Die wichtigsten Alben und Bücher aus 25 Jahren Selbstinszenierung
Als Kinky Friedman 1973 mit dem fabelhaften Debüt-Album „Sold American“ (Vanguard, 4,5) die texanische Musikbühne betritt, hat die Oudaw-Bewegung die Limits des Lone Star State noch nicht überschritten, haben Waylon 8C Wilüe ihre besten LPs noch nicht im Kasten. JRide ‚Em Jewboy“ und der Titelsong werden zu Genre-Klassikern. Kinkys komplettestes Album erscheint im Jahr darauf, heißt schlicht „Kinky Friedman“ (ABC, 4,5) und beinhaltet neben durchaus ernsten, ja tragischen Songs die von Willie Nelson produzierte, nach allen Seiten austeilende Anti-Rassismus-Tirade „They Ain’t Makin‘ Jews Like Jesus Anymore“. Bob Neuwirthas marktschreierische Anpreisung des Kinksters eröffnet die Live-Version von „Sold American“, aufgenommen während Bob Dylans legendärer „Rolling Thunder Revue“ und Auftakt zur LP „Lasso Born El Paso“ (Epic, 4,0), woraufhin der Kinkster das Lager wechselt und fortan als Crime-Fiction-Autor in New York City Furore macht.
Sein erstes Buch heißt „Greenwich Killing Time“ (Beech Tree Books, 4,5), in der deutschen Übersetzung verlegt von Haffmanns/Heyne (wie im übrigen auch die folgenden). 28 Verlage hatten Friedmans Manuskript zurückgeschickt, doch als es dann endlich erscheint, fällen die Rave-Reviews wie ein warmer Regen aufs Stetson-geschützte Haupt des darob nicht schlecht staunenden ehemaligen Vorkämpfers jüdischsexistischer Country-Kultur. „Wenn ich gewußt hätte, daß es so flutscht, hätte ich früher mit der Krimi-Schreiberei angefangen“, sagt er heute. Kinkys hartgesottene Charaktere sind: er selbst, ein Ex-Country-Star, der auf Private Dick umsattelt, sowie seine Kumpels aus dem realen Leben: Ratso, McGovern, Rambam, ein Cop namens Cooperman, eine Katze und eine Tanzklasse von Lesbierinnen, die ihm in seinem Loft buchstäblich auf dem Kopf herumtrampeln. Mit „A Case Of Lone Star“ (BTB, 4,5) folgt schon ein knappes Jahr später ein weiterer, höchst vergnüglicher Crime-Knaller, doch haben die beiden folgenden Bücher, so unverzichtbar sie für Fans sein mögen, nicht ganz dasselbe Kaliber. Erst „Musical Chairs“ (BTB, 4,5) und die Aufklärung rätselhafter Morde an den Texas I Jewboys knüpft wieder nahtlos ans Frühwerk an. Von Friedmans späteren Detektiv-Schmökern seien vor allem „Armadiilos SC Old Lace“ (Simon & Schuster, 4,0) und „The Love Song Of J. Edgar Hoover“ (S & S, 4,0) empfohlen. Sprachwitz der derben Art, nichts für Stilpuristen.