Die Kids sind gescheit

Der beste Punkrock der Saison wird ohne Alkohol gemacht: Be Your Own Pet sind in Nashville zu jung fürs Nachtleben, aber alt genug für den überraschenden Coup

Die kleine Jemina Pearl hat höchstwahrscheinlich ihre Erdkäs-Hausi noch nicht gemacht, erzählt aber vom bösen Mädchen aus der Parallelklasse. „Ob ich auch singe, tragt sie, und ich sage: Ja, bei Be Your Own PET!“ Und sie:“,Ich weiß, aber kannst du auch richtig singen?'“

Gemein! Seit die weltweiten Teenager so mühelos Zugang zur Erwachsenenmusik haben und sie leicht begreifen und imitieren können, gibt es das nicht mehr, das unschuldige Drauflos spielen, die minderjährige Narrenfreiheit. Und weil sich die Band Be Your Own PET das dennoch herausnimmt, galt sie am musischen Gymnasium in Nashville noch dann als Jahrgangsstinker, als“NME“-Leser in England schon bei Konzerten ihre Lieder mitsangen. Jemina, Jamin, Jonas und Nathan haben mit 17 (Nathan ist erst 16) ihr eigenes Halbstarkentum erfunden, Jamina singt Schimpfwörter, Anzüglichkeiten, Abzählverse und gewalttätige Aphorismen, die Band spielt einen von explosiven Launen getragenen Punkrock, der instinktiv mehr mit

Wohl keine Nachmittagsschule: Jemina, Jamin, Nathan, Jonas auf dem Pet Sematary

dem freien Blues von Captain Beefheart zu tun hat als mit dem ewig-und-drei-Tage-langen Gabba-Gabba-Hey. Eine bis ins Markerschütternde kleine Band: Schlagzeuger Jamin Orrall hat schon lange sein Kinderzimmer-Label Infinitv Cat, auf dem rund 20 komplett unbekannte Lokal-Bands veröffentlicht haben, die teils aus denselben Mitgliedern bestehen, während Be Your Own PET im Frühjahr 2004 die ersten Auftritte in einer Pizzeria in Nashville spielten – einfach deshalb, weil dort einerseits ihre unter 18jährigen Mitschüler Zutritt hatten, für die Älteren aber trotzdem Bier ausgeschenkt wurde.

Die Papis der vier sind alle im Musikbusiness (einer ist der Manager von Mötley Crües Vince Neil!), Vater Orrall riet der Band, die Privat-Single „Damn Damn Leash“ an Labels zu verschicken, beim Auftritt in New York fragten die ersten Interviewer an, dann kamen auch schon 12jährige Mädchen und baten den Zahnspange tragenden Bassisten Nathan, ihnen die Turnschuhe zu signieren.

Auch wenn es nur eine Illusion ist: Es fühlt sich an, als würden Be Your Own PET mit ihrer scheinbar pubertären, verschämten Unbedarftheit der sogenannten Indie-Pop-Kultur etwas zurückgeben, das verloren schien, seit immer mehr Underground-Typen doch nur die Manieren der Industrie nachspielen. Eine Illusion, aber eine schöne. Was die Eltern sagen? Die von Nathan: „Nathan, das ist ja endlich mal eine gute Band!“ Die von Jemina: „Musst du denn wirklich so viel fluchen?“

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