitunter unvermutete Tiefe abzugewinnen.

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Als er am 6. Juli 1971 in New York starb, nahm die Welt Abschied von einem Mann, der so viel für die schwarze Musik getan hat wie sonst kaum einer. „Plays W.C. Handy“ ist Louis‘ Verneigung vor den eigenen Wurzeln.

Von Ernst Hofacker

Aus dem ROLLING-STONE-Archiv

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