Die US-Songschreiberin Eleni Mandell kennt bei ihren Arbeiten weder Genres noch Grenzen
In der Presse vergleicht man sie weiterhin gerne mit Patsy Cline, Chan Marshall, PJ Harvey oder Fiona Apple, doch nach zwei nur in ihrer Heimat erschienenen, von ihren Idolen Tom Waits und Bob Dylan inspirierten Frühwerken, dem feinen Countryalbum „Country For True Lovers“ und der puristisch-jazzigen „Maybe, Yes“-EP, wähnt sich die angenehm unkonventionelle Singer/Songwriterin Eleni Mandell nun ihren Kritikern einen Schritt voraus. „Ich bin eines Morgens aufgewacht und habe entschieden, von nun an nach niemand anderem als mir selbst zu klingen. Das gibt mir das Gefühl, erwachsen zu sein“, sagt sie über ihr neues Album „Afternoon“, das stilistisch (fast) keine Grenzen kennt, bei den Arrangements dagegen auf Präzision und Askese setzt.
„Für mich ist das wie ein Puzzle. Ich liebe es, einen Countrysong gleich nach einer Punk-rockigen Nummer zu spielen. Und die verschiedenen Stilrichtungen sind für mich wie Cousins, die letztlich doch zur selben Familie gehören.“ Ähnlich „familiär“ geht es auch in ihren Texten zu, deren Protagonisten überwiegend aus Mandeüs direktem Umfeld stammen- was mitunter zu Irritationen führt. „Es gibt einige Typen, die glauben, dass ich zu viel über sie nachdenke“, gesteht sie. „Denen erkläre ich dann, dass ich den Song innerhalb von nur fünf Minuten geschrieben habe und sie sich keinerlei Sorgen machen müssen!“ Bei dem Vorgänger-Album standen Mandell noch Session-Größen wie Don Heffington (u.a. für Jayhawks, Bob Dylan), Greg Leisz (Brian Wilson, Ryan Adams) oder Tony Gilkyson (X) zur Seite, ihr neuer Drummer Kevin Fitzgerald dagegen arbeitete früher als Tellerwäscher im gleichen Restaurant wie sie. „Wenn uns die Leute vor der Bühne zujubeln, ist es für mich das Größte, ihm zuzuzwinkern: ‚Weißt du noch, wo wir uns getroffen haben?“ Auch bei der Band galt also: friends first!
„Ich habe viel Respekt vor meinen Mitspielern, aber ich möchte auch mal sagen können: ‚Das war sehr gut, aber spiele das bitte nie, nie wieder!'“, sagt Mandell. „Schließlich gibt es geradezu unendlich viele Möglichkeiten, all meine Songs zu spielen“.
Und ein paar davon wird Eleni Mandell auf ihrer Anfang Februar startenden Deutschland-Tournee sicher auch ausprobieren.