Die Familienbande
Für sein Debüt holte der britische Soundtüftler Morgan Vater, Bruder und Cousine ins Studio
Eigentlich wollte Morgan sein Debütalbum „Organized“ ganz in Ruhe, alleine und zu Hause aufnehmen- eben so, wie er seit acht Jahren Songs produziert, die bisher nur auf Demotapes, Singles und EPs zu hören waren. Aber dann kam dem Briten die Familienbande dazwischen. Sein Bruder William, 15, (im Foto r.) rappte eine Schimpftirade gegen seine Erdkundelehrerin, die prompt im Song „Miss Parker“ verarbeitet wurde: „Sie war zu gut, um ungehört zu bleiben.“ Morgans Vater Billy Nicholls war auch schnell zur Stelle – „mit Ratschlägen, die stets zumindest interessant waren, und mit tollen Texten“, so der Sohn. Immerhin schrieb Nicholls sen. früher mit Pete Townshend Songs. Eine Verbindung, die Morgan zugute kam: „Ich habe recht billig die Hammond-Orgel von Pete erworben. Allerdings unter der Bedingung, dass er sie leihweise haben kann, wenn sich The Who wiedervereinen. Deshalb steht mein liebstes Stück jetzt leider in Amerika.“
Bei den Aufnahmen zu „Organized“ hat er es noch exzessiv benutzt. Der Titel bezieht sich allerdings nicht nur auf das Instrument, sondern auch auf das Sound-Sammelsurium, das zu hören ist: „Es war hart, ein komplettes Album zu organisieren. Bei mir herrscht immer kreatives Chaos. Ich bin nicht zielstrebig. Ich komponiere Lieder, packe sie irgendwo hin, krame sie irgendwann aus und mache irgendwas damit“
Bei dieser unstrukturierten Arbeitsweise kam ein Werk heraus, das natürlich ein bisschen wirr klingt, aber viel Herz hat und noch mehr Witz. Manchmal hört man Anleihen an die Kinks, oft anderen 60s-Pop – und trotzdem muss man Morgan Recht geben, wenn er- gar nicht kokett, sondern ängstlich fragt: „But it’s fresh, isn’t it?“ Morgan spart nicht an skurrilen Ideen, aber eins lässt er lieber: selbst zu singen. „Ich kann das nicht so gut, also engagiere ich lieber meine Schwester Amy, Cousine Rose oder William.“ Einer nimmt sich immer Zeit. Und am Ende hat der schüchterne Morgan auch noch eine Entschuldigung, damit er nicht auf Tour gehen muss: „Ich sage einfach, Billy hat Schulpflicht“