Die Blumen, die Bienen
Laura Veirs sang ihr erstes Lied einer Yak-Herde vor - inspiriert von gewaltiger Natur
Niemand singt von der Liebe wie Laura Veirs: Heiße Asche regnet, Meerjungfrauen schimmern in den Wellen, Aale und Seegras gleiten vorbei. Fish with no eyes, 10000 leagues beneath the sea, wide Spider stars: Es ist ein einmaliger Blick auf die Welt, den Veirs uns Ahnungslosen auf ihrem neuen Album „Year Of Meteors“ eröffnet. Ging es auf dem letzten Album „Carbon Glacier“ um die Beschreibung eines nordamerikanischen Bergmassivs, erkennt Veirs diesmal das wortlos Mystische, allumfassend Metaphysische tief unten im Ozean und weit oben im Himmel. Vom Vater habe sie diese Faszination gelernt, sagt Veirs und erinnert sich an viele Reisen im Hippie-Bus durch die kanadische Menschenleere, wo der Umweltaktivist und Physiklehrer seinen Kids nicht nur erklärt habe, warum die Sterne funkeln – sondern auch, daß ihr Funkeln wunderschön sei. „JIch habe immer versucht, meinen Enthusiasmus für die Natur, den Ozean und die Tiere zu Liedern zu machen“, erklärt Veirs, die übrigens graduierte Geologin ist. „Es ist schön, daß das jetzt langsam auch von Außenstehenden richtig verstanden wird.“
Daß die Idee der Laura Veirs von immer mehr Menschen verstanden wird, liegt auch am Musikalischen: Unter Mithilfe von lauter stadtbekannten Seattlern bekommt der Produzent und Trommler Tucker Martine auf „Year Of Meteors“ großartig kreative, um Veirs‘ Gitarre herumgestellte Arrangements hin. Wie sich der leicht intellektuelle Goffeehouse Folk in all den knorrigen Gitarren, klein gehaltenen Trommeln und intuitiv getupften Tastenklängen zu einem sehr charakterstarken Klanggebilde verbindet, das ist das Tolle an dieser Platte. „Wir kennen uns nach all den Konzerten sehr genau“, nennt Veirs einen Grund fürs gute Zusammenspiel, „außerdem hat die Band zum ersten Mal gleichzeitig mit mir eingespielt – früher bin ich immer zuerst allein im Aufnahmeraum gewesen, und die anderen kamen hinterher dazu. Bei diesem Mal war alles viel organischer.“ Und organischer findet Laura Veirs natürlich viel besser.
Der tolle Fimmel für die Natur ist übrigens nichts, das Veirs einfach so für das heillose Jahrmarktsleben als Musikerin eingetauscht hätte; Veirs beschränkt das Tourleben auf wenige Wochen und findet immer wieder Zeit für ausgedehnte Trips in irgendeine Wildnis. Wie zuletzt, als sie mit Rucksack, Zelt und Liebstem ins hohe Alaska fuhr und dort den Kontakt zum Planeten auffrischte. „Die Musik ist wunderbar, aber sie bestimmt nicht mein Leben. Ich kann das machen, solange ich solche Reisen in die Natur unternehmen kann. Ich kann dann durchatmen und meine Batterien wieder auffüllen.“
Übrigens begann auch Veirs‘ Songwriting mit einer Art mystischem Natur-Erlebnis. Diese Geschichte geht so. daß Veirs bei einer Exkursion im Nordwesten Chinas vor einigen Jahren einmal als Lagerwache zurückblieb, allein bis auf eine friedlich grasende Yak-Herde. Irgendwie lag eine Gitarre herum, und Laura Veirs, plötzlich verklärt und ein bißchen wie in Trance, entdeckte in derselben Nacht ihre Begabung zum Songwriting.
„Die Wüste dort heißt Takalamakan-Wüste, was soviel bedeutet wie: Du kannst hineingehen, aber du wirst niemals wieder herauskommen“, sagt Veirs. „Genauso sehe ich jetzt das Songwriting – ich habe damit angefangen und werde wohl nie mehr damit aufhören können.“