Die besten Songwriter aller Zeiten (18): Prince
Prince lernte schon frühzeitig, wie man einen mörderischen Funk-Groove mit einem cleveren Pop-Hook veredelt
Seine Talente als Multi-Instrumentalist, Produzent, Arrangeur, Bandleader und Performer sind Legende. Doch sie alle wären ohne seine eigenen, hochgradig eigenwilligen Songs wohl nicht zum Tragen gekommen. Inhaltlich drehte sich bei Prince (fast) alles um das Eine. Kein Songschreiber hat sich so ausführlich und erfinderisch mit Sex beschäftigt – ob er nun einen kleinen Flirt thematisierte wie in „Little Red Corvette“ und „U Got The Look“ oder mehr schweißtreibende Aktivitäten wie in „When Doves Cry“ und „If I was Your Girlfriend“.
Musikalisch hingegen kannte sein Horizont keine Grenzen. Er lernte schon frühzeitig, wie man einen mörderischen Funk-Groove mit einem cleveren Pop-Hook veredelt. Prince meisterte alle Variationen des klassischen Rock-Songs. Vom Drei-Akkorde-Brüller („Let’s Go Crazy“) bis zur seimigen Power-Ballade („Purple Rain“).
Den Orbit des Pop-Songs verlassen
Danach verließ er mit seinen harmonischen Experimenten und den zunehmend jazziger werdenden Kompositionen den Orbit des Popsongs endgültig.
„Er fand die richtige Balance zwischen Innovation und Amerikas Verdauungsorganen“, analysierte Questlove sein großes Idol. „Er war der einzige Musiker, der einem Baby Nahrung zuführte, die man normalerweise nicht mal einem größeren Kind zugemutet hätte. Aber da er ein Meister der richtigen Dosierung war, wusste er genau, wie er eine erfolgreiche Verdauung gewährleisten konnte.“
Noch blumiger war eigentlich nur Prince selbst, wenn er den kreativen Prozess beschreiben sollte: „Manchmal höre ich eine Melodie in meinem Kopf“, sagte er in einem Interview von 1998, „und sie ist die erste Farbe eines Gemäldes. Dann nimmt man andere Sounds, um den Song Schicht um Schicht aufzubauen.“
Dr. Fink versteigert mega-rares, unveröffentlichtes Rebels-Album von Prince
Er war einer der ausdauerndsten Weggefährten von Prince: Matthew „Matt“ Fink alias Dr. Fink. Der Keyboarder war in der Band des Maestros zwischen 1978 und 1991, also in der imperialen Phase des Genies. Fink spielte auf Alben wie „Dirty Mind“ (1980) und „Parade“ (1986) wie ein „Tastenderwisch“ und wurde im „Purple Rain“-Song „Baby I’m a Star“ von Prince gar ausgerufen.
Der Keyboarder mit dem Doktorkittel-Bühnenkostüm und Stethoskop möchte nun 39 Kassetten aus einem persönlichen Prince-Archiv versteigern. Alles Raritäten.
Zwischen 6.000 und 12.000 Euro
„The Dr. Fink Collection: Collection of 39 Prince Archival Cassette Tapes c. 1979 – 1990“ heißt die Auktion auf „Invaluable“. Der Schätzpreis der bis zum 15. November laufenden Versteigerung liegt zwischen 5.000 und 10.000 Britischen Pfund (zwischen 6.000 und 12.000 Euro).
Versprochen wird „ein Archiv der Proben, Live-Shows und Studioauftritte“ und „seltene Einblicke in die Arbeitsweise des notorisch zurückgezogenen Musikers in verschiedenen Epochen und Projekten. Mit Material, das von seiner Zeit als Proben und Auftritte mit seiner Band in den späten 1970er Jahren bis zu den Zeiträumen kurz vor und nach seinem Oscar-Gewinn für den inzwischen zum Klassiker gewordenen Film ‚Purple Rain‘ von 1984 reicht. Sie zeigen auch, wie der legendäre Künstler seine Band während der Proben anweist. Wie sie ihre Parts spielen sollen, und wie er mit ihnen bespricht, wie einige seiner Musikstücke aufgeführt werden sollen.“
„The Rebels“
Viele der Aufnahmen sind (Bootleg-)Sammlern schon bekannt, wie die „Controversy Rehearsals 1981“, „Get On Up Mountain Long Version 1986“ und das legendäre „Prince Lovesexy Rehearsal 1988“. Eine echte Rarität (wenn auch im Netz zu finden) ist das Tape von „The Rebels“, ein Hardrock-Bandprojekt von 1980 mit Prince und Dez Dickerson als gleichberechtigte Songwriter. Prince ließ das Projekt dann fallen.
„Zu jeder Aufnahme in der Sammlung gehören auch MP3- und WAV-Dateien. Da die Aufnahmen mit verschiedenen Technologien, darunter Ghettoblaster, High-End-Studioausrüstung und Mischpulte, gesammelt wurden, ist die Audioqualität der Sammlung von Band zu Band unterschiedlich“, heißt es weiter. Außerdem weisen die Hüllen eine Vielzahl von Rissen, Brüchen und abblätternden Etiketten auf. Dieses Los wird von einem Echtheitszertifikat begleitet, das von Dr. Fink mitunterzeichnet wurde.“
Nicht ohne Reiz, aber vielleicht zu privat
Echte Sammlerstücke also. Die Frage ist, welche dieser Raritäten auch von den Nachlassverwaltern veröffentlicht werden könnten. Prince-Boxen gibt es nahezu jedes Jahr (2024 nicht). „The Rebels“ würde sich lohnen, da es sich hierbei um eine abgeschlossene Produktion handelt. Tournee-Rehearsals sind intime Momentaufnahmen. Nicht ohne Reiz, aber vielleicht zu privat.