Die Freiheit des Todes
Es war Fred Fosters Idee, und deshalb wird der verstorbene Gründer von Monument Records auch als Co-Autor von Kris Kristoffersons bekanntestem Song genannt.
Kristofferson flog gerade von Nashville nach Louisiana zu seinem Nebenjob als Hubschrauberpilot, als Foster anrief. „Er sagte: ,Ich habe da einen Songtitel für dich – „Me And Bobby McKee. (Eine Sekretärin, die in seinem Bürogebäude arbeitete; Kristofferson hatte ihren Namen falsch gehört.) Du könntest darüber schreiben, wie sie zusammen herumreisen, und man erfährt erst zum Schluss, dass es eine Frau ist.'“ Kristoffersons erste Reaktion: „Ach du meine Güte! Eine Weile versuchte ich, Fred aus dem Weg zu gehen, aber die Sache schwirrte mir ständig im Kopf herum, während ich über Baton Rouge und New Orleans herumflog.“ „Ich hatte den Rhythmus eines Songs von Mickey Newbury im Hinterkopf, ,Why You Been Gone So Long‘, und entwickelte die Story von diesem Paar, das zusammen herumfährt, etwa so wie Anthony Quinn und Giulietta Masina in Fellinis ,La Strada‘, und irgendwann macht er sich davon und lässt sie allein zurück.
Im Film hört er später eine Frau die Melodie singen, die sie immer wieder auf der Posaune gespielt hat, und sie erzählt ihm, dass seine Freundin gestorben ist. Er betrinkt sich, gerät in eine Schlägerei und brüllt zum Schluss am Strand die Sterne an. Daher kam ,Freedom’s just another word for nothing left to lose‘: weil er frei ist, aber wahrscheinlich seine ganze Zukunft gegen einen einzigen weiteren Tag mit ihr eingetauscht hätte.“
Der letzte Teil fiel Kristofferson ein, als er vom Flugplatz nach Hause fuhr. Es regnete in Strömen.
„Und da fiel mir der Rest des Textes ein: ,With them windshield wipers slapping time and Bobby clapping hands, we finally sang up every song the driver knew‘ und das war es.“
Und was für ein wunderbarer Song es war: eine Hippie-HoboBallade, so prägnant und literarisch wie eine gute Kurzgeschichte, so ehrlich und bewegend wie die besten Country-Songs und so universell, dass sie sogar Geschlechtergrenzen überwand. Country-Star Roger Miller landete als erster einen Hit damit -1969, dem Jahr, in dem der Rock-Star, der die vermutlich definitive Version aufnehmen sollte, bei Woodstock auftrat.
Janis Joplin sammelte damals gerade Material für ein Soloalbum, als der Dylan-lntimus Bobby Neuwirth ihr den Song vorspielte. Er gefiel ihr, ebenso wie der Urheber: Sie und Kristofferson wurden ein Liebespaar und blieben es bis zu ihrer tödlichen Überdosis in einem Hotelzimmer im Oktober 1970.
Ein paar Tage danach hörte Kristofferson sie zum ersten Mal „Me & Bobby McGee“ singen. Ihr Produzent Paul Rothchild spielte ihm die Aufnahme vor. Kristofferson weinte. Vier Monate später, im März 1971, stand die erste Single ihres posthum veröffentlichten Solodebüts „Pearl“ an der Spitze der US-Charts.