Die „Peel Sessions“
Eine altertümliche Bestimmung führte zur Erfindung der "Peel Sessions", in denen zahllose Bands auftraten - samt Zweitverwertung
Die so genannten „needle time restrictions“ waren ein Relikt aus den 50er Jahren, das sich beharrlich hielt, dank der mächtigen „Musicians Union“ (MU). Sinn und Zweck der Regelung, wonach nur ein bestimmter Stunden-Anteil von BBC-Sendungen mit Tonkonserven bestritten werden durfte, war der arbeitsrechtliche Schutz von Orchestermusikern. Die wurden dafir bezahlt, dass sie Easy-Listening-Versionen aktueller Hits aufnahmen, die dann nach einem von der MU überwachten Schlüssel ins Programm kamen.
John Peel hebelte die vorsintflutliche Regel aus, nicht als erster, aber am konsequentesten, indem er sich strikt an den Wortlaut des betreffenden Paragrafen hielt. Dort ist von „Live-Mitschnitten“ die Rede, nicht aber davon, wer sie aufnehmen muss. So lud er seine Lieblingsbands ins BBC-Studio und ließ sie dort auf Tape bannen. Das er dann guten musikalischen Gewissens in seiner Sendung einsetzte.
Auf diese Weise sammelten sich im Laufe der Jahre Hunderte von Sessions an, von den Small Faces über Steeleye Span bis zu X-Ray Spex. Aufnahmen, die zu gut waren und historisch zu wertvoll, um sie in den BBC-Archiven verschwinden zu lassen. So riss der stete Strom der Veröffentlichungen auf Platte und CD nicht mehr ab: The Undertones, The Fall, The Smiths, New Order, The Damned, Stiff Little Fingers, Madness, Gang Of Four, June Tabor, The Wedding Present, Misty In Roots, The Slits, Culture, Billy Bragg, XTC, Primal Scream…