Die wahre Währung
Goldig, der Brett. „Ich lebe gern in Lindfield, weil es viele Bäume gibt und eine Farm mit Gänsen. Ich finde, Leute sollten ins Gefängnis gesteckt werden, wenn sie Bäume fallen. Und Laster sollten verboten werden, weil sie stinken.“ Propere Zeilen aus Grundschul-Zeiten. Später verlor Brett seine Freunde, die Bäume, aus den Augen, weil er nun mit Städten, Neonlicht, jungen lost souls und deren geschmacklosen Armbändern befasst war. Laster fand er inzwischen ganz in Ordnung.
Mit dem Album „A New Morning“ besinnt sich der Suede-Sänger wieder ein wenig auf seine Wurzeln. „Die ersten Alben waren okay, ‚Coming up‘ klang sehr nach Plastik, und ‚Head Music‘ war seelenlos“, hält Brett Rückschau. ‚A New Morning‘ ist viel wärmer. Es hat Seele.“
Und bricht mit lieben Gewohnheiten: Bislang konnte man einem Suede-Album babyleicht ablauschen, welche Drogen dabei im Spiel waren. Mal Uppers und Poppers, mal Heroin, Marihuana, Kokain und Ecstasy. Vorbei. Die neue Single heißt „Positivity“, von Regentropfen ist die Rede, die Diamanten sind und von Liebe, der wahren Währung. Hat Herr Anderson nun zuviel Honig geschleckt?
„Brett hat seine schlechten Angewohnheiten aufgegeben“, sagt der Manager. „Ja, ich bin glücklich“, sagt Brett. Sieht auch so aus: Der ehedem hohläugige wie -wangige Spargeltarzan isst nun Bananen und hat Muskeln. Dass Neil Codling Suede verlassen und Produzent Stephen Street das Werk Tony Hoffers tüchtig nachbessern musste – egal.
Glücklich. Soso. „Das heißt nicht, dass wir nur noch debil vor uns hingrinsen und ,yummy, yummy, yummy I got love in my tummy‘ singen“, sagt Bassist Mat Osman. „Ich hätte ‚Positivity‘ nicht schreiben können, wenn es zuvor nicht eine lange Zeit des Zweifels gegeben hätte“, sagt Anderson. Da haben wir ihn, den neuen Morgen: „Mag sein, dass dieser Tag nicht der beste deines Lebens wird. Aber er könnte es werden.“
Da darf man sich auch mal fühlen, als spiele man im Denver-Clan mit, wie es in „Positivity“ heißt. Dass Bretts Lieblingscharakter dort nicht der schick-dunkle Dex Dexter, sondern der gütige greise Blake Carrington ist, na gut.