Die besten Songwriter aller Zeiten (24): Elvis Costello
Elvis Costello mauserte sich zum Prototyp des substanziellen Songwriter, dessen enormes Spektrum nicht zuletzt auch uramerikanische Sensibilitäten adressierte.
Die besten Songwriter aller Zeiten (24): Elvis Costello
Nachdem Elvis Costello 1977 sein Debüt als staksiger Punk-Rocker mit losem Mundwerk gegeben hatte („Ich hab immer Songs mit vielen Worten geschrieben“), sagte er 2008: „Ich mag den Effekt, dass eine Vielzahl von Bildern an deinem geistigen Auge vorbeirast“.
Er mauserte sich zum Prototyp des substanziellen Songwriter, dessen enormes Spektrum nicht zuletzt auch uramerikanische Sensibilitäten adressierte. Nach der meisterlichen Soul- und R&B-Bonanza „Get Happy!“ von 1980 folgte der Country-Abstecher „Almost Blue“ sowie mit „Imperial Bedroom“ eine Verneigung vor dem musikalischen Erbe der Tin Pan Alley.
„Beyond Belief“:
Klassische Costello-Songs – „Beyond Belief“, „Radio, Radio“, „New Lace Sleeves“, „Watching The Detectives“ oder „Oliver’s Army“ – beeindrucken durch eine imaginative Dichte und subtile Wortspiele, für die offenkundig auch die Beatles Pate standen.
Seine Fähigkeit, auch völlig unterschiedliche Stile zu umarmen, führte zu fruchtbaren Kooperationen mit Paul McCartney, Burt Bacharach, seiner Frau, der Jazzsängerin Diane Krall, sowie der Hip-Hop-Truppe The Roots.
„Was nicht bedeutet, dass mir die Songs wie Tauben in den Mund fliegen“, sagte er dem ROLLING STONE 2004. „Es gab Zeiten, in denen ich verzweifelt um Worte rang. Wenn ich in ,The House Is Empty Now‘ (auf „Painted From Memory“) von einem Haus sprach, meinte ich dieses hier.“ Und zeigte mit dem Finger zu seinem Kopf.
ROLLING-STONE-Redakteur Arne Willander über Costello:
Die Karriere des Declan Patrick Aloysius MacManus ist die Vergeltung des begabten Außenseiters und Plattensammlers an den Burschen, die den Rock‘n‘Roll gepachtet hatten und ihn nicht mitspielen lassen wollten. Als Sohn des Sängers und Trompeters Ross McManus, der mit dem in den 50er- und 60er-Jahren in England beliebten Joe Loss Orchestra auftrat, wurde er am 25. August 1954 in London geboren.
Als Kind hörte und studierte Declan die Alben seiner Eltern: Frank Sinatra und Wes Montgomery, Tony Bennett und Dean Martin, Hoagy Carmichael und Ella Fitzgerald, Hank Williams und Jim Reeves, Jazz-, Vaudeville- und Schlager-Platten. Dann entdeckte er die Beatles und die amerikanische Soul-Musik; mit 16 schrieb er die ersten Songs. Vielleicht würden wir ihn heute nicht kennen, wenn er weiterhin epigonale Folk-Songs mit den Bands Flip City und Rusty gespielt hätte. Die einzige bekannte Arbeit, die Declan ausübte, war das Stanzen von Lochkarten.