Die Diskografie des deutschen Punk erzählt von Unzulänglichkeiten
Kein Vorzählen -am Anfang der deutschen Punk-Diskografie stimmt tatsächlich einer kurz die Gitarre, dann klingt es zuerst fast wie Pink Floyd, der Gesang kommt spät. „Testbild“ ist das erste von elf Stücken auf der Doppel-Single von Mittagspause aus Düsseldorf (oben links), die Mitte 1979 erschien. Natürlich nicht die erste deutsche Punk-Platte, aber die erste, die gilt. Ein Prototyp: Sie schlugen nur deshalb auf Gitarren, weil nichts anderes zur Hand war, es war kein Rock’n’Roll (wie bei den Sex Pistols) und es konnte nie Nummer eins werden, weil sie viel zu wenig Exemplare pressen ließen.
Wie überall waren in Deutschland die eiligen Formate die wichtigsten, die 7″-Single, ausnahmsweise auch die Compilation (o.r.: „Geräusche für die 80er“ vom ZickZack-Label)- Die Schallplatten erzählen die Geschichte trotzdem nur unvollständig, denn niemand kann heute beim Hören eines frühen DAF-Stückes nachempfinden, was die Konzertgänger damals so elektrisiert hat. Die Wucht der Einstürzenden Neubauten (Single „Kalte Sterne„, ganz unten) wurde nie vernünftig aufgenommen. Relative späte Alben von Abwärts und Palais Schaumburg sowie die poppigeren Singles von Der Plan (unten Mitte) haben bleibenden Wert, aber am aufschlussreichsten sind die gescheiterten oder halbfertigen Projekte: die Kassetten-Sampler, bei denen kein Korrektiv eingreifen konnte. Die erste Single von S.Y.P.H., „Viel Feind, viel Ehr“, deren Cover die Band fotokopieren musste, weil keine Druckerei die Vorlage mit dem Bild des Terroristen Christian Klar annahm. Die indizierte „Bullenschweine“-7″ von Slime(r.).
Empfehlenswert bleibt die Doppel-CD-Anthologie „Verschwende deine Jugend“. Und natürlich,, Monarchie und Alltag“ von den Fehlfarben, sicher das einzige Musikbeispiel aus den frühen Jahren, das über übliche Plattenvertriebswege die Erschütterung bis ins letzte deutsche Nest brachte.