Die Love Parade droht an ihrem eigenen Kommerz zu ersticken
Love Parade, die Zehnte: In Berlin wurden wieder mal eine Million Nägel mit Köpfen gemacht, auf denen die DJ-Elite um Marusha und Sven Väth stundenlang herumhämmern durfte. Doch vorbei sind die apolitischen Zeiten. Macher Dr. Motte griff in die Kiste und zauberte mit „One World One Future“ einen Slogan hervor, den Berlins CDU-Innensenator Schönbohm dermaßen apart fand, daß er sich im Getümmel mit Baseballmütze ablichten ließ. Er verteidigte auch die Zulassung der Party als politische Demonstration, denn bei dem Motto handele es sich um eine politische Aussage; es sei ja auch die Frage, „ob Demos immer so verbissen sein müssen“.
Im Vorfeld des Events allerdings wurde bekannt, daß der Mega-Marsch auf die Siegessäule Probleme bekam und sich an seiner Konsumgeilheit zu verschlucken droht. Das Spektakel verkaufte sich schlecht. Die Verantwortlichen – so ein PR-Branchenmensch – seien „ein unprofessioneller Chaotenverein mit zu vielen Ansprechpartnern, die teilweise völlig willkürlich Sponsoringpreise festsetzen“. Die Marketingkonzepte der „Love Parade“ seien „undurchschaubar und zu teuer“, der Gegenwert unklar – Vorwürfe vor allem an die Adresse der Berliner Event-Agentur „Planetcom“ und der Hamburger „Added Marketing“, koordiniert und überwacht von der „Love Parade Berlin GmbH“.
Den wahren Raver kann das nicht schrecken. Während die Gegen-Demo „Fuck Parade“ im Regen versank, taumelte der Tiergarten nässeerfahren bis in die frühen Morgenstunden. Derweil mühten sich die Fernsehanstalten redlich um den Tiefgang der politischen Demonstration und holten stundenlang Statements ein, die von „Super! Alles Super!“ bis zu „Super! Alles Super!“ reichten. Keine Frage: One Word One Future.