Die glückliche Dimension
Für JOHN FRUSCIANTE gibt es noch viele Welten jenseits der Chili Peppers
Man bekommt schon ein bisschen Angst, wenn manjohn Frusciante zum ersten Mal trifft. Nicht nur, dass er seinen Manager anblafft, weil man ihm Weizenflocken hingestellt hat statt Vollkorn. Und keine Sojamilch. In der Suite des Chili Peppers-Gitarristen steht ein Koffer, randvoll mit Häschchen: Vitaminpillen, Aufbaupräparate und andere legale Drogen. Die Arme des Ex-Junkies sind vollständig vernarbt, die Hose schlackert an den dünnen Beinen, er friert trotz Heizung.
Aber nett ist er. Erzählt ohne Ende von seinem dritten Soloalbum, das „To Record Only Water For Ten Days “ heißt und nicht gar so schräg klingt wie die vorherigen Werke. In seinen Texten zeigt Frusciante allerdings ein ganz anderes Gesicht. Er weiß nämlich ein bisschen mehr von dieser und anderen Welten als die meisten von uns. Er hört Stimmen, die ihm Geschichten erzählen, die er dann vertont: „Es gibt eben noch eine vierte und fünfte Dimension. Ich habe oft Besuch von dort. Deshalb wollte ich auch unbedingt dieses Album machen: Weil ich mitteilen muss, was mir gesagt wurde.“ Vor dem Tod hat Frusciante kei- ne Angst mehr – zum einen fühlt er sich heute weiter weg vom Sensenmann, zum anderen ahnt er, was ihn erwartet: „Man wird wohl so wiedergeboren, wie man sich selber sieht. Wenn du also findest, du hast riesige Ohren, dann werden sie dann erst richtig groß sein.“ Das mag nun alles komisch klingen, aber John Frusciante wirkt gar nicht verrückt, sondern einfach glücklich. „Ich ruhe jetzt mehr in mir selbst, und das spürt man ja auch in meiner Musik und der Art, wie ich Gitarre spiele. Ich verachte diese Angeber, die bloß so schnell wie nur möglich spielen möchten. Ich habe wirklich Wichtigeres zu tun.“ Keine Frage.