Die Zeit rennt, die Rockband bleibt stehen. Immerhin klingen READY MADE heute glamouröser denn je
Kein Tag wie jeder andere bei Universal Records in Hamburg. Der Exodus nach Berlin steht bevor, man sitzt auf Kartons, es riecht nach Aufbruch. Und mittendrin Readymade-Sänger Zachary Johnson und Bassist Chris Adelhütte mit einem neuen Album, dessen Titel fürstlich zur Stimmung passt. „The Feeling Modified“ ist die dritte Platte im zehnten Bandjahr: „Das Gefühl ist dasselbe, wir sind dieselben, auch wenn sich die Dinge über die Jahre verändert, modifiziert haben.“ Das gilt vor allem für den Sound der Band. Produziert hat lan Grimble (Travis, Manie Street Preachers), und nicht zuletzt das Streichorchester Brilliant Things aus London sorgt dafür, dass den Vieren aus Wiesbaden ein endorphinschwangerer Neuentwurf gelingt. Man meint gar, Streicher-Outtakes aus verworfenen ABC-Songs zu entdecken.
Ein exotisches Kleinod ist das Duett mit Kim Wilde, „You And Me“. „Mit 11,12 Jahren hatte wohl jeder mal ’nen Crush auf Kim Wilde. Ich hab irgendwann in mein Büchlein geschrieben: Wenn Duett, dann mit ihr“, erinnert sich Zac. Der Kontakt ergab sich über Grimble – umso erstaunlicher, dass Frau Wilde heute als Gartenbau-Koryphäe im britischen TV auftritt.
Vom Bratzen der früheren Tage hat sich die Band dann aber doch nicht ganz verabschiedet. „Eins zu eins ist jetzt vorbei“, singen Tocotronic, aber mit dem Unentschieden zwischen Hymne und Härte scheinen Readymade bestens leben zu können. Warum nur Pavement, wenn man Pulp dazu haben kann?