Die Sprache als Waffe
Die Australier Something For Kate wissen prominente Hilfe zu schätzen - brauchen sie aber nicht
Paul Dempsey rief, und alle kamen. Auf dem vierten Album seiner Band Something For Kate, „The Official Fiction“, singen Caitlin Cary, Lisa Germano und Grant-Lee Phillips mit Nicht schlecht für ein australisches Trio, von dem man hier zu Lande praktisch noch nichts gehört hat In der Heimat haben sie natürlich längst mehrfach Platin. Was Dempsey auch nicht so ganz geheuer ist: „Grant-Lee war dort mein Support, als ich eine Solo-Tour gemacht habe. Dabei bewundere ich den Mann und würde jederzeit vor ihm spielen. Und Lisa – die Stelle auf dem Album, an der sie singt, mag ich am allerliebsten. Es ist eigentlich die einzige, die ich mir anhören kann.“ Der Mann ist ein Meister im Understatement Tatsächlich ist das Album voller fantastischer Melodien, sehnsüchtig gesungen und gerade dezent genug instrumentiert. Vor allem weiß der Sänger um die Macht der Sprache, ihm fallen ganz ungewöhnliche Zeilen ein, und die Themen reichen von Schlafwandlern über Leserbriefe bis zu träumerischen, fast surrealen Szenarien im Niemandsland, immer mit einem Hauch Sozialkritik noch so subtil, dass es nicht stört Dempsey ist dieses Element schon wichtig:
„Ich schreibe lieber über bedeutendere Dinge als ‚Warum hat meine Freundin mit mir Schluss gemacht?‘. Das kommt mir irgendwie zu platt vor“
Hochpolitisch ist die Band allerdings nicht, sie beschäftigt sich eher mit den täglichen sozialen Fallstricken. So geht es in „Best Weapon“ keineswegs „um Raketen, sondern um die Sprache als wichtigste Waffe, um Propaganda und Manipulation. Mit den richtigen Worten kann man doch alles verkaufen“. An Musik als Möglichkeit, anderen die Augen zu öffnen, glaubt Dempsey immer noch, obwohl ihm sehr wohl bewusst ist, dass die goldene Ära der Protestsongs längst vorbei ist „Ich will auch gar keine Botschaft vermitteln oder so, nur zum Denken anregen. Die erste Band, die das bei mir schaffte, war Fugazi. Deren Einstellung habe ich aber auch nicht einfach blind übernommen. Es ging mehr darum, dass sie mein Bewusstsein geschärft und viele Themen angeschnitten haben, die sonst nirgends vorkamen. Musik zum Tanzen ist gut und schön, aber ich will diese rasende Energie, das Gefühl von Dringlichkeit und Alarm. So, dass man einfach aufstehen und etwas bewegen will Dass man gar nicht mehr anders kann.“
In Australien hält man Dempsey wegen seiner wehmütigen Stimme und der kritischen Texte leider allzu oft für einen finsteren Trauerkloß. In Europa, hofft er, kommt dieses Vorurteil gar nicht erst auf. „Die meisten meiner Songs sind am Ende eher positiv. Ich bin gar nicht oft unglücklich; ich schreibe nur lieber, wenn ich wütend oder traurig bin. Wenn ich mich gut fühle, findest du mich mit Sicherheit in der Bar nebenan.“ Da ist er doch ganz Australien.