Die enttäuschendsten Alben aller Zeiten (15): Elton John – „A Single Man“
„A Single Man“ ist einfach nur sofort zu vergessender Schnickschnack.
Eine Erfolgssträhne kann nicht ewig anhalten. Und wenn Sie ein erfolgreicher Aufnahmekünstler mit einer langen Karriere sind, kommt unweigerlich der Moment, in dem Fans und Kritiker von einem neuen Album enttäuscht sind.
Dies kann daran liegen, dass ein großes Experiment sich nicht wie erhofft ausgezahlt hat. Sich der Geschmack schnell geändert hat. Man plötzlich als Relikt der Vergangenheit abgetan wird. Dass man etwas so Kühnes und Innovatives geschaffen hat, dass sein Genie erst in den kommenden Jahren gewürdigt wird. Oder dass man einfach einen Blindgänger produziert hat, aufgrund einer Kombination aus körperlicher und kreativer Erschöpfung. Dem unerträglichen Stress, sich selbst übertreffen zu wollen. Und vielleicht dem Einfluss bestimmter chemischer Substanzen.
Für wirklich große Künstler kann ein enttäuschendes Album lediglich eine kleine Unebenheit auf dem Weg zu einer langen, erfolgreichen Karriere sein. Bob Dylan hat viele Alben, die man getrost als „enttäuschend“ bezeichnen kann. Und sie haben die Nachfolger nur noch beeindruckender und interessanter gemacht. Dasselbe könnte man von David Bowie, Madonna, Jay-Z, Stevie Wonder, den Rolling Stones und anderen Künstlern sagen, deren Karrieren mehrere Generationen umfassen.
Bewertung: Auch abhängig vom Zeitpunkt
Der amerikanische ROLLING STONE hat eine Liste der 50 enttäuschendsten Alben der Musikgeschichte zusammengestellt. Es müssen einige wichtige Vorbehalte gemacht werden, bevor verschiedene Fan-Armeen Pläne schmieden, unsere Büros in Brand zu setzen. Oder SWAT-Teams auf unsere Häuser loszulassen. Wir lieben einige dieser Alben absolut. Ein Album kann in dem Moment, in dem es herauskommt, als enttäuschend angesehen werden. Und später für immer neu bewertet werden.
Dies hat vor allem mit dem Zeitpunkt und dem kritischen Konsens zu einem bestimmten Zeitpunkt zu tun. Und ein Album, das als B+/A- angesehen wird, ist immer noch enttäuschend, wenn es auf eine Reihe von A/A+-Alben folgt.
Außerdem würde ein enttäuschendes Album von einem unglaublich talentierten Künstler wie Radiohead oder U2 als Meisterwerk angesehen werden, wenn es von fast jedem anderen veröffentlicht worden wäre. (Wir haben uns die Entscheidung, „The King of Limbs“ und „Songs of Innocence“ hier aufzunehmen, wirklich schwer gemacht. Haben sie aber letztendlich doch aufgenommen.)
(Und wenn Sie unsere Häuser stürmen, weil wir Ihre Lieblingsband hier aufgenommen haben, können Sie das dann wenigstens tagsüber machen? Es ist nervig, wenn sie mitten in der Nacht hereinstürmen. Außerdem ist „The King of Limbs“ verdammt gut. Reißt euch zusammen, Radiohead-Armee.)
Die enttäuschendsten Alben aller Zeiten (15): Elton John – „A Single Man“
Elton Johns unbestrittene goldene Zeit erstreckte sich von „Elton John“ aus den 1970er Jahren bis zu „Captain Fantastic and the Brown Dirt Cowboy“ aus dem Jahr 1975. (Man könnte argumentieren, dass es auf „Caribou“ aus dem Jahr 1974 eine ganze Reihe schwacher Titel gibt, aber insgesamt ist es immer noch ein starkes Album.)
Die Qualität von „Rock of the Westies“ (1975) und „Blue Moves“ (1976) ließ deutlich nach, aber der Tiefpunkt wurde erst 1978 mit „A Single Man“ erreicht. Es ist das erste Album ohne den Texter Bernie Taupin. Und bei aller Entschuldigung für Johns neuen Kollaborateur Gary Osborne, er ist kein Bernie. Er kommt nicht einmal in die Nähe.
Erschwerend kam hinzu, dass John in einer tiefen Depression steckte und hoffnungslos kokainsüchtig war. Die Songs litten sehr darunter, mit der einzigen Ausnahme des schimmernden Instrumentalstücks „Song for Guy“. Der Rest ist einfach nur sofort zu vergessender Schnickschnack. „’A Single Man‘ zeigt, wie schmal der Grat zwischen austauschbarem Radiopop und Fahrstuhlmusik wirklich ist“, schrieb Stephen Holden vom ROLLING STONE in einer bösartigen Verrissen, „und deutet darauf hin, dass Elton John, der öffentlich darüber jammert, nicht ernst genommen zu werden, sich nur für eines interessiert hat: dass die Hits nicht aufhören wollen. Mögen sie es nicht.“
