Die Provinz leuchtet
Großer Pop im kleinen Rahmen - ein handverlesenes Line-up gibt's am 5. & 6. August exklusiv auf dem HALDERN-FESTIVAL
Die Zukunft ist klein“, wollten uns die Macher des niederrheinischen Traditions-Open-Airs letztes Jahr noch weismachen, nur um ihr eigenes Motto ad absurdum zu fuhren, indem sie als Headliner The Divine Comedy nebst Orchester auf die Bühne stellten. Der diesjährige Leitsatz deutet etwas subtiler auf die willkommene Bodenständigkeit des Festivals hin, das am 5. und 6. August in die 22. Runde geht: „Kein Freitag ohne Montag“ heißt das neue Motto, und die Kapazität des Festivals bleibt mit 5500 Besuchern ebenso unverändert wie die Maxime, musikalische Qualität nicht durch Quantität zu ersetzen.
Nachdem sich letztes Jahr Künstler wie Publikum durchweg begeistert vom ROLLING STONE-Spiegelzelt gezeigt hatten, in dem man tagsüber entspannen und spätnachts noch einige kleine feine akustische Konzerte anschauen konnte, wird es dieses Jahr nicht nur ein größeres Zelt geben, zusätzlich werden auch alle Auftritte dort auf Band mitgeschnitten. Unter anderem die von Islands Weltenbürgerin Emiliana Tbrrini und Francoiz Breut, der Französin mit der vom Leben gezeichneten Stimme, deren schwermütige Chansons bereits Calexico und die Walkabouts coverten.
Die Auftritte auf der Hauptbühne werden erstmals live im WDR-Rockpalast übertragen. Mit dabei sind der nordische Singer/Songwriter-Weirdo St Thomas, die schwedischen Rock’n‘ Roll-Rotzlöffel Mando Diao, ihr Genrehüpfender Landsmann Moneybrother und das furiose, aus Norwegen stammende Kaizers Orchestra.
Die unbestrittenen Headliner des Festivals sind natürlich Franz Ferdinand und bedürfen keiner Vorstellung mehr. Sie werden wohl schon einige Songs ihres heiß erwarteten zweiten Albums auffuhren. Dort, wo die schottische Konsensband schon ist, wollen die Kaiser Chiefs noch hin – und zumindest die Hype-erprobte britische Presse traut das dem Quintett mit dem XTCschen Pop und der Power a la Supergrass auch zu.
Deutschlands New Wave-Hoffung The Robocop Kraus aus Nürnberg reist mit der Empfehlung an, daß ihre brandneue LP auf dem sagenumwobenen Punklabel Epitaph erscheint, die alten Helden Tocotronic kommen nach ihrem stoischen Auftritt 1999 bereits zum zweiten Mal an den Niederrhein.
Nach dem gelungenen Experiment mit The Divine Comedy 2004 wird es auch dieses Jahr wieder einen Auftritt eines vielköpfigen Ensembles als krönenden Abschluß geben: Zwei Dutzend Mitglieder in bunten Gewändern zählt The Polyphonic Spree, denen ihr psychedelischer Gute-Laune-Pop vor zwei Jahren ausgerechnet am Niederrhein fast zum Verhängnis geworden wäre, als Frontman Tim DeLaughter – von der Jubelstimmung seiner Musik mitgerissen – beim Terremoto-Festival unfreiwillig vier Meter tief in den Bühnengraben stürzte. Seinen, katzenhaften Reflexen“, so glaubt DeLaughter, verdanke er sein Leben – und die Besucher des diesjährigen Haldern Pop Festivals ein großes Finale.