Die Disco-Art-Punks The Rapture aus New Yoork werden für einen Clubhit geliebt, ihre LP ist schwieriger
Vor zwei Jahnen haben The Rapture eine Platte beim „Sub Pop“-Label in Seattle gemacht, und da herrscht nun wirklich keinerlei Dance-Gefahr für den Gitarrenfreund. Diesen Sommer aber waren The Rapture auf Ibiza und sind in einem richtigen Brüste-raus-Raveclub aufgetreten. Deshalb ist Sänger und Bassist Mattie Safer in der seltenen Lage, als ehemaliger Jazz-Student und auch sonst vernünftiger Mensch Bericht zu erstatten – wie ist es da denn so?
„Zum Glück geht es den Leuten nicht um Musik, weil die Musik, die da läuft, meistens sehr eklig ist. Bei dieser Art Partykultur geht es unter anderem darum, dass Leute sich bestimmte Charaktere ausdenken und jeden Abend verkleidet die Runde durch die Clubs machen. Nicht wie im Rock’n’Roll, wo man einfach eine Sonnenbrille aufsetzt und sich betrinkt. Es gibt zum Beispiel einen, ääh, Kleinwüchsigen, der immer einen Baseballschläger dabei hat. Der ist ganz berühmt.“ Man wollte The Rapture dort hören, weil die Band letztes Jahr einen wahrhaftigen Party-Hit gelandet hat, „House Of Jealous Lovers“. Club-DJs nehmen meistens einen Remix ohne Gesang, das Original mit dem vollen Rock’n’Roll-Quartett läuft eher (na wo wohl?) in Indierock-Discos. „Es ist unser ‚Wrote For Luck'“, sagt Safer in Anspielung auf die Hymne der Happy Mondays von 1989. „Die Happy Mondays waren auch keine reine Dancefloor-Band, aber sie haben es damals geschafft, den kulturellen Abgrund zwischen Indierockern und den eisten Ravern zu überbrücken.“ Nur einen Pillen-Sommer lang. Es ist schön und aufregend, dass das jüngste Punk-Revival Tänzer und Konzert-Rumsteher wieder näher zusammengebracht hat, aber die erwähnte Spannung zwischen „Sub Pop“ und Ibiza geht dadurch nicht weg, und The Rapture werden wohl eine etwas einsame Band bleiben, die weder die einen noch die anderen richtig liebhaben. Daheim in New York haben sie in der letzten Winterpause mit dem Produzenten-Duo DFA das Album „Echoes“ zusammengefiebert, eine einzigartige, fast unerträglich extrovertierte Disco-Art-Punk-Platte im Geist von Gang Of Four und Talking Heads, mit mehr Wissen um House und Techno halt.
Und auf Ibiza? „Als der DJ Ewan Pearson auflegte, kam diese schreckliche Frau, auch so eine Party-Figur, hat sich hinter sein Pult gekniet und wollte ihm einen blasen. Er sagte: ‚Könntest du das bitte lassen? Ich versuche hier aufzulegen!‘ Hinterher rief sie durchs Mikrofon: ‚Und das war DJ Too-scared-to-get-a-blowjob!‘ Das war das lustigste Erlebnis“, erzählt Mattie Safer. „Nein, nicht ganz. Einmal haben wir 24 Stunden lang unseren Saxofonisten gesucht.“