Die musikalischen Alleskönner
Wie sollen wir diese Gerätschaften eigentlich nennen – Kompaktanlagen? Radios? Es gibt leider keinen so richtig griffigen Namen für jene Spezies der Unterhaltungselektronik, die uns Musik in rundum angenehmer Form serviert. Nämlich unkompliziert: Ein einziger Baustein birgt die komplette Technik. Und klangstark ist er auch noch: Trotz knapp geschneiderter Gehäuse haben die eingebauten Lautsprecher so viel Luft zum Atmen, dass das Zuhören richtig Spaß macht. Dazu ist er smart: Mit originellen Formen bieten die neuen Musikstationen auch etwas fürs Auge.
Zum Beispiel jene Tonquader, die mit ihrem Familiennamen GENEVA schweizerische Provenienz verraten und mit ihrer schnörkellosen Kantigkeit an Designphilosophien anknüpfen, mit denen schon Altmeister Dieter Rams für Furore sorgte, als er für die Marke Braun anno 1956 eine HiFi-Komplettanlage mit dem Spitznamen „Schneewittchensarg“ entwarf. Die Geneva-Bausteine gibt es in drei verschiedenen Größen; die mittlere, Model L genannt (um 2000 Euro), passt am ehesten zum mitteleuropäischen Wohnzimmer. Auch drei Farb varianten sind zu haben: Rot, Weiß und Schwarz. Im Inneren des Geneva-Kastens stecken ein UKW-Radioempfänger, ein CD-Laufwerk, eine Andock-Station für den iPod, digital arbeitende Verstärker und natürlich das Stereo-Lautsprecherpaar. Ein Paar? Richtig gelesen, ein komplettes Paar, zusammengerückt in einem einzigen Gehäuse. Für eine weite Stereo-Perspektive mussten elektronische Helfer her—digitale Signalprozessoren, die auf virtuellem Weg für die nötige akustische Breite sorgen.
Vom eingebauten CD-Laufwerk ist nichts als ein schmaler Schlitz auf dem Oberdeck des Geräts zu sehen. Neben normalen Audio-CDs gibt das Laufwerk auch Selbstgebrannte MP3-Scheiben wieder. Die iPod-Station zeigt sich erst, wenn man eine rechteckige Klappe auf der Oberseite des Musikschranks öffnet. Und die unsichtbare Rundfunkabteilung erkennt man nur, wenn sie auf Empfang geht in Form von Stationsanzeigen, die durch das Lautsprecher-Gitter schimmern. Das Geneva-Schmuckstück musiziert verblüffend souverän – und sticht damit so manche gestandene HiFi-Anlage mit weit größeren Dimensionen locker aus.
Ein deutlich kleineres Kaliber, eher für den dezenteren Einsatz auf einem Sideboard gedacht, steuert die Firma ONKYO zum Thema bei – das Tischradio CBX-300 für etwa 340 Euro. Auch dieser Apparat vereint die Funktionen eines Hörfunkempfängers, eines CD-Players und einer iPod-Station in einem Gerät; hinzu kommt noch die Fähigkeit, als Wecker oder Einschlafhilfe zu dienen. Neben gewöhnlichen Audio-CDs spielt der Onkyo-Flachbau mit seinem halbrunden Heck auch Selbstgebranntes mit MP3-, WMA- oder AAC-Dateien ab. Selbst das zierliche Onkyo-Aggregat tönt schon beachtlich voluminös – eine spezielle Bassreflex-Schallführung verschafft den eingebauten Lautsprechern Saft und Kraft.
Der englische High-End-Spezialist MERIDIAN hat sich zur Realisierung seiner All-in-One-Idccn mit den Designern von Ferrari zusammengetan und eine kompakte Anlage mit dem Namen
F80 entwickelt, die mit ihrer windschlüpfrigen Bogenform dem legendären Renn-
stall alle Ehre macht. Sie spielt CDs, MP3 und Windows-Media-Konserven, und das eingebaute Radioteil empfängt sogar Digitalhörfunk. Auch als kompakte Heimkino-Zentrale taugt der schmucke Apparat: Das eingebaute Laufwerk spielt auf Wunsch DVDs ab, ein Video-Ausgang nimmt Kontakt zum Fernseher auf. Ein weiterer Anschluss auf der Rückseite hält sich für eine iPod-Dockingstation bereit. Wo Meridian und ein Formel-i-Rennstall zusammenwirken, sind natürlich keine Sparpreise zu erwarten: Rund 2500 Euro stellt der Händler in Rechnung.
Zu teuer? Dann ist vielleicht ein nagelneuer Tisch-Rundling von PHILIPS eine interessante Alternative: Das etwa 450 Euro kostende CinemaOne CTS4000 hat ähnliche Leistungsmerkmale. Auch dieser Apparat spielt DVDs ab. Er kann die Bildinformationen sogar digital über einen HDMI-Anschluss an den Bildschirm ausgeben. Und eine Dockingstation für den iPod sitzt auf dem Oberdeck. Das Laufwerk kann auch komprimierte Musikdateien abspielen, und dank einer USB-Buchse kommt sogar ein Speicherstick als Tonträger in Frage. Nur auf Radio-Empfang muss man beim Philips leider dann doch verzichten.
Die modernste Alles-inklusiv-Maschine aber stammt von T+A. Die Kompaktanlage Caruso, voraussichtlich ab Oktober zu haben, hat sogar einen Netzwerkanschluss, um Musikkonserven aus PC-Archiven oder Internet-Radiostationen zu Gehör zu bringen. Konventionelles Radio funktioniert natürlich auch, ebenso die DVD-Wiedergabe und das Abspielen von komprimierter Musik auf USB-Sticks oder Selbstgebrannten CDs. Natürlich kann auch ein iPod oben auf dem Gerät andocken. Der ganz in Aluminium und Edelstahl gekleidete Apparat demonstrierte auf der Fachmesse High End im Mai bereits hervorragenden Klang; der Preis liegt voraussichtlich bei 1600 Euro.