Die Oscar-Gewinner 2016: ROLLING-STONE-Prognose zu den 88. Academy Awards

ROLLING STONE analysiert die Oscar-Nominierungen für die wichtigsten Kategorien

In „bestes adaptiertes Drehbuch“ könnte es ein Rennen geben zwischen Romanautor Nick Hornby („Brooklyn“) sowie Drew Goddard („The Martian“). Die Academy adelt gerne Schriftsteller in der Drehbuch-Sparte, darüber freuten sich etwa schon John Irving oder William Goldman. Allerdings ist Goddard der Mann hinter „Lost“, „Alias“, „Cloverfield“ – also der Experte für clever konstruierte Fantasiewelten. Außerdem benötig das siebenfach nominierte „Martian“ wenigstens eine Auszeichnung. Gewinner: Warum dann nicht fürs Drehbuch, in dem es ebenso wie in der Romanvorlage gelungen ist, ein vor allem astrophysikalisches und atsrobiologisches, also wissenschaftliches Problem in spannende Science-Fiction zu übertragen?

the-martian

„Bestes Original-Drehbuch“: der furiose Pixar-Film „Inside Out“ gegen die Coen-Brüder, deren Verhandlungsgeschick-Dialoge „Bridge Of Spies“ überhaupt erst Leben eingeatmet haben, gegen Schriftsteller Alex Garland („The Beach“ sowie das beste von Danny Boyle), der mit „Ex Machina“ sein Regiedebüt vorlegte. Garland hat gute Chancen. Verdient hätte den Oscar Aaron Sorkin für „Steve Jobs“ – der einfach nicht nominiert wurde.

Beste Filmmusik:

Hier beharken sich in der engeren Auswahl ein 87-Jähriger und ein 83-Jähriger. Hätte man Ennio Morricone, dem Älteren, und John Williams dem Jüngeren, sagen wir: 1977 prognostiziert, sie würden fast 40 Jahre später in derselben Nominierungsliste stehen, der eine natürlich für einen Western, der andere für „Krieg der Sterne“, beide hätten vielleicht aufgestöhnt – oder sich tierisch gefreut.

Für beide spricht ein Sieg. Der fünffache Oscar-Preisträger John Williams erhielt für „Star Wars: The Force Awakens“ die 50. Nominierung, Rekord, und die vierte für einen Teil einer Filmreihe – ebenfalls Rekord. Morricone wiederum kann seine Rückkehr nach Hollywood feiern, mehr als zehn Jahre hatte er nur für Italien gearbeitet. Außerdem führte seine Enttäuschung darüber, dass man ihn, den Großmeister ohne Academy Award, 2007 mit einem Ehren-Oscar abspeisen wollte, zu allgemeiner Traurigkeit. Sein Score zu „The Hateful Eight“ besteht zwar zu großen Anteilen aus älteren, bereits verwendeten Stücken, er ist auch etwas langweilig, das alles aber dürfte kein Problem sein. Und wie würde Tarantino sich erst freuen, der Regisseur, der mit seinen Song-Scores die Welt eroberte, und der nun mit einem klassischen Soundtrack den Triumphzug eines Komponisten in die Wege geleitet hat? Gewinner: Ennio Morricone.

Ennio Morricone-Soundtrack zu "The Hateful Eight"-jpg.
Ennio Morricone

Bester Song

Eine für Academy-Verhältnisse recht mutige Zusammenstellung in diesem Jahr. Mit Lady Gaga („The Hunting Ground“), Antony Hegarty („Racing Extinction“) und Sam Smith („Spectre“) gibt es drei Nominierte, deren Sexualität die Jury vielleicht überfordern könnte; die  südkoreanische Opernsängerin Sumi Jo („Youth“, Song geschrieben von David Lang) ist hier in dieser Außenseiter-Runde dennoch die eigentliche Außenseiterin. Aber dann gibt es ja noch den hippen The Weeknd („Earned It“).

Gegen Hegarty und Gaga spricht, dass ihre Beiträge aus Dokumentationen stammen (eine natürlich nicht unverschämte, aber selten stattgefundene Berücksichtigung), außerdem hatte Gaga einen kleinen Twitter-Skandal an den Hacken, als ihre Autorenschaft an dem Stück angezweifelt wurde. Dafür machte sie wieder Boden gut, als sie beim Super Bowl den „Star Spangled Banner“ sang. Der Brite Sam Smith, mit dem langweiligsten Bond-Song überhaupt, macht’s. Oder? Gewinner: Nein, doch Lady Gaga, denn Diane Warren bekäme den Oscar als Co-Komponistin gleich mit.

 

Lady Gaga beim Super Bowl 50
Lady Gaga beim Super Bowl 50
Adam Berry Getty Images
Christopher Polk Getty Images
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