Die drei für sie im Leben wichtigsten Dinge besingen Gene auch auf ihrer neuen LP. Warum aber rocken sie jetzt wie Status Quo?
Shock, horror, panic: Martin Rossiter ließ sich eine Sträflings-Frisur verpassen! Er vermöbelt neuerdinss Nörsler im Publikum! Sei5ter ließ sich eine Sträflings-Frisur verpassen! Er vermöbelt neuerdings Nörgler im Publikum! Seine Band Gene rockt und rollt jetzt wie Status Quo! Eitel posiert sie erstmals auf dem Cover der neuen Platte! Und macht politische Texte…
Wenigstens von Morrissey und den Smiths redet im Zusammenhang mit Gene nun keiner mehr. Gern nehmen englische Musikjournalisten ihre Ritterschläge wieder zurück. Ist mit dem dritten Album „Revelations“ nun tatsächlich alles anders geworden bei den einst ja so hochgelobten Gitarrenhelden? „Wir haben uns bestimmt nicht extrem verändert“, behauptet Sänger Rossiter. „Vielleicht sind wir etwas jünger geworden! Mit dem neuen Album wollten wir jetzt endlich mal die Atmosphäre rüberbringen, die uns bis dato nur bei unseren Live-Auftritten gelungen ist Man soll spüren, daß wir auch im Studio Spaß hatten.“ Und, hatten sie? „Aber ja – es lief gerade die Fußball-WM. Und so zogen wir uns in den Pausen etwa ‚Spanien: Nigeria‘ rein.“
Eigentlich gab es schon immer politische Songs von Gene – wie „Her Fifteen Years“ zum Beispiel. Ob es an der eigenen Entwicklung oder an der politischen Situation in England liegt, daß es auf „Revelations“ ein paar Kommentare mehr geworden sind, vermag Rossiter nicht zu beantworten. Fakt jedenfalls ist, daß ihn die neue Regierung die Fäuste ballen läßt. Der größte ihrer vielen Fehlen „Blair führt sich sehr clintonesk auf, will immer alle gleichzeitig glücklich machen und geht deshalb viel zu viele Kompromisse ein. Man kann nicht gleichzeitig die Leute in Hampstead und die Leute in den Docks glücklich machen! Die Strukturen in der Labour Party werden zunehmend diktatorischer, die Basisarbeit fallt immer mehr unter den Tisch. Erschreckend für jemanden, der Sozialist durch und durch ist wie ich.“ Derart gefrustet – „there’s no love left in the left“ – erinnerte sich Rossiter der beiden anderen Dinge, die im Leben und auf Gene-Platten neben der Politik zählen: Liebe und Alkohol.
Vor kurzem zog er samt Frau und Töchterchen nach Brighton um – dort verbringt er viel Zeit in den Pubs und beguckt Leute. Auch wenn Gene nicht mehr ab „everybodys favourite guitar band“ gelten, so ist „Rozzer“ dennoch zufrieden mit dem Erreichten. Stören würde es ihn aber kaum, so feig zu sein wie Mariah Carey und Bon Jovi. Einen todsicheren Hit hat er sich schon mal von Catatonia stibitzen lassen: „Eines Nachts lag ich wach und klagte meiner Frau was von meinem writer’s block vor. Worüber sollte ich nur noch schreiben? ‚Wie wär’s mit einem Song zum Thema roadrage?, meinte sie, aber irgendwie kriegte ich das nicht hin. Pech, denn nur Wochen später sausten Catatonia mit ihrem ‚Road Rage‘ in die Charts.“