Die britische Band Clearlake wird nach zwei Alben für die Smiths-Nachfolge gelobt – zu ihrem Unbehagen aber auch mit Blur verglichen
Jason Pegg ist ein distinguierter, sehr entgegenkommender junger Mann und seine Band Qearlake derzeit eine der positivsten Erscheinungen Brightons. Pegg bekommt Arbeitslosenunterstützung, und so bleibt neben dem Texteschreiben noch ausreichend Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Bob Dylan, Randy Newman, The Simpsons und Woody Allen.“Interiors“ ? Mann, wie deprimierend. „Annie Hall“? Immer noch der Beste. „Sweet And Lowdown“? Verdammt, noch nicht gesehen. „Was ich an den Filmen von Woody Allen so liebe“, setzt Pegg an, „sind die unvorhersehbaren Wendungen. Da gibt es diese komplett trostlosen Stellen – und schon im nächsten Moment folgt eine urkomische Slapstick-Einlage. Genauso ist es mit den ‚Simpsons‘: Gerade war noch alles verdunkelt und trist, und nur wenige Minuten später sieht man etwas rührend Optimistisches, und es bricht dir das Herz.“
Es lässt sich Ahnliches sagen über Peggs Texte auf „Cedars“, dem gemütvollen zweiten Clearlake-Album. Das Debüt „Lido“ verkaufte in der Heimat recht ordentlich, Jarvis Cocker lobte, man spielte beim Meltdown-Festival und verpasste Scott Walker um lediglich fünf Minuten. Wo die britischen Pressebeauftragten bei der ungeliebten, weil zu schlauen Band Gene immerzu den Smiths-Prügel rausholten, haben sie den mal schwelgerischen („The Mind Is Evil“), mal zupackenden („Can’t Feel A Thing“) Pop von Clearlake liebgewonnen, obwohl auch hier ein dezenter Hinweis auf Morrissey durchaus greifen würde.
Pegg ärgert das kaum: „Es ist schon lustig. Ich denke nämlich gar nicht, dass meine Stimme nach Morrissey klingt. Oder findest du, sie klingt wirklich nach Morrissey?“ Och, geht so. „Tja, jedenfalls: Es ist kein Geheimnis, dass ich die Smiths geliebt habe und immer lieben werde. Textlich und musikalisch gibt es kaum etwas Aufregenderes. Es gab einmal eine Zeit, in der wir ständig mit Blur verglichen wurden, was mich viel mehr geärgert hat. Ich meine: Blur stören mich nicht wirklich, aber ich mag sie auch nicht so besonders.“ Na, dann eben nicht.