Die Gallier des Rap
Stuttgarts Kolchose-Mitglieder und 0711-Büro-Leiter Massive Töne wollen Gleichgesinnte auf ihrem neuen Label KOPFNICKER RECORDS fördern
Schowi und Strachi sehen nicht gerade aus wie das handelsübliche VTVA-Modell „HipHop“. Sweat-Shirt, weite Hose, okay, aber eher leger als cool. Auch wollen dem Rapper von den Massiven Tönen und ihrem Manager auf dem Gruppenfoto nicht so recht die kompatiblen Posen gelingen. Was allerdings kaum nötig ist, da es ihnen ohnehin mehr um Inhalte und Ideale geht – obwohl dieser „Stempel“ auch ja schon wieder „Blödsinn“ sei, wie sich Schowi etwas halbherzig und schmunzelnd beschwert.
Immerhin tragen die Stuttgarter seit Jahren mit einigem Selbstbewusstsein eine Haltung als Alternative, die sich mit Freundeskreis, Airob und anderen unter dem Dach der Kolchose sammelt und stets betont, ihre Wurzeln in den ,Jams“ Anfang der Neunziger begründet zu haben. Und obwohl „wir das ja alles schon durch haben“, kommt Schowi von selbst noch mal auf die Fantastischen Vier zu sprechen, die „unfreiwillig daran schuld sind, dass in den Medien ein Prototyp definiert, was sogenannter Deutschrap ist“. Um diesem indes noch wirksamer Paroli bieten zu können, haben Schowi und Strachi nun ein Plattenlabel gegründet.
„Unser HipHop-Selbstbild hat halt noch ein paar Ideale, die wir weitertragen wollen“, sagt Schowi. „Konkret ist es aber so, dass wir in der Kolchose mit Breite Seite und Skills en Masse zwei junge Bands haben, die reif für einen Plattendeal sind.“ Und der Kolchmob misstraut den Majorfirmen. „Die haben gar keine Zeit, echte Talente aufzuspüren und zu betreuen wie wir, die aus der Szene kommen.“ So ist bereits der Name Kopfnicker Records ein Statement: „Kopfnicker“eßx das Debütalbum der Massiven von 1995, das als stilistisches Meisterstück und als Musterbeispiel für erfolgreiche Unabhängigkeit gilt.
Aber auch sonst war ein eigenes Label „der nächste logische Schritt“, ergänzt Strachi. Denn mit den Massiven zieht er seit dreijahren ein pulsierendes Netzwerk auf: Kommunikationsknoten ist das 0711-Büro, an dem bereits ein Musik-Club, eine Merchandising-Firma, eine Booking-Agentur und ein Vinyl-Versand hängen. Kopfhicker kooperiert mit der großen Plattenfirma eastwest – bei aller kreativen Freiheit „Die sorgen nur dafür“, sagt Schowi, „dass die Sachen in jedem Großmarkt stehen.“ Dort ist jetzt audi“Kopfn icker: Das Album “ zu haben, auf dem Breite Seite, Skills en Masse, die Neulinge Karibik Frank, Tim-Extrem und Flowinlmmo, aber auch der Münchner David P oder Hamburgs Eißfeldt die Richtung repräsentieren. Kopfnicker ist für alle offen, die Rap universell begreifen. „Der MC, die Musik müssen eine eigene Identität haben. Ein nationaler Weg ist Quatsch.“ Als nächstes ist ein Album mit dem Titel „Brench Connection“ geplant.