Die Toten Hosen reagieren auf Kritik wegen Rock-am-Ring-Auftritt von Pantera
Die Toten Hosen werden trotz des geplanten Auftritts von Pantera als Headliner bei Rock am Ring und Rock im Park spielen — und ernten dafür teils heftige Kritik. Die Band erklärte in zwei Statements ihre Sicht der Dinge.
Hamburg: Campino von Die Toten Hosen live in der ZDF-Show „Menschen 2019 – der ZDF Jahresrückblick“, 2019 Foto: Getty Images.Christian Augustin.All rights reserved.
Die Toten Hosen sehen sich derzeit mancherorts mit Kritik konfrontiert. Der Grund: Die Düsseldorfer Band spielt im Juni 2023 wieder einmal als Headliner bei Rock am Ring und Rock im Park. Ebenfalls Teil des Line-ups: Pantera (beziehungsweise die Pantera-Tributeband der verbliebenen Mitglieder Phil Anselmo und Rex Brown mit Zakk Wylde und Charlie Benante). Dass sich viele Fans nun enttäuscht zeigen, hat einen besonderen Grund. [artist]
Viele kritisieren, dass die Band somit auf demselben Festival wie Phil Anselmo spielt, der 2016 mit rechtsradikalen Ausfällen bei einem Konzert für Furore und Kritik sorgte. Anselmo hatte, laut eigenen Angaben betrunken, am Ende einer Show mehrmals „White Power“ skandiert und den Arm offenbar zum Hitlergruß gestreckt. Viele zeigen sich nun enttäuscht, dass die Hosen nun auf dem selben Festival wie Anselmo (der sich für diese Aktion entschuldigt hatte) spielen.
Ausführliches Statement der Toten Hosen
In einem ausführlichen Statement auf ihren sozialen Netzwerken nahm die Band am 18. Januar 2023 Stellung zu der Causa. „Eines vorneweg: Wir finden es großartig, dass viele Besucherinnen und Besucher von RaR und RiP politisch sensibel sind und Sachverhalte kritisch hinterfragen, die im Zusammenhang mit der Musik und den auftretenden Acts stehen. Vor allem, wenn es um Rassismus, Homophobie oder Rechtsextremismus geht. Das ist ein Grund, weshalb wir immer gerne dort zu Gast waren, denn das war auch der Vibe, den wir ein ums andere Mal von Euch gespürt haben: Weltoffen, tolerant und gegen Ausgrenzung“, heißt es darin etwa.
„Um es kurz zu machen: Das Video, das den offensichtlich besoffenen Anselmo 2016 beim Hitler-Gruß und dem Rufen einer rassistischen Parole zeigt, ist abstoßend und widerlich. Auch wenn er sich bald danach für sein unterirdisches Verhalten entschuldigt hat und seitdem beteuert, dass er kein Rassist sei und aus seinem damaligen Verhalten gelernt habe, bleibt die Frage, wie glaubwürdig seine Entschuldigung ist und wie man mit dieser Problematik umgeht“, so die Band um Campino weiter.
Die geplanten Auftritte wolle man jedoch trotzdem absolvieren — und argumentiert das so: „Bei unserer Recherche zu dem Thema haben wir gesehen, dass Pantera dieses Jahr auf zahlreichen europäischen Festivals spielen, bei denen u.a. auch Bands auftreten wie Flogging Molly, Rancid, The Baboon Show, Fever 333, Napalm Death und in Amerika Bad Religion. Alles Acts, die schwerlich in die rechte Ecke zu stellen sind. Der europäische Booking-Agent von Pantera ist interessanterweise derselbe, der auch die Konzerte von Rage Against The Machine in Europa exklusiv bucht. Die Mehrheit der Rockmusikwelt scheint dem Sänger seine Läuterung abzunehmen. Bei RATM darf man wohl davon ausgehen, dass sie sich nicht von einem Agenten vertreten lassen würden, der gleichzeitig rechtsradikale Bands im Programm hat.“
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„Wie bekannt, sind wir seit jeher mit klarer Kante gegen Rechts und Rassismus unterwegs. Durch unsere Zusammenarbeit und Unterstützung verschiedener Initiativen und Aktivisten in diesem Bereich wissen wir aus eigener Erfahrung, wie schwierig und unangenehm es sein kann, sich außerhalb der eigenen Komfortzone diesen Strömungen in den Weg zu stellen. Wir danken allen, die diesen Kampf unermüdlich führen und werden dies ebenfalls konsequent weiterhin tun“, so die Toten Hosen am Ende ihres Statements.
Zweites Statement: „Doch es geht natürlich noch um viel mehr“
Mit diesem Statement war die Kontroverse allerdings noch nicht aus der Welt geräumt — wenig später legte die Band mit einem weiteren, kürzeren Statement nach. „Liebe Freundinnen & Freunde,
wir haben vor zwei Tagen mit unserem Posting zu Rock am Ring / Rock im Park versucht, einen Sachverhalt darzustellen, der uns und viele andere gerade belastet. Leider gibt es einige Leute, die unser Statement entweder nicht verstehen oder nicht verstehen wollen und sinngemäß verbreiten „Hosen ist alles egal, Hauptsache Konzert findet statt“. Irrtum! Wer uns kennt und unsere Zeilen richtig gelesen hat, weiß, dass dies gerade eben nicht der Fall ist. Wir möchten aber in Bezug auf die nun anstehenden Entscheidungen sicher sein, dass wir alle Fakten berücksichtigen. Was ist zum Beispiel mit denen von Euch, die wegen uns eine Karte gekauft und sich auf die Konzerte gefreut haben, aber am allerwenigsten für die ganze Scheisse können?! Doch es geht natürlich noch um viel mehr. Wir halten Euch auf dem Laufenden.“, heißt es darin.